Chapter Fifteen

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Die restliche Woche über versuchte ich Vincent zu ignorieren. Die Betonung lag auf versuchte. Ich beschränkte unsere Unterhaltungen nur auf das Geschäftliche und machte einen Bogen um seinen Radius so gut ich konnte. Natürlich machte mich seine Nähe verrückt. Natürlich wollte ich ihn schnappen und in einer abgelegenen Ecke über ihn herfallen. Und die Blicke mit denen er mich ständig beobachtete, sagten mir deutlich, dass es ihm nicht anders erging.

Nichtsdestotrotz hatten wir eine Menge zu tun und ich konnte mir diese Ablenkung nicht erlauben.

In unseren Briefing Room stand ich über den riesigen Tisch gebeugt und betrachtete die verschiedenen Lagepläne und Konzepte. Es blieb uns noch ein wenig Zeit, um die Projekte an unsere Kunden zu bringen, also machte ich mir noch ein letztes Bild, um zu sehen ob vielleicht nicht doch noch etwas verbessert werden sollte.

Anthony kam mit ein paar Papieren zu mir. Die Tür war nicht abgeschlossen, also sagte es auch den anderen, dass ich ruhig gestört werden konnte.

Er ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen, legte die Papiere auf den Tisch und lehnte sich zurück. >>Ich hab hier noch ein paar letzte Materialkosten für dich. Wir konnten ein paar gute Deals abschließen. Was bedeutet: bestes Material, für wenig Geld.<<

Zufrieden nickend, ließ ich meinen Blick kurz über die Zahlen schweifen, konzentrierte mich jedoch wieder auf die Pläne vor mir. >>Findest du, es fehlt hier etwas?<<, fragte ich kurz darauf. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass das ganze noch nicht perfekt genug war. Es fühlte sich an, als würde irgendetwas wichtiges fehlen. Nur konnte ich nicht herausfinden, was es war.

Auch Toni stand nun auf und sah sich mit mir gemeinsam die Pläne an. >>Hmm, nein. Ich denke nicht. Es sieht alles gut aus.<<

Zwar nickte ich, doch das seltsame Gefühl in mir wollte einfach nicht weichen.

>>Es fehlt ein Bereich für Kinder<<, ertönte mit einem mal eine andere Stimme. Eine, die mir prompt eine Gänsehaut bescherte.

Augenblicklich riss ich den Kopf hoch und starrte zur Tür, nur um dort Vincent zu entdecken. Er stand an den Türrahmen gelehnt und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick ruhte auf mir. Ruhig und dennoch war darin diese gewisse Härte zu entdecken, die ich nicht nachvollziehen konnte.

Hart schluckend richtete ich mich auf, doch als ich seine Worte realisierte, traf es mich, wie ein Schlag in die Magengrube. Natürlich.

Seufzend stieß er sich von der Tür ab und kam in den Raum ganz hinein. >>Ihr konzentriert euch so sehr auf die Bedürfnisse eurer Kunden, die nichts anderes im Kopf haben als nur noch mehr Geld zu verdienen. Baut alles Umweltfreundlicher - was natürlich nicht verkehrt ist - und versucht überall so viel Kohle einzusparen, wie es nur geht. Doch ihr vergisst das wichtigste in dieser Sache. Kinder. Jugendliche. Diejenigen, den die Zukunft später mal gehören wird.<<

Er sagte das so ernst, dass ich merkte, wie sich schlechtes Gewissen in mir breit machte. Aber er hatte recht. Wir waren wirklich so sehr darauf fixiert den Wünschen und Erwartungen unserer Kunden zu entsprechen, dass wir dessen Kinder vollkommen Außeracht gelassen hatten. Die Kunden selbst dachten nur an ihren Gewinn. Die meisten von ihnen waren so sehr von Geld versessen und auch von ihren eigenen Ansehen, dass sie alles andere - das was wichtig war - beiseite schoben. Und wir? Keiner von uns hatte ebenfalls daran gedacht.

Obwohl ich meinen Blick nicht von ihm abwenden konnte, merkte ich dennoch wie Anthony nickte. >>Er hat recht. Wir haben nicht an die Kinder gedacht. Ich werde es sofort den anderen sagen. Wir haben noch etwas Zeit, um uns etwas dafür zu überlegen.<<

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