Wer willst du sein?

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Betrachtet es als Fortsetzung von "Rückzug".
Ich halte mich hierbei nicht an die Handlung der Serie.











Nervös biss Ismail sich auf die Unterlippe. Er traute sich irgendwie noch nicht so richtig Sascha zu fragen, ob er mitkommen wollte, um Umut abzuholen.
Aber dann schickte Ismail schließlich die Nachricht ab und kniff die Augen zusammen. Sein Handy legte er zur Seite. Sein Gesicht vergrub er in seinen Händen. Er konnte fühlen, wie sein Herz raste.

Nach ungefähr einer Minute vibrierte dann sein Handy. Vorsichtig griff er danach; Sascha hatte geantwortet.


Okay.


Ismail lächelte leicht. Schnell zog er sich seine Jacke an, steckte sich sein Handy und Schlüssel in seine Jackentasche.

[...]

»Wird das nicht komisch sein, wenn wir beide da sind?«

Fast waren die zwei an der Schule angekommen. Es war bereits dunkel geworden. Es war kalt. Ismail zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht.«, gab er zu. »Will ihn nicht alleine abholen müssen.« Beschämt senkte er den Blick. Sascha antwortete nicht. Stattdessen lief er schweigend neben Ismail her.

Als die beiden schließlich ankamen, kam Umut mit seiner Sporttasche aus der Tür raus. Ismail winkte schüchtern und wagte es, ein ganz kleines bisschen zu lächeln. Dann holte er die Wasserflasche hervor. Sofort griff Umut danach.

»Hey«, erwiderte Ismail. »Wie war's heute?« Umut nahm einen Schluck aus der Flasche. Dann nahm er seine grüne Mütze ab. »Gut. Aber es war kalt.«, berichtete er. Fragend blickte Umut Sascha an. »Warum bist du mitgekommen?« Sein Blick schweifte rüber zu Ismail. »Ähm ..« Unbeholfen kratzte Ismail sich am Hinterkopf. »Hab ihn zufällig getroffen. Hab dann gefragt, ob ich mitkommen darf«, log Sascha. Ismail blickte Sascha stumm, aber dankbar an. Er hatte nämlich keine Ahnung, wie er das erklären hätte sollen.

Ehrlich gesagt hatte Sascha nur zugestimmt, weil er Ismail in Wahrheit vermisste. Er vermisste ihn wirklich sehr.

Umut stellte keine weiteren Fragen mehr. Er nickte verstehend. Er ging ein paar Schritte schneller. Als er ein bisschen weiter weg war, sah Ismail Sascha erneut an. »Danke.«, flüsterte er ehrlich. Sascha sagte nichts. Er blickte nur geradeaus. Er lächelte nicht. Das versetzte in Ismail einen Stich in seiner Brust. Wahrscheinlich war Sascha immer noch sauer. Irgendwie verständlich. Schließlich hatte Ismail ihn wirklich scheiße behandelt in letzter Zeit. Er konnte es ihm nicht verübeln. Sascha hatte jedes Recht dazu wütend auf Ismail zu sein.


Etwa fünfzehn Minuten später waren sie zu Hause.
Schnell überreichte Ismail seinem Bruder die Schlüssel. »Geh schon mal rein.« Umut nickte und öffnete dann schließlich mit dem Schlüssel die Eingangstür.

Ismail wartete, bis die Tür zugefallen war, dann blickte er Sascha nervös an. Er räusperte sich leise. »Bist du noch sauer auf mich?«, fragte er unsicher. Sascha senkte trüb den Blick. Er schluckte schwer. Er steckte sich die Hände in seine Jackentaschen und sah Ismail an. »Nein. Ich bin bloß enttäuscht.« Traurig blickte Ismail den Jungen an. »Warum- warum hast du mir nie was gesagt?« »Was hätte ich denn sagen sollen?«, hakte Sascha nach und zuckte mit den Schultern. »Ich hatte gehofft, dass du es von alleine merkst. Ich hab ständig kleine Andeutungen gemacht, weil ich einfach Schiss hatte es dir zu sagen.«

Beschämt senkte Ismail den Blick. Er fühlte sich schlecht. »Das mit Constantin war nicht so, wie du denkst.« »Ismail, es geht mir nicht um den Kuss zwischen euch«, sagte Sascha und seufzte schwer. Ismail hob den Blick und sah Sascha bekümmert an. »Ich hab angefangen dich zu mögen, weil du so warst, wie du eben wirklich bist.«, erklärte Sascha ruhig. »Ich hab das Gefühl, dass ich mich irgendwie in dir getäuscht hab. Dass du doch ganz anders bist, als ich gedacht hatte. Seit du Lou kennst, machst du ständig das, wovon du denkst, dass es cool ist, nur weil sie es macht. Ihr crasht das Auto von Constantins Dad; ihr brecht in der Schule ein und feiert dort, während ihr euch betrinkt. Was soll ich denn da denken? Es ist, als ob du noch gar nicht richtig weißt, was du eigentlich willst. Oder wer du überhaupt sein willst. Willst du wirklich der sein, der immer nur das macht, was alle anderen cool finden?«

Kurz blieb Sascha still. Er atmete schwer. »Ismail, wer willst du sein? Wohin ist diese Persönlichkeit verschwunden, die ich so an dir liebe?« Sascha spürte, wie eine kleine Träne an seiner Wange herunterlief. Aber das kümmerte ihn nicht wirklich. »Kannst dich ja melden, wenn du eine Antwort gefunden hast.«

Dann sagte Sascha nichts mehr. Er blickte Ismail nur traurig an. Betrübt senkte er den Blick. Und mit schwerem Herzen holte er dann seine Schlüssel, ging rüber zur Eingangstür. Stumm und traurig sah Ismail dem Jungen nach. Er kniff frustriert die Augen zusammen und senkte den Kopf.

Wer wollte er sein? Und mit wem fühlte er sich gut? Wollte er wirklich jemand sein, der immer nur das machte, was alle anderen cool fanden?

Vielleicht sollte Ismail wirklich einiges langsam hinterfragen.

Alt er love. || ˢᵏᵃᵐ ᵍᵉʳᵐᵃᶰʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt