Kapitel 3

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Was dachte sich dieser Bors eigentlich? dachte Anna wütend, dieser, dieser... Aber Anna kam einfach nicht zum passenden Wort. Sie hatte nämlich keine Ahnung was für ein Typ Mann dieser Bors war. Die Frage, weshalb sie entführt wurde, blieb für sie unbeantwortet. Anna konnte einfach keine logische Erklärung finden. Natürlich hatte sie die Interesse von Bors an ihr bemerkt, jedoch wäre sie nie darauf gekommen, weshalb sie entführt worden ist. Jedes Mal, wenn sie anhielten, fragte Bors Steven ob sie bereits etwas gesagt hätte und zu Annas Überraschung, beantwortet Steven die Frage immer mit einem nein.
„Kein einziges Wort. Ich versuche sie ja zum Reden zu bringen, aber erfolglos!"
Eines Abends, als sie anhielten und Steven auch schon aus dem Wohnwagen gestiegen war, kamen zwei Männer mit Fesseln. Beide grinsten dreckig, was Anna kurz leer schlucken liess.
„Leg die Hände hinter deinem Rücken!", befahl der Grössere der beiden Männer mit einem starken englischen Akzent.
„James!", sagte der andere tadelnd, ebenfalls mit einem englischen Akzent. „Der Boss hat gesagt, wir müssen nett sein!"
„Und wie du weißt Rej, kann ich nicht nett sein.", meinte der Mann namens James ungehalten und Rej seufzte tief.
„Gut, sieh zu und lerne!", gab Rej an und wandte sich Anna zu. „Anna, es tut uns leid, aber der Boss hat gesagt, wir müssen dich fesseln. Und was der Boss sagt, müssen wir auch tun, also würdest du freundlicherweise deine Händen hinter dem Rücken legen?"
Das sagte er alles mit einer Babystimme. James krümmte sich vor Lachen und Rej machte ein Siegerlächeln. Anna, die auf dem Bett sass, widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu, das sie am Lesen war. Ihr war es egal, wenn sich die anderen über sie lustig machten. Erschrocken über ihre eigenen Gedanken, überlegte Anna was sie tun sollte gegen diese Männer. Aber der Satz, den sie vorher schon gedacht hatte, brachte sie zurück zur Schule. Diesen Satz hätte sie nie gedacht, wenn sie noch in der Schule wäre. Wäre!
„Hey, hast du nicht gehört was ich gesagt habe?", fragte Rej und James hörte auf zu lachen. Anna stand auf, sie wusste was sie machen würde, wenn Rej oder James sie anfassen würden.
„Lass mich das machen, Rej!", sagte James. Rej nickte und James kam drohend näher, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Ich möchte dir nicht wehtun, Süsse, aber wenn du nicht das tust, was wir wollen, habe ich keine Wahl!", sagte James drohend, da Anna aber immer noch keine Reaktion zeigte, wollte James Annas Arm ergreifen. Anna sprang zur Seite und versetzte James mit ihrer Hand, einen Schlag in den Nacken. James sackte wie eine Stoffpuppe in sich zusammen und fiel mit viel Lärm zur Hälfte auf dem Bett und auf den Boden. Rej liess wütend die Fesseln fallen, die er in der Hand hielt, und griff an. Schlechte Angriffsposition, dachte Anna, während sie leicht zur Seite sprang, um Rej ebenfalls bewusstlos zu schlagen. Wie James sackte Rej in sich zusammen und blieb neben James reglos liegen. Anna blickte zuerst ein wenig geschockt über sich selbst, auf die bewusstlosen Körper. Sie ging auf die andere Seite des Wohnwagens, setzte sich auf das Sofa und betrachtete die Körper der beiden Männer welche irgendwie Tod aussahen.
„James, warum dauert es so lange?", fragte jemand von draussen und die Tür des Wohnwagens wurde geöffnet. Anna sah zur Tür und blickte in die hellgrünen Augen des Mannes welcher Jack hiess, soweit sich Anna erinnern konnte, jedenfalls hatte Bors ihn so genannt.
„Boss!", rief Jack nach hinten, nachdem er die Situation im Wohnwagen wahrgenommen hatte, dabei liess er Anna keine Sekunde aus den Augen. Anna wandte ihren Blick von ihm ebenfalls nicht ab, auch wenn es ihr mehr als mulmig zumute, war unter Jacks Blick. Sein Blick konnte Anna nicht deuten, aber sehr wohl sein fieses Lächeln, das seine Lippen kräuselten, als Bors reinkam, dicht gefolgt von Steven. Entsetzt sah Bors seine Männer an, die am Boden lagen. Er murmelte Steven und Jack etwas zu, dann verliess er den Wohnwagen, Jack folgte ihm nach, wie ein braves Hündchen. Steven lief zu Anna und setzte sich neben ihr.
„Sie sind doch nicht Tod?", fragte Steven verunsichert und Anna schüttelte den Kopf.
„Nur bewusstlos!", antwortete sie leise. Nach einer Weile kam Bors zurück, mit einer kleinen Flasche und etwas was aussah wie ein Tuch.
„Warte draussen!", befahl Bors zu Steven. Dieser nickte resigniert, ging aus dem Wohnwagen und schloss die Tür. Der Boss setzte sich an die Stelle wo Steven gerade gesessen hatte. Neben Anna. Als er sich gesetzt hatte, stand Anna sofort auf. Jedoch nicht schnell genug, Bors griff nach ihren Unterarm und zog sie zurück auf das Sofa.
„Du bleibst sitzen!", befahl Bors mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete und obwohl Anna Angst hatte, wollte sie instinktiv wieder aufstehen. Doch Bors hatte ihren Arm immer noch fest im Griff und irgendwie schaffte er es sogar ihren Arm hinter ihrem Rücken zu verdrehen. Anna keuchte vor Schmerz auf, sie versuchte sich zu wehren, doch Bors zog ihren Arm hinter ihrem Rücken noch mehr nach oben, was Anna nur mehr Schmerzen bereitete.
„Ich lasse dich los, wenn du sitzen bleibst!", raunte Bors ihr ins Ohr, seine Stimme hörte sich weiterhin gefährlich an und Anna merkte erst jetzt, wie nah sein Körper an ihrem war. Sie spürte, wie er sich ein wenig an sie schmiegte, fühlte sein heisser Atem an ihrem Ohr. Panik kroch in ihr hoch, sodass sie sich weiter wehrte und Bors schenkte ihr noch weitere Schmerzen, dass ihr schon fast Tränen kamen.
„Wirst du nun sitzen bleiben?", fragte Bors ungeduldig und Anna gab sich geschlagen. Sie hörte auf sich zu wehren und nickte niedergeschlagen, während ihr Körper vor Schmerz und Angst zitterte.
„Wenn ich dich was frage, will ich eine Antwort von dir hören!", forderte Bors knurrend und zog ihren Arm höher, als sie keine Reaktion zeigte. Anna schrie kurz vor Schmerzen auf, ihr Arm war nun soweit oben, dass es sie vor Schmerz keuchend auf die Knie zwang.
„Hast du mich verstanden?", wollte Bors von ihr wissen.
„Ja."
Annas Stimme war durch die Schmerzen nur ein Flüstern, was aber Bors nicht zufrieden stimmte.
„Lauter!"
„Ja!", rief Anna keuchend lauter, nachdem er ihr weitere Schmerzen bereitete.
„Gut! Wenn ich dich loslasse, bleibst du sitzen?"
„Ja!"
Anna kamen bei dieser Antwort beinahe die Tränen, aber nicht wegen den Schmerzen, sondern aus purer Wut. Sie konnte nicht glauben, wie Bors sie dazu gezwungen hatte. Bors liess sie endlich los und Anna setzte sich, wie von ihm gewollt, brav auf das Sofa neben ihm. Sie sah ihn nicht an, seine Nähe zu spüren reichte ihr völlig aus.
„Braves Mädchen!", lobte Bors sie und wollte ihre Haare streicheln, doch Anna wich ihm aus, indem sie auf dem Sofa wegrutschte. Soweit weg von ihm wie möglich, auch wenn das nur eine Armlänge war, schliesslich musste sie sitzen bleiben. Auf weitere Schmerzen konnte sie verzichten. Sie drehte Bors den Rücken zu, blickte dabei auf die bewusstlose Männer. Das alles kommentierte Bors nur mit einem leisen amüsierten Lachen.
„Ich bin schon Überrascht, von deiner Stärke, Anna!", begann Bors, schraubte den Deckel der Flasche auf, nahm das Tuch und tunkte ein bisschen Flüssigkeit aufs Tuch. „Seit fast zwei Wochen, sagst du nichts, isst fast nichts, lässt niemanden an dich ran und schlägst meine Leute nieder. Nicht schlecht! Ich bin beeindruckt."
Er machte eine Pause, fing dann wieder an.
„Ich finde, es sollte jetzt aufhören!"
Schnell drückte er das Taschentuch mit der Flüssigkeit auf Annas Gesicht. Anna wehrte sich, doch es war zu spät! Sie verlor das Bewusstsein. 

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt