Manchmal ist es anders

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Sind wir mal ehrlich, ich glaube viele waren traurig darüber, dass Matteo einfach sitzen geblieben ist, als David gehen wollte.

Ich bin ehrlich - ich fand es auch schade, aber ich verstehe es irgendwie auch. Matteo hat gerade erst angefangen mit seiner Homosexualität klarzukommen, und dass er jetzt erfahren hat, dass David Trans* ist, verwirrt ihn nunmal. Aber was wäre, wenn Matteo nicht einfach nur sitzen geblieben wäre? Ich weiche hier wieder von dem Clip ab; also wird Hans zum Beispiel jetzt nicht einfach reinplatzen. Ich schreibe wie immer nur das, was mir in den Sinn fließt.














Stumm betrachtete Matteo den schlafenden Jungen. Ehrlich gesagt verstand Matteo nicht, warum David gestern einfach wieder aufgekreuzt war. Aber um ehrlich zu sein war es ihm nicht wichtig. David war hier. Er war hier und nur das zählte. Vorsichtig strich Matteo mit seiner Hand über Davids Wange und fuhr manchmal durch seine dunklen Haare. Irgendwann drehte David sich auf die andere Seite, und Matteo rutschte näher an ihn heran, um ihn in den Arm nehmen zu können. Es tat wirklich gut, David wieder in seiner Anwesenheit zu spüren.

So verfiel auch Matteo in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

-

Stumm betrachtete David die Straßen vom Fenster aus. Er konnte nicht mehr schlafen.
Er konnte hören, wie Matteo gähnte, aber er drehte sich nicht um. Er starrte weiterhin auf die befeuchteten Straßen.

»Schon wach?« Und dann drehte David sich um und betrachtete Matteo stumm. Dann blickte er wieder raus zum Fenster.

»Ist alles gut?«, hakte Matteo nach. David antwortete nicht. Der Blonde erhob sich vom Bett und ging auf den Jungen zu und legte vorsichtig seine Arme um Davids Bauch. »Hast du was?«, fragte er dann wieder. David schluckte schwer. »Es ist nichts.« Doch.

Widerwillig befreite David sich aus den Armen von Matteo und bewegte sich in Richtung Bett.

»Willst du vielleicht mal mit mir reden?«, fragte Matteo. Er war immer noch verwirrt und wollte endlich Klarheit haben.

David seufzte nervös aus. »Ich hatte Stress mit Herr Neuhaus.«, fing er an und kratzte sich am Hinterkopf. »Was ist passiert?«, fragte Matteo verwirrt. Aber David antwortete nicht. Zögerlich blickte er zur Tür. Sein Herz raste vor Angst.

»Was? Willst du wieder abhauen und mich einfach alleine lassen?«, fragte Matteo direkt. Es klang gemeiner, als es sein sollte.

Ängstlich blickte David den Blonden an. Matteo näherte sich ihm vorsichtig und sah ihm tief in die Augen. Seine Augen zeigten Verletzlichkeit und Verwirrung. »David .. ich will, dass du ehrlich mit mir bist.«, sagte der Blonde, so ruhig er konnte. Er griff zögerlich nach der Hand des Jungen. Er schluckte schwer. »Du weißt selber, dass da zwischen uns was ist. Ich krieg dich einfach nicht mehr aus meinem Kopf.«, erklärte er zögerlich. »Ich- ich mag dich. Und ich weiß, dass es dir auch so geht, wie mir. Versuch gar nicht erst es zu leugnen.«

Matteo schluckte schwer. Das alles zu sagen war nicht so einfach für ihn. »Lass mich nicht wieder alleine .. Ich halte das echt nicht nochmal aus.«

David senkte seinen Blick. Er wusste, dass Matteo Recht hatte. Er hatte mit allem Recht. Er wollte es nicht leugnen. Er mochte Matteo wirklich.

»Okay«, sagte er leise, es war beinahe ein Flüstern. »Ich sag dir die Wahrheit.« David setzte sich aufs Bett und Matteo tat es ihm gleich. Der Schwarzhaarige wusste nicht, womit er anfangen sollte. Seine Hände zitterten. Und dann blickte er Matteo unsicher an. »Also: Die meisten Jungs, sind ja .. einfach Jungs. Und Mädchen auch.«, fing er zögerlich an. »Aber manchmal ist es halt anders.«

Matteo sagte nichts dazu. Er sah David stumm an.

Nervös faltete David seine Hände ineinander. Er schluckte schwer. »Ich- ich wurde in 'nem Mädchenkörper geboren. Ich bin aber ein Junge. Ich ..-«

Matteo weitete perplex seine Augen.

»Ich bin Transgender.«

Zuerst wusste Matteo nicht, was er sagen sollte. Er kratzte sich hilflos am Hinterkopf.
»Sorry .. ich weiß nicht, was ich sagen soll.«, antwortete er unsicher; er wusste wirklich nicht, was man am besten darauf antworten konnte.

David nickte leicht. »Das ist okay.«

»Das heißt, du bist in-«
»Ne, noch nicht«, widersprach David und schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Junge! Ich ich muss mich nur mehr dafür anstrengen.«

Matteo fuhr sich einmal durch seine blonden Haare und sah den Schwarzhaarigen verwirrt an. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«

David senkte schuldbewusst den Blick. Er zupfte nervös an seinem Pullover herum. »Eigentlich wollte ich es keinem an der Schule sagen«, fing er an und zuckte mit den Schultern. Dann blickte er Matteo nervös an. »Aber dann traf ich dich. Keine Ahnung ... ich hab irgendwie den richtigen Zeitpunkt verpasst. Ich- ich hatte Panik. Du hast dir grad erst eingestanden, dass du Jungs magst. Und ich hatte Angst davor, dass du mich nicht- nicht mehr willst, wenn ich's dir gesagt hätte ..«, stammelte David. »Ich hatte nie die Absicht, dich zu verletzen. Und es tut mir Leid, dass ich es dir nicht schon eher gesagt hab.«

Eine unangenehme Stille breitete sich aus.

Zögerlich räusperte David sich. »Ich will wirklich nicht, dass das mit uns irgendwie kaputt geht. Ich mag dich wirklich.«

Matteo antwortete nicht. Er hatte den Blick gesenkt und starrte auf seine Hände. Er musste grad ein wenig noch seine Gedanken sortieren.

Widerwillig erhob David sich vom Bett. Er griff nach seinen Schuhen und zog sich die Jacke und seine Mütze über. »Ich gehe jetzt besser. Meld' dich, wenn du willst.«, erwiderte er noch, bevor er die Zimmertür schloss.


Alles, was Matteo hören konnte, war das Ticken seiner Uhr.


Aber dann erhob er sich vom Bett, schmiss sich seine Jacke über, rannte aus seinem Zimmer in den Flur, zog sich Schuhe an und schnappte sich schnell noch Schlüssel.
Er wollte David jetzt nicht einfach gehen lassen. Sonst dachte er im Schlimmsten Fall wirklich, dass Matteo ihn zurückweisen würde.



Draußen angekommen, blickte er umher; und als er David sehen konnte, fing er an zu rennen. »David, warte!«

Wie auf Kommando blieb der Schwarzhaarige stehen und drehte sich langsam um. Er blickte Matteo verwundert und unsicher an.

Als der Blonde vor ihm stand, nahm er den Jungen fest in den Arm. David war zuerst zu perplex um zu reagieren. Aber dann drückte er Matteo fest an sich. Vor Erleichterung verlor der Schwarzhaarige einige Tränen. Er schniefte leise und vergrub seinen Kopf an Matteos Schulter.

»Danke«, wisperte Matteo ehrlich und strich mit seiner Hand über Davids Rücken. Er entfernte sich dann ein Stück, um den Jungen anblicken zu können. Vorsichtig griff er nach Davids linker Hand. Der Schwarzhaarige hatte den Blick gesenkt. Seine Augen brannten noch etwas. Zaghaft legte Matteo seine rechte Hand an Davids Wange. Er wischte ihm somit die wenigen Tränen weg.

»Hey, guck mich an.«, murmelte Matteo ruhig. Dann hob David seinen Blick und sah den Größeren hoffnungsvoll an. Der Blonde lehnte sich langsam vor und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Auf Davids Lippen schlich sich ein schüchternes und kleines Lächeln. Seine Wangen gewannen an Wärme. Vorsichtig umfasste er Matteos Hand und strich über sie. Matteo lächelte vorsichtig.

»Ich- ich brauch grad etwas Zeit, um das zu verstehen.«, gab Matteo ehrlich zu. »Denk bitte nicht, dass ich dich jetzt hängen lasse.«
David nickte verstehend. »Okay.« Intuitiv drückte Matteo dem Jungen einen weiteren vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Dann lehnte er sich mit seiner Stirn vor, sodass sich ihre Nasenspitzen berühren konnten.

»Versprich mir bitte, dass du nicht einfach wieder abhauen wirst. Okay?«, wisperte Matteo und drückte Davids Hand fester. »Ich halte das nicht nochmal aus.«

David nickte erneut. »Okay.«, wisperte er. Er gab Matteo einen Kuss auf die Stirn und strich vorsichtig über seine Wange. »Ich versprech's dir.«

Alt er love. || ˢᵏᵃᵐ ᵍᵉʳᵐᵃᶰʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt