Chapter Twenty-Three

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Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich mit einem mal Tonis Hand auf meinem Oberarm spürte. Er berührte mich so sanft und so vorsichtig, als würde ich gleich auseinander fallen. Meine Hände umschlossen das Lenkrad so fest, dass meine Finger weh taten und mein Körper zitterte so sehr, als würde ich mich ohne Jacke auf der Arktis befinden. 

Irgendwann ebbte das Schluchzen ab, sodass ich nur noch still meinen Tränen freien lauf ließ. 

>>Sag mir, was ich tun kann<<, fragte Toni leise. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er keine Ahnung von solchen Situationen hatte. Dass er nicht wusste, wie er jemanden trösten konnte. Mit Sicherheit war er zu überfordert damit. Eigentlich wollte ich ihm dem ganzen auch nicht aussetzen und mir wäre es lieber gewesen gerade jetzt alleine zu sein. Doch ich hatte es nicht ausgehalten. War von alldem zu überwältigt gewesen und am Ende meiner Kräfte. Toni hätte mich nie so schwach sehen dürfen und doch saß ich nun da und heulte mir die Seele aus dem Leib. 

Als ich nicht antwortete und mich zu beruhigen versuchte, merkte ich, wie er mit seiner Hand sanft an meinem Arm entlang fuhr. Im Grunde genommen war es auch gut, dass er nichts sagte, denn das ersparte mir wieder einmal darüber zu sprechen. Obwohl.. Vielleicht sollte ich tatsächlich darüber reden. Mit einer außenstehenden Person. Jemanden wie Anthony. 

Langsam, nachdem ich mich halbwegs wieder eingekriegt hatte, richtete ich mich wieder auf, da mein Kopf die ganze Zeit am Lenkrad gelehnt war. Ich wischte mir die Tränen weg und war mir sicher, das mein Maskara total verschmiert war und meine Augen verquollen. Na ja, das machte jetzt auch nicht mehr viel aus. 

>>Es tut mir leid, dass du das jetzt sehen musstest<<, sagte ich mit brüchiger Stimme. 

Tonis Hand wich noch immer nicht von meinem Arm und ich merkte aus dem Augenwinkel, wie er mit dem Kopf schüttelte. >>Nein, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Ich bin froh, dass du jetzt nicht alleine sein musst.<< 

Ein leichtes und trauriges Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. Es war wirklich süß von ihm. Seine Worte und das er hier war und nicht schon längst das Weite gesucht hatte. Jemand wie Anthony war leicht überfordert, wenn es um weinende Frauen ging. Das hatte ich nicht zu selten mitbekommen. 

>>Falls du darüber reden willst, bin ich hier.<< 

Ich nickte, doch dann fiel mir etwas wieder ein. Auch, wenn ich wie ein elendes Wrack aussah, hob ich den Kopf und richtete mich an ihn. >>Woher wusstest du, dass er mein Problem ist?<< Dass er gleich die Initiative ergriffen hatte, nachdem Vincent aufgetaucht war und irgendwie deutlich machte, dass da angeblich was zwischen uns wäre, hatte mich echt überrascht.

Wissend schmunzelte er und nahm seine Hand letztendlich von mir weg. >>Ich bin nicht blöd und ich habe Augen im Kopf. So wie er Tage lang um dich herumgeschlichen war, wie er jeden Mann in deiner Nähe, ganz besonders mich, mit seinen Blicken erdolcht hatte, war mir klar, dass da war laufen würde. Im Grunde hat das jeder gesehen. Und als er dann plötzlich weg war und du dich so zu benehmen begonnen hast, habe ich Eins und Eins zusammengezählt. Irgendetwas musste zwischen euch passiert sein. Und jetzt, da ich nun den wirklichen Grund für deinen Zustand weiß, will ich ihn umbringen.<< Bis zum Ende hin presste er die Zähne fest aufeinander und ich merkte, wie er sich anspannte. 

Dass es so offensichtlich war, war mir nicht bewusst. Obwohl.. Eigentlich hätte ich es wissen müssen und Toni war wirklich nicht dumm. Seine Erklärung hingegen machte viel mehr Sinn, als sie eigentlich solle. Ich wollte einfach nicht, dass man mich so schwach erlebte. Dass jeder wissen würde, dass mich ein einziger Mann so zerstören konnte. 

Dad hatte immer gesagt, dass ich meine Haltung bewahren sollte. Dass ich meine Schwächen nicht offen zeigen durfte, denn sonst wäre ich für diese Gesellschaft gefundenes Fressen. Es war nun mal nicht leicht für eine Frau großen Erfolgt zu erringen und jeden zu zeigen, wie unantastbar sie doch war. Dass sie Macht besaß und ihr keiner diese nehmen durfte. Deshalb war es mir wichtig diese Schwäche verborgen zu halten - mein Herz verborgen zu halten, denn wie man es sehr gut sehen konnte, war es doch leicht zu brechen. 

Süßsaure Versuchung ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt