Kapitel 9

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Bevor Anna den Boden berührte, hatte Steven sie aufgefangen. Er hob sie in seine Arme und lief Richtung Bors Zimmer, Sheng begleitete ihn. Beim Zimmer angekommen, öffnete Sheng die Tür und beide traten ein. Steven legte Anna ins Bett und schaute sich nach Bors um, der nicht im Raum war und sah den umgekippten Tisch und die zerbrochene Vase.
„Das erklärt die Schnittwunden.", bemerkte Sheng beiläufig.
„Nicht ganz. Wo ist Bors?", fragte Steven. Sheng zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, nehme mal an im Bad."
„Kannst du kurz hier bei Anna bleiben?", fragte Steven Sheng. „Ich hole nur kurz meinen Verbandskoffer."
Dieser nickte und Steven verschwand. Die Badezimmertür öffnete sich und Bors kam heraus, verwundert Sheng in seinem Zimmer anzutreffen.
„Was tust du denn hier?"
„Ich habe deine Angebetete zurück ins Zimmer gebracht, nachdem sie mir den halben Korridor mit Blut verschmiert hat."
„Dieses Miststück!", fluchte Bors. „Wollte sie schon wieder verschwinden?!"
„Ich weiss nicht. Sie brach vor mir zusammen, bevor ich auch nur irgendwie hätte reagieren können."
„Ich denke sie wollte wieder einen Fluchtversuch wagen.", sagte Bors bestimmt.
„Oder sie wollte einfach dieses Zimmer verlassen, indem du bist!"
Steven war zurück und funkelte Bors böse an, während er zu Anna ging. Er setze sich aufs Bett, holte ein Fläschchen aus seiner mitgebrachten Tasche raus.
„Was soll das wieder heissen, Steven?", fragte Bors und kam zum Bett rüber.
„Du weisst genau was ich meine.", antwortete Steven und sah dabei Bors kurz an. Da sah er es: Er stand auf und sah Bors auf die Lippen, sah die kleine Wunde.
„Sie hat dich geschlagen. Nicht wahr?!", sagte Steven leise, aber bestimmt. „Hab ich recht?!"
Bors schaute Steven lange an, bevor er antwortete.
„Ja, das hat sie."
„Sie hat dich im Ernst geschlagen?", fragte Sheng Bors, schaute ihn dabei ungläubig an.
„Ja und sie wird es nie wieder tun.", sagte Bors gefährlich leise. „Dafür hab ich gesorgt."
„Was du nicht sagst!", schnaubte Steven. „Wir sehen, wie du dafür gesorgt hast!"
„Wage es nicht, so mit mir zu sprechen, Steven", sagte Bors forsch. „Das war mein Recht so zu reagieren! Das mit der Vase und dem Tisch war eher ein Unfall. Sie ist halt ungeschickt."
„Ungeschickt?", fragte Steven ungläubig.
„Ja, ungeschickt, Steven.", wiederholte sich Bors und schaute Steven lange in die Augen.
„Nun denn.", fing Sheng an. „Ist dies geklärt. Ich werde jetzt gehen und mir ein Glas Scotch genehmigen, nach diesem kleinen Theater am Abend kann ich den gebrauchen!"
„Ich werde dich zu diesem Glas begleiten. Ich kann ebenfalls ein Glas gebrauchen, wenn vielleicht nicht eine halbe Flasche.", meinte Bors und ging darauf mit Sheng hinaus.
Na wunderbar, dachte Steven. Er ging zurück zum Bett in dem Anna lag, nahm die Pinzette aus seinem Kasten und fing an die Scherben am rechten Arm rauszupicken. Danach nahm er das Fläschchen, tunkte damit ein Tuch und wusch das Blut ab. Dann desinfizierte er die Wunden und verband die grossen Schnitte. Er wiederholte die Prozedur am linken Arm, danach öffnete er ihre schwarze Bluse die voller Blut war. Erneut machte er sich an die Arbeit. Als er fertig war knöpfte er Annas Bluse wieder zu. Er kontrollierte noch die Beine und fand einige grosse Splitter im rechten Oberschenkel. Steven wollte gerade den grössten Splitter rausziehen, als sich Anna regte.



Anna erwachte langsam. Sie spürte noch einige Schmerzen, die waren aber nicht so schlimm. Sie öffnete ihre Augen und sah Steven neben ihr. Schnell stand Steven auf, holte ihr ein Glas Wasser und stellte es ihr auf den Nachttisch.
„Alles in Ordnung, Bors ist weg.", sagte Steven, er nahm das Glas Wasser wieder zur Hand und bot es Anna an. Diese nickte und richtete sich auf, wobei sie ihr Gesicht leicht verzerrte vor Schmerz.
„Ich habe die meisten Splitter schon rausgenommen und verbunden", erklärte ihr Steven, während sie trank. „Aber im Oberschenkel hast du noch ein paar drin. Ich würde sie dir jetzt rausziehen, okay?"
„Okay!", flüsterte Anna und legte das Glas auf den Nachttisch. Steven setzte sich wieder aufs Bett und nahm die Pinzette zur Hand.
„Bereit?", fragt Steven und schaute Anna an, sie nickte und dann konzentrierte sich Steven und zog alle Splitter raus. Dabei verzerrte sie erneut vor Schmerz ihr Gesicht.
„Sind alle draussen.", meinte Steven und schaute sie an. „Ich schneide dir jetzt die Jeans auf und säubere die Wunden."
Anna blickte ihn kurz kritisch an, dann nickte sie erneut. Steven griff zur Schere, schnitt die Jeans auf und tat seine Arbeit, Anna schaute ihm dabei wachsam zu.
„So, fertig.", sagte Steven, stand auf und fing an aufzuräumen, danach nahm er seine Tasche und ging zur Tür.
„Ich hole noch ein paar frische Sachen zum Anziehen für dich. Ich bin gleich zurück.", sagte Steven noch bevor er rausging, dann war er weg. Es ging nicht lange, da war Steven schon wieder da. Anna war kurz vor dem Einschlafen gewesen. Er legte die neuen Kleider auf einen Stuhl, ging zu ihr und setzte sich aufs Bett.
„Ich habe dir noch ein Sandwich gebracht, ich nehme an, dass du Hunger hast, da du den Reis nicht gegessen hast."
Anna schaute ihn müde an, nickte aber dann doch, denn sie hatte plötzlich einen Riesenhunger. Sie setzte sich auf und Steven überreichte ihr das Sandwich. Gierig ass Anna das Sandwich auf.
„Wow, da hat jemand aber Hunger.", meinte Steven und schaute ihr lächelnd zu.
„Vielen Dank.", sagte Anna als sie fertig gegessen hatte.
„Keine Ursache. So, und jetzt ruh dich aus.", sagte Steven väterlich, stand auf und wollte gerade gehen als die Zimmertüre aufging. Bors kam ins Zimmer, schaute beide an und fing dann an, seine sieben Sachen zu packen.
„Geh und packe unsere Sachen zusammen. Wir reisen morgen ab!", sagte er an Steven gewandt.
„Was, morgen schon?", fragte Steven und schaute ihn verwundert an. „Sind wir dann nicht zu früh dort? Oder sind sie doch schon fertig mit der Baustelle?"
„Doch sind wir, aber ich habe keine Lust noch mehr Mobiliar, Wände oder Türen zu zerstören, die nicht mir gehören."
Dabei warf er Anna einen wütenden Blick zu.
„Ist Sheng sauer?", fragte Steven vorsichtig und beobachtete Anna diskret an. Diese erhob sich vom Bett und ging ins Bad, um sich umzuziehen. Sie wollte sich nicht im Raum aufhalten wo Bors war. Im Zimmer konnte sie hören wie Bors weiter redete.
„Nein, Gott sei Dank nicht, aber trotzdem werden wir gehen. Ich will so schnell wie möglich nach Hause, wo ich wieder Herr der Lage sein kann. Wo Anna dann endlich mir gehören wird. Und jetzt geh packen!"
Anna hatte sich angezogen, sie hörte wie eine Tür sich öffnete und wieder schloss. Anna schloss ihre Augen und legte die Stirn gegen die Tür. Die Türe konnte sie nicht abschliessen, Bors muss den Schlüssel entfernt haben. Wie soll es nur enden mit mir, dachte Anna. Angst kroch in ihr hoch, ihr Atem ging nur noch stossweise und Tränen brannten in ihren Augen. Sie sank neben der Tür zu Boden, kämpfte gegen diese Gefühle an, in dem sie sich hin und her wiegte. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht mehr konnte, sie war körperlich kaputt, sie hatte Angst und sie sah, dass es nur noch schlimmer werden konnte. Die Türe wurde geöffnet und Bors kam rein.
„Anna was tust du da drin so lan...?", fragte Bors verstimmt, aber als er sie sah, verstummte er. Er kniete sich neben ihr hin und nahm Anna in die Armen.
„Lass mich los", rief Anna mit erstickter Stimme und wehrte sich, doch Bors nahm sie nur noch fester in seine Arme, sodass sie aufhörte.
„Es tut mir leid, aber du bringst mich immer so in Rage, wenn du nicht tust was ich sage.", murmelte Bors, er gab ihr einen Kuss auf ihr Haar, dann stand er auf und reichte ihr die Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen.
„Komm, lass uns schlafen gehen."
„Ich will mit dir nirgendswo hin gehen.", flüsterte Anna und schaute Bors an. Er packte ihre Hände und zog sie ohne Vorwarnung hoch. Anna taumelte, doch Bors hielt sie gleich an ihrer Taille fest, damit sie nicht noch einmal hinfiel. Anna hielt den Atem an, sie war Bors wieder viel zu nah und dies gefiel ihr ganz und gar nicht und da war wieder dieser gierige Blick von ihm. Doch er trat einen Schritt zurück, hielt zwar immer noch seine Hände um ihre Taille.
„Komm schon Anna, ich sehe doch, dass du müde bist. Geh schlafen und ruh dich aus!"
Anna schaute ihn misstrauisch an, doch dann nickte sie, denn sie war wirklich müde. Er nahm die Hände weg und ging aus dem Badezimmer. Anna folgte ihm langsam. Bors packte gerade seinen Koffer fertig, während Anna sich langsam zu Bett begab und sich auf die Bettkante setzte. Bors schloss seinen Koffer und stellte diesen in der Nähe der Zimmertür. Dann wandte er sich zu Anna und ging zu ihr hin. Als er vor ihr stand und ihr Gesicht anfing zu streicheln wagte Anna kaum noch zu atmen geschweige denn, ihn zurückzuweisen. Die Angst vor einer weiteren Strafe war zu gross.
„Es tut mir leid wegen vorhin", flüsterte Bors entschuldigend. „Ich werde in Zukunft versuchen, mich zu beherrschen."
Anna schaute diesen wunderschönen Mann an und irgendwie wusste sie, er würde sich nicht daran halten. Er neigte sich herunter und küsste sie. Es war ein sanfter Kuss, überrascht öffnete Anna leicht den Mund und liess unfreiwillig seine Zunge in ihren Mund. Seine Hand war jetzt locker um ihren Nacken, die andere in ihren Haaren. Seine Zunge suchte die ihre und fand sie. Gefühle, die sie nicht kannte durchflossen ihren Körper gepaart mit Angst, da sie es zulassen musste. Erschrocken von ihren Gefühlen und dass sie ihn zurück küsste, legte sie ihre Hände auf seine Brust um ihn zum Aufhören zu bewegen, gleichzeitig keuchte sie auf, doch an Bors Lippen ergab es ein Stöhnen. Bors verstand dies falsch und küsste sie nur noch inniger, was Anna wirklich zum Stöhnen brachte. Dann hörte er abrupt auf.
„Nein, noch nicht!", keuchte Bors plötzlich und nahm ein wenig Abstand von ihr. „Nicht jetzt!"
Verwirrt schaute Anna ihn an, sein Atem ging stossweise und seine Augen schauten sie voller Begierde an.
„Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, bevor wir morgen abreisen.", meinte Bors, küsste sie auf die Stirn und murmelte noch eine Gute Nacht.
Bors drehte sich um, ging aus dem Zimmer und liess Anna allein.



Als Bors wieder zurückkam, lag Anna tatsächlich im Bett und schlief. Er ging zum Bett, um Anna betrachten zu können, wie er es so oft getan hatte, bevor er sie zu sich geholt hatte. Ein leises Klopfen an der Tür liess ihn sich von Anna abwenden, um die Tür zu öffnen. Es war Jack.
„Sei leise!", befahl Bors und liess Jack herein. „Anna schläft."
Jack nickte.
„Für morgen ist alles bereit!", flüsterte Jack. „Die Wohnwagen sind wieder aufgetankt und die Männer sind schon abgefahren. Bis auf Fabio, Rej, Ma-Long, Rick und James, wie du es wolltest."
„Wunderbar. Hast du das Chloroform dabei?", fragte Bors ebenfalls flüsternd.
„Natürlich Boss, wie du es gewünscht hast."
„Und Steven hat dich nicht gesehen?"
„Nein, er war mit etwas anderem beschäftigt. Soll ich es tun?"
„Ja und danach bringst du sie in den Wohnwagen. Ab jetzt muss alles perfekt sein. Nichts darf jetzt ausser Kontrolle geraten. Du wirst darauf achten, dass die anderen Mädchen ruhig sind. Hast du mich verstanden Jack?", befahl Bors, er duldete jetzt kein Ausrutscher mehr, nicht so kurz vor dem Ziel. Dann konnte er sich endlich mehr mit Anna beschäftigen und sie nach so langer Zeit zu seiner Frau machen. Jack nickte, begab sich langsam und leise zum Bett, holte das Fläschchen Chloroform und ein Tuch aus seinen Hosen. Tunkte das Tuch mit der Flüssigkeit und begab sich zu Anna. Bors sah ihm zu und als Jack das Tuch an ihrer Nase hielt erwachte Anna, ihre Augen waren vor Angst geweitet. Doch es war schon zu spät für sie, ihre Augenlider fingen an zu flattern und fielen zu. Jack packte die Sachen wieder in die Hosentasche und hob Anna vom Bett. Er begab sich zur Tür und nickte seinem Boss zum Abschied zu.
„Jack?"
Der Kommandant drehte sich um.
„Ja, Boss?"
„Ich verlasse mich auf dich!"
„Natürlich Boss, es wird alles perfekt sein."
„Wunderbar und Jack?"
„Ja, Boss?"
„Fessle Anna ans Bett! Sie könnte sonst noch auf dumme Gedanken kommen. Aber pass auf, den Verband nicht zu beschädigen.", befahl Bors und Jack nickte. Dann ging Jack, mit Anna in den Armen, aus dem Zimmer.




Hallo meine Lieben :)))
Na, was denkt ihr wohin will Bors mit Anna hin? :))
Bereits morgen geht es weiter. :))
Voten und Kommentare wie immer willkommen :))))

Eure D.F.Saillants

Gefangen im Schatten der Liebe - Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt