Chapter Nine

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Brianna

Das nächste, was ich wieder richtig wahrnahm, war das hängen über der Toilettenschssel, während ich mir die Seele aus dem Leib kotzte. Mein Magen fühlte sich an als wäre er unzählige male verdreht worden und meine Speiseröhre brannte, wie Hölle. Was, zum Teufel, hatte ich mir dabei nur gedacht? So weit hatte mich mein eigener Frust ja noch nie getrieben.

Unter Schmerzen spuckte ich den letzten Rest meines Mageninhalts aus und spüle anschließend alles runter, ehe ich mich zurück auf meinen Hintern fallen ließ und mich mit dem Rücken gegen den Unterschrank des Spülbeckens lehnte. Ich hatte das große Bedürfnis mir gleich den Mund auszuspülen, doch ich hatte keine Kraft mich zu bewegen, geschweige davon mich überhaupt auf den Beinen halten zu können.

Müde lehnte ich den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Sogar diese kleine Bewegung tat so höllisch weh. Irgendwo jenseits meines Verstandes hörte ich Schritte die näher kamen und ich sah anschließend, mit meinem getrübten Blick, eine Gestallt in der Tür stehen sah. Und dann erinnerte ich mich wieder. Ich war nicht mal bei mir zu Hause. Nein.. Bruchstückhaft erinnerte ich mich daran, wie ich mich plötzlich in Jakes Armen befand, wie er mir zart über die Wange strich und mich anschließend fortbrachte. Ich musste irgendwann auf dem Rückweg zu ihm eingeschlafen sein, denn das nächste was geschah.. Nun ja, das Erlebnis mit der Kloschüssel musste ich ja nicht noch mal erwähnen.

Ich sah zu, wie er sich neben mich auf den kalten Badezimmerboden setzte und mir ein Glas reichte. >>Trink etwas Wasser, dann wird es dir besser gehen<<, sagte er zu mir.

Um ehrlich zu sein, traute ich mich nicht einmal ihm ins Gesicht zu sehen. Es war mir so unangenehm, dass er mich in diesen Zustand sah. Einen Zustand an dem ich selbst schuld war. Dennoch nahm ich das Glas entgegen und nahm zunächst einen kleinen Schluck. Sogar dieser schmerzte so sehr, dass ich es kaum noch aushielt. Dennoch zwang ich mich dazu noch einen Schluck zu nehmen, denn das kalte Wasser begann nach und nach dieses Brennen in meinem Hals zu mildern.

Mein Verstand begann langsam wieder klarer zu werden. Nun ja, jedenfalls so klar, dass mir bewusst war, wo und mit wem ich war. Doch leider wurde es auch klar genug, um wieder zu wissen, wieso ich mich in diesen Zustand gebracht hatte. Ich hatte irgendwo eine Halbschwester. Eine mit der ich richtig verwandt war und nicht nur auf einem Stück Papier. Meine Mutter hatte mich weggeworfen, nur um ein zweites Kind zu zeugen. Eines von dem sie sich viel mehr erhoffte, als von mir. Sie hatte mich damals aus ihren Leben verbannt, weil sie keine Hoffnung ich mich und mein Können gehabt hatte. Ich wurde ihren Erwartungen nicht gerecht.

Ich hatte nie wirklich versucht nach ihrer Anerkennung zu suchen. Drauf geschissen. Sie hatte uns verlassen für einen anderen Mann. Hatte uns für Geld weggeworfen und nicht für Liebe. An dem Tag, als sie gegangen war, hatte ich beschlossen stärker zu werden. Ich nur für mich, sondern in erster Linie für meinen Vater. Doch jetzt zu sehen, dass sie mit ihrer neuen Familie das erreicht hatte, was sie bei uns nie konnte, war wie ein Schlag ins Gesicht.

>>Wie fühlst du dich?<<, fragte Jake leise.

Ich holte tief Luft. Zwar war da noch immer diese Übelkeit in mir, doch zum Glück musste ich mich nicht mehr übergeben. Für den Moment jedenfalls. >>Beschissen<<, antwortete ich ehrlich. Es ging mir überhaupt nicht gut und das nicht nur, weil ich zu viel getrunken hatte.

Deutlich konnte ich seinen Blick auf mir spüren. Und ich merkte auch, dass er etwas sagen wollte, war sich aber unsicher, ob er die Worte aussprechen sollte oder nicht. Nach einer längeren Stille, schien Jake aber seine Entscheidung getroffen zu haben. >>Willst du darüber reden?<< Diese Unsicherheit in seiner Stimme war wirklich etwas neues. Aber um ehrlich zu sein fühlte ich mich nicht bereit mit ihm darüber zu sprechen. Noch nicht jedenfalls.

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