Chapter Twenty-Two

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Diana

Mühsam schleppte ich mich aus dem Fahrstuhl, steuerte gleich mein Büro an und nickte jeden lediglich zu, der nur an mir vorbei ging und mir einen guten Morgen wünschte. Doch ich sagte nichts. Ich konnte es nicht. Seit Tagen fühle ich mich einfach nur schrecklich. Hatte keine Kraft zu Essen, zu Trinken. Nicht einmal mehr zum Weinen. Ich hatte keine Kraft um überhaupt aus dem eigenen Bett aufzustehen. Ich war kaputt. Nicht nur körperlich sondern auch psychisch. Ganz besonders psychisch. 

Und dennoch war ich jetzt hier. Bree hatte mir zwar nahe gelegt mir noch ein wenig länger frei zu machen, doch ich befürchtete, dass ich es einfach nicht schaffen würde. Alleine mit meinen Gedanken zu sein, war die Hölle. Und mit meinen Träumen wollte ich mich gar nicht mehr gut stellen. 

Nachdem ich so aufgelöst bei meiner besten Freundin vor der Tür aufgetaucht, ihr alles erzählt hatte und sie die ganze Nacht über  - na ja, beinahe die ganze Nacht - bei mir geblieben war, waren bereits neun Tage vergangen. Noch immer war keine Minute Vergangen in der ich nicht aufhören konnte an das zu denken, was geschehen war. 

Irgendwann, nachdem ich mich wieder unter Kontrolle hatte, erzählte sie mir, was zwischen ihr und ihren Stiefbruder geschehen war. Wie sie bei Vincent aufgekreuzt war, ihm leider nur beinahe geschlagen hätte und wie sie sich mit ihm gestritten hatte. Ja, sie hatte mir sogar erzählt, dass es seine volle Absicht gewesen war. Dass er mich verletzen wollte. Dass ich sehen sollte, wie er war und das ich für ihn nichts weiteres, als ein warmer Körper war, den er für seine Zwecke benutzen wollte. Und dann hatte sie mir erzählt, dass sie ihn aus der Firma rausgeschmissen hatte. 

Dieses kleine naive Mädchen in mir hatte sich gleich Sorgen um ihn gemacht. Was wenn sein Vater nun seine Drohung wahr machen würde? Wenn er den Club seines Freundes ruinieren würde? Es würde ihn zerstören. 

Doch dann erinnerte ich mich wieder daran, was er getan hatte. Erinnerte mich wieder an die Frau und an seinen Kopf zwischen ihren Beinen und das naive Mädchen verstummte. Der Schmerz kehrte zurück und erdrückte mich. Begann mich innerlich auseinander zu reißen. 

Ich bekam Kopfschmerzen. Perfekt.. 

Schwer seufzend ließ ich mich auf meinen Sessel fallen und legte, mit geschlossenen Augen, den Kopf in den Nacken. Diesen Kopierraum würde ich nie wieder betreten können, das war so sicher, wie das Amen in er Kirche. Verdammt noch mal! 

Zögernd klopfte es an der Tür. >>Herein<<, sagte ich leise und doch laut genug, dass man mich jenseits der Tür hören konnte. 

Als diese geöffnet wurde, steckte Toni zunächst seinen Kopf vorsichtig durch den Spalt, ehe er mich erblickte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während er mich musterte. Er überlegte, ob er etwas sagen sollte. Ja, ich wusste, dass ich fürchterlich aussah. Mein Schlaf hatte eindeutig gelitten, doch jedes mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich sie und erinnerte mich daran, dass ich mir eigentlich vorgenommen hatte nie wieder ein Auge zu schließen.  

Anthony entschied sich nicht über mein Äußerliches zu äußern und trat in mein Büro ein, wobei er die Tür hinter sich schloss und sich leicht dagegen lehnte. Er hielt sicheren Abstand zu mir, was schon beinahe witzig war, hätte ich noch Kraft dazu zu lachen. Leider war mir auch dieses abhanden gekommen, also musste er sich mit meinem erschöpften Blick zufrieden geben. 

>>Schön, dass du wieder da bist, Boss. Ich hab mir Sorgen gemacht<<, seufzte er leise und dennoch erleichtert. 

Obwohl er keine Ahnung hatte, wieso ich die letzten Tage abwesend war, hatte er sich dennoch Sorgen gemacht. Allerdings überraschte es mich nicht sonderlich. Ich wusste nicht wieso, doch Toni hatte einen gewissen Riecher dafür, wenn es einem dreckig ging.  Er brauchte nicht einmal einen Grund zu kennen. Okay, in meinem Fall stand es mir viel zu deutlich ins Gesicht geschrieben, dass mit mir überhaupt nichts in Ordnung war. 

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