Kapitel 1

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„Aideen....Aideen!" wurde ich von der Stimme meiner Hofdame Éanna geweckt. Langsam öffnete ich meine Augen und versuchte mich ans Licht zu gewöhnen. Ich richtete mich auf , streckte mich und stieg aus dem Bett. Meine Hofdame half mir wie jeden Morgen mein Kleid anzuziehen und machte mir die Haare. Dann gingen wir raus auf dem Flur und meine 2. Hofdame,Cera gesellte sich zu uns. In ihren Händen trug sie einen Pick-Nick Korb den sie Heute Morgen in der Küche aufgefüllt hatte. Also gingen wir wie immer auf unsere Wiese, packten alles aus und fingen an zu essen. Wir aßen im Sommer jeden Morgen im Freihen und zogen die frische Luft in uns auf.

„Ich liebe diesen Kirch-Kuchen" sagte ich mit vollem Mund, was ich mir nur erlauben konnte, weil wir alleine waren. „Ich weiß, deshalb habe ich den Küchenjungen auch angeordnet ihn zu machen" lachte Cera. „Und für Éanna habe ich die kleinen Erdbeertörtchen mitgebracht" sagte sie noch. „Danke!" sagte Éanna ebenfalls mit vollem Mund. So plauderten wir noch weiter und amüsierten uns. Nach dem Essen verabschiedete ich mich von ihnen und ging ins Schloss.

Im Schloss traf ich meinen Bruder, Robert , der auf mich zu kam. „Vater will mit dir sprechen" er machte eine Pause „Ich denke dass es etwas wichtiges ist" er sah mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck an und verabschiedete sich dann von mir.

Mit einem unguten Gefühl machte ich mich auf dem Weg  zum Arbeitszimmer meines Vaters. Was er wohl von mir wollte? Ich dachte über viele verschiedene Dinge nach die er wohl mit mir besprechen wollte, bis ich schließlich an seinem Arbeitszimmer ankam. Vor der Tür blieb ich stehen, ich klopfte und mit fester Stimme sagte er „Herein". Ich öffnete die Tür und trat hinein.

Er saß hinter seinem Schreibtisch und bedeutet mir mit einer Handbewegung dass ich mich auf seinen gegenüberliegenden Stuhl setzen sollte. Ich nahm Platz und sah ihn unsicher an. „Nun, mein Kind..." setze er an. „...du bist vor zwei Monaten 16 geworden. Du bist jetzt in einem heiratsfähigem Alter..." Ich sah ihn wie versteinert an. „Du wirst Charles de Valois ,den König von Frankreich heiraten" kam er schließlich zum Punkt. Ich saß nur da, und rührte mich nicht. Ich starrte ihn nun ungläubig an. Das konnte doch nicht sein, ich war doch noch ein Kind. Auch wenn ich schon 16 war fühlte ich mich noch längst nicht erwachsen. In meinem Augen bildeten sich Tränen. Als mein Vater dies sah sagte er „ Ach komm schon , er ist der König von Frankreich. Er ist erst 17, also in deinem Alter. Und außerdem wirst du eine Königin sein, jedes andere Mädchen würde sich darüber freuen". Er hatte Recht, ich konnte mich nicht beschweren. Manche Mädchen in meinem Alter waren bereits mit Männern verheiratet die drei Mal so alt waren wie sie und manche von ihnen waren sogar bereits Mütter. Trotzdem war ich in diesem Moment am Boden zerstört. „Entschuldige mich Vater,  ich muss diese Information verarbeiten" ohne auf seine Reaktion zu warten stand ich auf ging aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir.

So schnell ich konnte rannte ich in mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Die Tränen die ich bis dahin aufgehalten hatte, rannen mir übers Gesicht. Ich wollte hier nicht weg! Ich wollte nicht nach Frankreich! Ich wollte verdammt noch mal nicht heiraten! Ich fühlte mich so hilflos, mein Vater würde mich einfach so wie ein Vieh am König von Frankreich verkaufen. Ich wusste zwar das es nicht so war, aber in diesem Moment sah ich es nunmal so.

Nach einer Weile kamen keine Tränen mehr, meine Augen waren rot vom vielen Weinen und ich beschloß das Essen Heute ausfallen zu lassen. Ich ging aus meinem Zimmer raus zu einem kleinen Teich wo ich mich niederließ. Ich ließ meine Füße ins kühle Nass baumeln und starrte nur auf dem Grund des Wassers. Als die Sonne schon unterzugehen schien hörte ich Schritte hinter mir. Ich war aber zu betrübt um mich umzudrehen und zu sehen wer es war. Die Person setze sich neben mir. Ich drehte den Kopf und erblickte meinen Bruder. Der sah mich mitfühlen an und fragte „Willst du darüber reden?". Ich schüttelte den Kopf und blickte wieder auf den Grund des Teiches. Ich wollte definitiv nicht über meine trübselige Zukunft in Frankreich reden. Mein Bruder blieb einfach nur neben mir sitzen und sagte vorerst nichts. Als der Himmel schließlich rosa war redete er „ Ich weiß das du von der Idee nicht begeistert bist. Ich war auch betrübt als Vater es mir gesagt hat „. Ich hatte meinen Blick immer noch auf das Wasser gerichtet. „Wieso bist du denn betrübt? Du hast doch keinen Grund dazu, du darfst hier in Irland bleiben"gab ich etwas genervt von mir. Darauf erwiderte er"Weil ich dich vermissen werde,... Ohne dich wird es hier langweilig sein. Und außerdem mit wem soll ich mich streiten wenn du in Frankreich bist „ Ich schaute in böse an musste bei seinem Blick aber schmunzeln. Er lächelte nur. Ich mochte meinen Bruder, er war immer für mich da. Wir stritten uns zwar die oft, aber es waren eher Neckereien. Geschwisterliebe halt. Trotzdem ging meine schlechte Stimmung nicht weg. Ich war im Moment einfach viel zu aufgewühlt.

In dieser Nacht schlief ich nicht. Zu viele Gedanken wanderten mir durch den Kopf. Ich fing an mich damit abzugeben aber zufrieden war ich nicht. Der Schock war überwunden.

Am nächsten Tag war meine Laune nicht besser. Zu meiner Trauer war nun auch Müdigkeit dazugekommen. Das war aber kein Wunder, ich hatte diese Nacht nicht ein Auge zugemacht. Ich hatte immer noch keinen großen Hunger und beschloss das heutige Frühstück fallen zu lassen. Ich blieb also in meinem Zimmer und schaute aus dem Fenster. Ich sah den Leuten draußen zu, sie schienen so glücklich und unbesorgt zu sein. Plötzlich klopfte es an der Tür „Herein" sagte ich bestimmt. Mein Vater trat herein und setzte sich auf meinem Bett. Ich stand vom Stuhl an meinem Fenster auf und setze mich neben ihm. Er fing an zu reden „Du wirst in zwei Wochen vom irischen Hof abreisen". Ich schaute ihn traurig an. „Du wirst dich schon bald in Frankreich wie zuhause fühlen" Mir tat es schwer das zu glauben. Doch was konnte ich machen . Er war der König, wer würde sich ihm schon widersetzen. Außerdem war er mein Vater und als Tochter musste ich tun was er sagt. „Warum" fragte ich trotzdem. „Weil wir Frankreichs brauchen" antwortete er. „Wir brauchen Frankreich um stärker zu werden, so können wir vor unserem gemeinsamen Feind, England, stärker aussehen." Ich nickte nur knapp. Er hatte Recht mit diesem Bündnis würden wir nicht so schwach erscheinen. Beide Länder würden einen Vorteil daraus ziehen und England würde nicht mehr versuchen uns unser Land wegzunehmen. Er erhob sich langsam und verließ mein Zimmer wieder. Ich wusste jetzt das meine Aufgabe wichtig für mein Land ist und dies erleichterte mir,mich auf meine Zukunft vorzubereiten.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt