Kapitel 29

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„Ich habe sie gefunden!", hörte Anna jemand rufen. Sie hörte Schritte und Stimmen näher kommen, dann waren sie ganz nah.
„Wo ist sie? Wo ist die kleine Schlampe?", hörte sie James wütend knurren.
„Ach du verdammte Scheisse!", rief eine andere Stimme, Anna glaubte Ricks Stimme zu erkennen. „Du hast sie getroffen!"
„Geschieht ihr recht!", meinte James wütend. „Sie ist davon gelaufen."
„Sie ist schwanger, du Vollidiot!", rief Rick zornig aus, kniete neben Anna hin und drehte sie sanft um. Anna stöhnte, ihr Kopf tat weh und sie spürte nun die Wunde an der Seite, sowie die an ihrem Knöchel. Sie blinzelte und langsam konnte sie wieder scharf sehen. Sie blickte in Ricks besorgtes Gesicht.
„Alles in Ordnung?", fragte Rick und half ihr aufzustehen. Anna wollte gerade eine wütende Antwort geben, als James sie gegen einen Baum drückte.
„Wo ist der Junge?", knurrte er wütend.
„Woher soll ich das wissen?", erwiderte Anna zornig und stiess James von sich weg. „Wegen euch Idioten konnte ich ihn nicht einholen."
Die Männer blickten sich gegenseitig unsicher an, bis auf James, er blickte sie weiterhin wütend an.
„Du wolltest nicht verschwinden?", fragte Ma- Long unsicher.
„Nein, natürlich nicht!", log Anna und blickte Bors Männer zornig an. „Ich wollte Adrian zurückbringen."
„Ich glaube dir nicht!", knurrte James und stellte sich drohend vor Anna hin. „Wo ist er?"
„Ich weiss es nicht!", log Anna erneut.
„Ich sollte dich schlagen!", meinte James grimmig. „Vielleicht redest du dann."
„Na los, tu es!", forderte Anna ihn heraus. James wollte gerade zuschlagen, als Rick ihn aufhielt.
„Vergiss dich nicht James! Der Boss wird dir den Arsch aufreissen, wenn er dich nicht gerade umbringt, weil du auf sie geschossen hast."
James blickte Rick wütend an, dann Anna und spuckte auf den Boden.
„Durchsucht den Wald, findet diesen Jungen!", befahl James mit wütender Stimme. „Rick und ich werden Annalia zurück ins Haus bringen."
Die Männer nickten und verteilten sich, um den Wald nach Adrian zu durchsuchen. Anna hoffte, dass Adrian schon weit weg war.
„Na los, Bewegung!", herrschte James sie an und packte sie am Oberarm, doch Anna befreite sich aus seinem Griff.
„Ich kann allein gehen!", wetterte sie, funkelte James böse an und lief mit hocherhobenen Kopf an ihm vorbei, wenn auch hinkend. James und Rick führten sie aus dem Wald, zurück auf die Strasse, in Richtung der Villa. Es fiel Anna immer schwerer zu laufen, da ihre Wunden sie schmerzte.
„Ich bringe sie in den Keller!", informierte James Rick, als sie wieder im Haus waren. „Du ruf den Boss an und sag ihm, dass wir Annalia haben, dann geh und hilf den anderen den Jungen zu suchen!"
„Ich sollte mich um ihre Wunden kümmern und du solltest sie nicht im Keller einsperren.", meinte Rick bestimmt, doch James blickte ihn zornig an.
„Tu was ich dir sage!", befahl James bedrohlich, packte Anna und zog sie grob die Treppe zum Keller hinunter.
„Lass mich los!", rief Anna laut aus und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch James hielt sie eisern fest. Er brachte sie in den Kellerraum, wo er sie anketten konnte, mit aller Kraft versuchte sich Anna gegen ihn zu wehren. Doch James nutzte ihre Wunde an der Bauchseite, in dem er einmal fest darauf drückte. Sie schrie vor Schmerz auf und während sie sich davon erholte, hatte James sie bereits angekettet.
„Du hast kein Recht mich einzusperren!", fauchte Anna ihn an, während er den Knopf betätigte, welcher die oberen Ketten in die Decke einrollen liess.
„Doch das habe ich, denn im Moment habe ich das Sagen!", erwiderte James höhnisch.
„Du wirst es noch bereuen, sobald Bors hier ist!", drohte Anna giftig, während ihre Arme von den Ketten leicht seitwärts nach oben gezogen wurden, sodass sie ein V bildeten.
„Das werden wir noch sehen.", meinte James immer noch feixend und drückte den Knopf erneut, um die Ketten anzuhalten. „Mal sehen wen der Boss bestrafen wird, sobald ich ihm alles erzählt habe."
Mit einem letzten hämischen Grinsen, verliess er den Raum und schloss die Tür hinter sich zu. Zornig blickte Anna auf die verschlossene Tür und hoffte, dass Adrian es schaffte Hilfe zu holen. Sie überlegte wie lange Bors brauchen würde, um zurück auf sein Anwesen zu fahren. Er war bereits fast drei Stunden weg gewesen, als sie und Adrian ihre Flucht begannen, also würde sie sicher eine Weile warten müssen, bis er hier war. In dieser Zeit hatte Adrian mit Steven bestimmt schon das französische Konsulat erreicht und dann würde es nicht mehr lange dauern, bis Hilfe kam, da war sich Anna sicher. Wenn alles gut geht, sind meine Freunde heute Abend alle frei, dachte sie sich, und mit ein wenig Glück ich auch.
Während Anna weiter wartete, hoffte und betete sie, dass alles gut gehen würde. Die Zeit verging und ihre Arme begannen, neben den Schusswunden, zu schmerzen. Irgendwann hörte sie wie die Tür entriegelt wurde und Bors hereinkam, gefolgt von James. Bors sah wütend aus und Anna fürchtete sich ein wenig vor ihm.
„Endlich bist du da!", rief sie mit gespielter Erleichterung, sie musste ihr Spiel weiterspielen. Bors ging wütend auf sie zu und Anna befürchtete bereits das Schlimmste. Bors betrachtete den Streifschuss an ihrer linken Bauchhälfte und sein Blick wurde noch zorniger.
„Bist du sonst noch irgendwo verletzt?", wollte er mit beherrschter Stimme wissen, während er ihre Wunde weiter betrachtete.
„Am Knöchel habe ich noch eine Streifwunde.", antwortete Anna leise und bekam noch mehr Angst. Bors ging in die Hocke und schaute sich die Wunde an ihrem Knöchel an, dann richtete er sich wieder auf, sein Gesicht wutentbrannt. Anna bereitete sich auf Bors Wutausbruch vor, doch  Bors wendete sich von ihr ab und ging auf James los. Mit einem Fausthieb mitten ins Gesicht, brachte Bors James zu Boden.
„WIE KANNST DU ES WAGEN AUF MEINE FRAU ZU SCHIESSEN!", brüllte Bors James an, packte ihn, hob ihn hoch, um ihn erneut ins Gesicht zu schlagen. „AUF MEINE SCHWANGERE FRAU!"
Wutschnaubend blickte Bors auf James hinunter, seine Lippen waren aufgeplatzt und oberhalb seines linken Auges hatte er eine Platzwunde.
„Sie wollte abhauen Boss.", versuchte James sich zu verteidigen. „Mit diesem Jungen."
„Das ist gar nicht wahr!", rief Anna dazwischen. „Ich bin Adrian hinterher gerannt, weil ich ihn zurückbringen wollte."
„Sie lügt!", rief James aus und rappelte sich auf. „Ich bin mir sicher, dass sie mit dem Jungen verschwinden wollte! Sie hätte uns schliesslich rufen können, als er abhaute!"
„Wieso hast du niemand zur Hilfe gerufen?", fragte Bors Anna, seine Aura strahlte immer noch Wut aus und Anna war froh, dass er sie nicht gegen sie richtete. Noch nicht.
„Dafür war keine Zeit!", log Anna weiter. „Jede Sekunde zählte, unsere Zukunft hängte davon ab, dass ich Adrian einholte, was ich nicht konnte da ich zweimal angeschossen wurde."
Bors schaute sie lange an und Anna fürchtete, dass er ihr nicht glauben würde, wobei sie vor allem die Strafe fürchtete. Doch Bors nickte und wandte sich wieder James zu.
„Wo ist der Junge jetzt?", wollte er wütend von ihm wissen.
„Ich weiss es nicht.", antwortete James ehrfürchtig. „Die Männer durchsuchen die Gegend, haben ihn aber noch nicht gefunden."
„Soll das heissen, dass du ihn entkommen lassen hast, weil du zu beschäftigst warst auf meine Frau zu schiessen?", bellte Bors immer wütender und lauter. „Und jetzt bist du nicht imstande einen Jungen zu finden, der sich hier nicht auskennt?"
„Ja Boss.", antwortete James kleinlaut und sah wie ein verprügelter Hund aus. Bors verpasste James erneut einen Fausthieb ins Gesicht, er hob ihn wieder hoch, holte ein klappbares Jagdmesser aus seiner Hosentasche hervor und presste James gegen die Kellerwand.
„Damit werde ich deine Strafe ausüben.", knurrte Bors wütend und hielt James sein Jagdmesser unter die Nase. „Aber zuerst wirst du Anna aus den Ketten befreien und dich danach mit den anderen an der Suche beteiligen!"
Anna konnte sehen, wie James sich fürchtete, leer schluckte und nickte. Gerade als Bors James losliess, betrat Jack aufgeregt den Raum.
„Boss, ich habe Adrian gefunden!", informierte Jack Bors und Annas Herz rutschte in die Hose.
„Wo?", fragte Bors sofort.
„Im französischen Konsulat in Kiashuhu."
„Was?", knurrte Bors wütend. „Wie ist er dorthin gekommen?"
„Keine Ahnung.", erwiderte Jack leicht zornig. „Ein Freund von mir arbeitet bei der dortigen Polizei, er hat mich angerufen. Boss sie sind auf dem Weg hierher!"
Anna atmete erleichtert auf, Adrian hatte es geschafft. Schnell versuchte sie, ihre Erleichterung in ihrem Gesicht verschwinden zu lassen, doch Bors hatte es bereits gesehen.
„Jack, ruf die Männer zurück und leite die Flucht ein!", befahl Bors mit wütender Stimme, ohne den Blick von Anna zu nehmen. „James, versuche Steven zu erreichen!"
Beide Männer nickten und verliessen den Raum, um so schnell wie möglich die Befehle auszuführen. Langsam ging Bors auf Anna zu, seine Aura strahlte ungezügelte Wut aus und Anna blickte ängstlich auf das Jagdmesser in Bors Hand.
„Du hast es gewusst!", knurrte Bors sie wütend an und blieb rechts neben ihr stehen.
„Nein, ich wusste von nichts.", log Anna und ihr Herz klopfte wie wild, weil sie die Strafe fürchtete.
„LÜG MICH NICHT AN!", schrie Bors sie an und Anna zuckte zusammen.
„Ich wusste von nichts.", wiederholte Anna und drehte ihren Kopf zu ihm. „Glaub mir Geliebter!"
„Nenn mich nicht so, wenn du mich anlügst!", knurrte Bors wutentbrannt. „Ich habe gesehen wie erleichtert du warst, als du hörtest, dass Adrian im Konsulat ist. Du hast unsere Zukunft in Gefahr gebracht und unser ungeborenes Kind! Du kannst von Glück reden, dass du schwanger bist, weil ich mich sonst vergessen würde!"
Da konnte Anna nicht anders als höhnisch aufzulachen und Bors blickte sie irritiert und wütend zugleich an.
„Ich bin nicht schwanger!", offenbarte sie ihm und genoss seinen fassungslosen Blick.
„Steven sagt, dass du schwanger bist. Er hat einen positiven Schwangerschaftstest.", erwiderte Bors wütend.
„Ich habe Steven getäuscht, in dem ich einen zweiten Streifen auf den Test gezeichnet habe.", meinte Anna mit einem süffisanten Lächeln und genoss weiter seinen fassungslosen Blick und wie seine heile Welt in sich zusammenfiel. Bors lief zur hinteren Wand, sodass Anna ihn nicht mehr sehen konnte und so blickte sie nach vorne.
„Du lügst!", knurrte Bors voller Wut.
„Nein, tu ich nicht und du weisst es auch!", erwiderte Anna höhnisch lachend.
„DU LÜGST!", schrie Bors wutentbrannt und rammte sein Jagdmesser von hinten in Annas rechte Schulter. Anna schrie vor Schmerz auf und ihr wurde kurz schwarz vor den Augen. Bors tauchte in ihrem Blickwinkel auf, er blickte sie vor Wut schäumend an, doch er sagte kein Wort. Er stand da, schaute sie an, verletzt und wütend zugleich, dann drehte er sich um und ging aus dem Raum. Anna keuchte vor Schmerz, jede einzelne Bewegung und Atmung, verursachte ihr Schmerzen, als würde das Jagdmesser erneut zustechen. Dann dämmerte es Anna, dass Bors das Messer nicht herausgenommen hatte, sondern es immer noch in ihre Schulter steckte.

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt