Angst

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Mittlerweile war es Abends geworden. Schon seit zehn Minuten hockte Ismail mit einer Wolldecke auf dem Baumstamm und genoss die Ruhe. Es war etwas bewölkt, und zwischendurch konnte er einige Sterne am Himmel erkennen. Und wenn er Glück hatte, dann konnte er auch den Vollmond sehen; solange die Wolken ihn nicht verdeckten.
Dieser Trip hatte ihm wirklich gut getan. Es tat wirklich gut einfach mal aus der Stadt rauszukommen und die frische Luft des Waldes einzuatmen. Hier konnte Ismail zur Ruhe kommen; seinen inneren Frieden finden, nach all dem Chaos, der in letzter Zeit passiert ist.

Den ganzen Tag über hatte er an Sascha gedacht. Und an das Gespräch heute morgen mit Finn. Die Angst, dass Ismail Sascha verlieren könnte, war immer noch da. Aber nicht mehr so groß wie gestern. Ismail wollte keine Angst haben. Er wollte keine Angst vor dem haben, was er gerade fühlte.

Stumm holte Ismail sein Handy hervor. Der Empfang hier im Wald war nicht sonderlich gut; aber es reichte aus. Es reichte aus um Sascha anzurufen.

Mit klopfendem Herzen rufte er Sascha an. Nervös biss er sich auf die Zunge und starrte auf das Gras. Langsam trommelte er mit seinen Fingern auf seinem Knie.

Als das Piepen aufhörte, machte sein Herz einen Hüpfer. »Hey.«, hörte er schließlich (endlich) die Stimme, die ihm insgeheim ziemlich fehlte. Ismail konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen. »Hi.« Er konnte zwar Saschas Gesicht grad nicht sehen, aber sein Gespür sagte ihm, dass auch Sascha gerade glücklich lächelte.

»Ich dachte, ich meld' mich mal wieder.«, erwiderte Ismail ruhig und starrte auf seine Schuhspitzen. »Ich wollt' mich auch schon melden, aber ich hab mich nicht getraut.«, gab Sascha zu. Er lachte unsicher auf. Ismail lachte ebenfalls auf. Er biss sich leicht auf die Unterlippe. »Wie geht's dir?«, fragte Sascha neugierig. »Wie war der Trip?« »War wirklich gut«, berichtete Ismail lächelnd. »Ein Fuchs hat mir meinen Schuh geklaut. Josh hat ihn im Fuchsbau gefunden.« Ismail versuchte sich gerade bildlich vorzustellen, wie Sascha die Stirn runzelte und grinste. »Sei froh, dass du den noch wieder bekommen hast.«, meinte Sascha lachend. Ismail konnte ein leises Rascheln hören bei Sascha im Hintergrund. Wahrscheinlich lag er gerade im Bett und starrte hoch zur Decke. »Aber ansonsten war's wirklich gut.«, sagte Ismail zufrieden. »Es war gut mal wieder aus der Stadt rauszukommen.« »Freut mich.«, erwiderte Sascha.

Für ein paar Sekunden blieb es ruhig.

Nervös biss Ismail sich auf die Lippen. Dann atmete er leise aus. »Ich vermiss dich.«, gab er schüchtern zu. Sascha schnaubte leise auf. Aber es klang nicht so, als ob er genervt wäre. Es hörte sich eher danach an, als ob Sascha froh war das zu hören. »Ich vermiss dich auch.«, murmelte Sascha.

Kurz überlegte Ismail, wie er das am Besten ansprechen wollte wegen dem, was Freitag passiert ist.

»Ich bin nicht der Einzige, der wegen Freitag nachgedacht hat, oder?«, hakte Sascha nach. Er lächelte erleichtert. Zum Glück war Ismail damit nicht alleine.  »Darüber hab ich auch viel nachgedacht.«, antwortete er ehrlich. Er atmete wieder leise aus. »Sascha .. ich ..-« Er beendete den Satz nicht. Ehrlich gesagt hatte Ismail gar keinen Plan was er sagen wollte. »Ist schon gut, Isi«, erwiderte Sascha ruhig. »Lass uns reden wenn du wieder hier bist, ja?« Ismail lächelte erneut. »Klingt gut.« »Wann seid ihr wieder hier?« »Wahrscheinlich ziemlich spät.«, dachte Ismail nach. »Wenn du magst, komm ich morgen zu dir, wenn ich Schulschluss hab. Okay?« Ismail konnte spüren, wie Sascha lächelte. »Okay.«

»Isi!«

Es war Finn, der nach Ismail gerufen hatte.

Sascha lachte leise auf. »Ich werde wohl gesucht.«, stellte Ismail fest. »Geh dann mal besser zurück.«, meinte Sascha grinsend. »Mach ich.«

Dann blieb es wieder für ein paar Sekunden ruhig.

»Pass auf dich auf, ja?« Ismails Herz erwärmte sich. Er liebte es wirklich, wenn Sascha so fürsorglich war. »Mach ich.« Seine Wangen wurden wärmer. »Gute Nacht, Sascha.«, murmelte er liebevoll. »Nacht, Isi.«, flüsterte Sascha sanft.

Zögerlich beendete Ismail den Anruf.

Auf seinen Lippen bildete sich ein glückliches Lächeln.

Vielleicht war Ismails Angst wirklich unnötig.

Wer weiß, vielleicht könnte etwas ganz neues und wunderbares zwischen Sascha und ihm entstehen, wenn Ismail sich traut, über seinen Schatten zu springen.

Vielleicht war es an der Zeit, dass Ismail ins kalte Wasser sprang.










Ich hatte Lust wieder etwas zu schreiben.
Immerhin gab es bisher noch kein Zeichen davon, dass Ismail sich bei Sascha gemeldet hat.

Alt er love. || ˢᵏᵃᵐ ᵍᵉʳᵐᵃᶰʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt