Alt er love. || ˢᵏᵃᵐ ᵍᵉʳᵐᵃᶰʸ

Ich muss mich anpassen

In der Nacht hatte Isi nicht viel Schlaf gehabt. Er könnte nicht einmal erklären, warum. Vielleicht lag es an seiner Stimmung. Vielleicht lag es daran, dass seine Müdigkeit plötzlich für einen Moment aufgehört hatte zu existieren. Vielleicht lag es daran, dass sie immerzu weinen musste. Vielleicht lag es an den dunklen, bösen Gedanken, die Isi in der Nacht gequält haben. Sie wusste es nicht genau. Vielleicht wollte sie es aber auch gar nicht wissen. Vielleicht wollte Isi einfach gar nicht schlafen, um keine beschissenen Albträume zu kriegen, weil seine Gedanken them so folterten.

Isi war müde, aber irgendwie auch nicht. They hatte das Gefühl, dass sie jetzt für einen Monat Winterschlaf machen konnte, so müde war er. Aber auf der anderen Seite wollte they auch gar nicht schlafen. Stattdessen hatte Isi sich einfach unter ihrer Bettdecke versteckt wie eine Schildkröte in ihrem Panzer. Isi musste anfangen an Maike zu denken. They beneidete Maike immer noch dafür, dass sie sich immer verstecken konnte, wann auch immer sie wollte.

Es war mittlerweile fast 13 Uhr. Als Isi auf their Handy guckte, war es 12:41 Uhr. Seine Mum hatte them geschrieben. Sie ging einkaufen und fragte, ob Isi noch etwas brauchte. Aber Isi antwortete nicht darauf. Auch auf die Nachrichten von Sascha reagierte nicht. Sascha hatte sie gefragt, ob alles okay sei. Schön wär's. Nichts war okay. Überhaupt nicht war okay. Isi fühlte sich grauenhaft.

Als they irgendwann die Kraft fand, erhob er sich mühsam vom Bett und hockte sich zu seinem Schminkspiegel. They guckte die kleine chaotische Sammlung an Nagellackfarben an. Isi überlegte nicht lange. Sie entschied sich für die weiße Farbe. Gedankenversunken lackiere Isi sich die ersten zwei Fingernägel. Sie sahen scheiße aus. Isi pustete einmal kurz drüber. They seufzte deprimiert. Er saß mit verkrümmtem Rücken und Kapuze auf dem Kopf auf dem Boden. Sie schluckte schwer. Sie wollte nicht schon wieder weinen.

Isis Herz setzte für eine Sekunde aus, als sich die Zimmertür öffnete. They hob mit feuchten Augen den Kopf. Es war Sascha. Er guckte Isi verwirrt und besorgt an.

»Hey«, sagte Sascha, »alles okay?«

Isi antwortete nicht. Er senkte den Blick.

Da Sascha Isi schon verdammt lange kannte, konnte er immer erahnen, wie es Isi ging. Da Isi heute einen grauen Pullover trug, schien es them wirklich schlecht zu gehen. Sascha konnte sich nicht daran erinnern, wann er Isi das letzte Mal so traurig gesehen hat.

Statt weiter nachzuhaken, legte Sascha seinen Rucksack ab, hockte sich auf den Boden, und bevor sein Gehirn realisieren konnte, was er tat, legte er zaghaft, aber mit Gefühl seine Arme um Isis Bauch, sodass er them von hinten umarmen konnte. Isi hatte nichts gegen die Umarmung. Sascha konnte spüren wie Isi sich ein kleines Stückchen an ihn schmiegte. Vorsichtig legte Sascha seinen Kopf auf Isis Schulter. Sofort kroch ihm der vertraute Duft von Isi in die Nase. Er schloss die Augen, als er fühlen konnte, wie Isi mit ihrem Kopf sich gegen seinen lehnte.

Eine Weile saßen sie so da.

Irgendwann wurde allerdings der Boden doch etwas unbequem. Sascha löste sich langsam von Isi und griff nach seiner Hand. Er führte Isi aufs Bett und dann setzten sie sich. Isi hatte in ihren Händen das kleine Fläschchen mit der Nagellackfarbe. Isi schniefte leise.

»Isi?« Sascha drängte Isi nicht. Er guckte them geduldig, aber verwirrt und besorgt an. »Was ist los?«

Zuerst sagte Isi nichts. Er starrte betrübt auf seine Hände. »Umut hasst mich.« Dann fiel ihr Blick auf ihre Finger. They schnaubte frustriert. »Und meine Nägel sehen scheiße aus.«

»Sag sowas nicht, Isi.«, sagte Sascha ruhig. Er griff nach dem Nagellack und vorsichtig nach Isis Hand, um seine Nägel weiter zu färben.

Nach einer Minute traute Isi wieder etwas zu sagen: »Ich hab .. gestern Umut abgeholt.«, erzählte er. »Und ..- ich hab versucht reinzupassen. In dieses Jungsding.«