Kapitel 14

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Anna lag noch lange wach, Bors war längst eingeschlafen. Obwohl sie müde war, konnte sie kein Auge zumachen. Ausserdem war sie durstig. Sie beschloss aufzustehen, Wasser zu trinken und dann zu duschen. Leise und vorsichtig versuchte Anna sich aus Bors Umarmung zu befreien. Als sie es endlich schaffte, ohne ihn zu wecken, stand sie schnell auf. Sie schwankte leicht und sie fühlte sich wieder ein wenig benommen. Die Droge und der Alkohol wirkten nach. Schwankend nahm sie ihr Kleid vom Boden, zog es hastig an und öffnete leise die Tür. Sie schloss die Schlafzimmertür und knipste das Licht an. In der Küche lagen immer noch die Tellerscherben und Spiegeleier auf den Boden, die sie fallen gelassen hatte. Die Küchenuhr zeigte, dass es fast ein Uhr morgens war. Vorsichtig ging sie zwischen den Scherben zum Kühlschrank, holte eine Literflasche Wasser heraus und ging vorsichtig wieder zur Theke, wo keine Scherben lagen. Sie öffnete die Wasserflasche und trank mit einem Zug die halbe Flasche leer.
„Hast du noch ein Schluck für mich?"
Anna erschrak, drehte sich um und sah Bors, der sich lässig im Türrahmen seines Schlafzimmers lehnte. Nackt. Bors kam auf sie zu, nahm ihr die Flasche aus der Hand und trank daraus. Die Flasche stellte er danach auf die Theke und zog Anna zu sich, die wie versteinert war. Er streichelte ihr Gesicht und küsste sie innig, danach zog er sie zurück in sein Schlafzimmer. Sogleich hatte Anna ein Déjà- vu, sie landete nackt in seinem Bett, er küsste sie wieder überall und bestieg sie. Diesmal blieb der Schmerz aus, aber der seelische Schmerz den er in ihr verursachte, war gross genug. Auch diesmal brachte Bors sie zum Orgasmus und Anna schämte sich zutiefst. Sie verstand es einfach nicht, sie wollte das alles gar nicht und trotzdem kam sie zum sexuellen Höhepunkt. Und dann dieses wohlige Gefühl danach. Vielleicht will ich es doch, dachte sich Anna, und er weiss das, er sagt es mir auch immer wieder. Nach langer Zeit schlief sie erschöpft ein und wachte erst nach Mittag wieder auf. Sie lag allein im Bett, darüber war sie froh.
„Nein, ich werde heute noch in den Flieger steigen. Der Jet ist um sechzehn Uhr startklar. Sagt ihm, diesmal wird nichts dazwischen funken!"
Anna erkannte Bors Stimme hinter der Trennwand, obwohl er mit gesenkter Stimme sprach. Es schien ein hitziges Gespräch zu sein.
„Ich werde morgen früh da sein!"
Bors kam hinter der Trennwand hervor und steckte genervt sein Handy in die Hosentasche. Er blickte zum Bett und sah, dass Anna wach war. Sofort lächelte er und kam zu ihr. Anna zog die Bettdecke höher und hoffte, man würde nichts von ihrem Körper sehen.
„Hey, du hast lange geschlafen.", meinte Bors lächelnd und setzte sich auf die Bettkante. Er fing wieder, an ihr Haar zu streicheln. Sie hasste es zutiefst.
„Ich muss auf Geschäftsreise.", sagte Bors leicht bedrückt. „Aber ich schaue, dass ich so schnell wie möglich wieder zurück bin."
Anna war es gleich, von ihr aus konnte das Flugzeug, mit dem er flog, abstürzen. Er streichelte ihr Gesicht und küsste sie innig, dann stand er auf.
„Bis in ein paar Tagen.", verabschiedete sichBors mit seinem charmanten Lächeln im Gesicht. Dann ging er aus dem Zimmer.Anna wartete noch lange, bevor sie aufstand. Erst als sie sich ganz sicher war,dass Bors nicht zurückkommen würde, schlug sie die Bettdecke zurück, umaufzustehen. Dann sah sie etwas Rotes auf den weissen Lacken und schlug dieBettdecke weiter zurück. Da sah sie einen grossen roten Fleck, der nach Blutaussah. Entsetzt schaute sie den Fleck an und langsam begann Anna zu verstehen,was gestern passiert war. Bors hatte sie vergewaltigt, auch wenn es ziemlichohne Gewalt war. Sie hatte Sex mit Bors gehabt. Sie war keine Jungfrau mehr.Ihr wurde schlecht und sie fühlte sich so schmutzig wie noch nie. Schnell standsie auf und rannte nackt aus dem Schlafzimmer, in ihr Zimmer ins Bad. Sie gingsofort unter die Dusche und rieb sich so fest mit Seife ein, dass ihre Haut rotwurde. Als die Seife abgespült war, fühlte sich Anna immer noch schmutzig, alsowiederholte sie es, bis sie wieder das Gefühl von Sauberkeit hatte. Sie hatte mehrals die Hälfte der Duschflasche verbraucht, bis sie sich sauber fühlte. Dannwusch sie noch ihre Haare. Sie war fast ganze zwei Stunden am Duschen. Sietrocknete sich ab, merkte wie empfindlich ihre Haut war, und cremte sich mitBodymilch ein. Danach hatte sich ihre Haut ein wenig beruhigt, war jedoch immernoch gerötet. Rasch zog sie sich an, schnappte sich irgendein Kleid aus demSchrank und zog es an. Sie war immer noch unruhig. Was, wenn Bors zurückkam undwieder mit ihr Sex haben wollte? Lieber wollte sie geschlagen werden, als mitihm ins Bett zu gehen. War er wirklich weg? Nervös ging sie ins Wohnzimmer, eswar niemand da, auch in der Küche und im Esszimmer war niemand. Sie wartatsächlich allein. In der Küche ging sie lustlos zum Kühlschrank, achtetedarauf nicht in die Scherben zu laufen und schaute hinein. Hunger hatte siekeinen, sie wusste gar nicht wieso sie zum Kühlschrank gegangen war. Siedurchsuchte den Kühlschrank, ohne etwas zu suchen, da blieb ihr Blick bei dreiFlaschen hängen, die sie vorher gar nie beachtet hatte. Aber jetzt war ihr dieFlasche und Etikette bekannt, sie hatte sie gestern gesehen. Es waren ProseccoFlaschen, die gleichen welche sie gestern getrunken hatte. Da kam ihr die Idee.Wenn Bors zurückkam, wollte sie, wenn möglich, nichts mehr mitbekommen. Sieschnappte sich eine Flasche, suchte ein Glas und als sie fündig wurde, ging siezur Küchentheke ohne ein einziges Mal auf eine Scherbe zu treten. Sie stelltedas Glas auf die Theke und schaute sich die Prosecco Flasche genauer an, umdiese zu öffnen. Sie hatte vorher noch nie irgendeine Sektflasche geöffnet. Siewickelte das obere Papier des Flaschenhalses weg und sah, dass es noch einMetalldrähtchen um den Flaschenkopf gab. Sie entfernte auch diesen. Den Korkenrauszuziehen, entpuppte sich als schwieriger. Anna versuchte zuerst den Korken rauszuziehenund als dies nicht funktionierte, begann sie den Korken zu drehen, was besserging. Der Korken war fast draussen, als Anna den Korken losliess um sich denSchweiss von der Hand zu wischen. Ihre Hand wischte noch an ihrem Kleid, als miteinem lauten Knall der Korken auch schon aus der Flasche flog. Der Korkenschoss aufs Glas zu, stiess es zu Boden, wo es in tausend Stücke zerbrach, dannan die Decke, knapp an der Deckenlappe vorbei und landete überraschenderweiseim Spülbecken. Anna war natürlich erschrocken, sie hatte nicht gewusst, dasssie den Daumen stets auf den Korken halten müsste, um genau dies zu verhindern.Nun lagen überall im Küchenraum Scherben und die Scherben des Glases waren schwerzu erkennen. Trotzdem schaffte es Anna ins Wohnzimmer, ohne auf eine Scherbe zutreten. Sie würde einfach aus der Flasche trinken. Im Wohnzimmer blickte sie auf den Balkon und der Aschenbecher stach ihr ins Auge. Sie ging auf den Balkon, holte sich den Aschenbecher und ging ins Zimmer zurück. Sie holte noch Stevens versteckte Zigaretten aus dem Kleiderschrank und ging auf ihren Balkon hinaus. Draussen war es heiss und schwül. Anna setzte sich, schaute über das Meer, trank aus der Flasche und als diese fertig war, holte sie sich eine zweite. Wobei sie es dieses Mal nicht schaffte auf keinen der Scherben zu treten. Es war jedoch nicht schlimm, sie zog die Scherben raus, öffnete die Flasche, was ihr deutlich besser gelang als beim ersten Mal und ging bereits leicht beschwipst zurück auf den Balkon, wo sie saufend und rauchend hinaus aufs Meer blickte.

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt