Kapitel 26

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„Was erlaubt er sich eigentlich! Wer glaubt er wer er ist!" schimpfte Charles weiterhin vor sich hin. So ging es schon fast die ganze Zeit, nachdem er aus der Krankenstation entlassen wurde. Der Arzt hatte ihm ein großes weißes Pflaster auf die Nase geklebt. Zum Glück war es nur eine Prellung und nicht gebrochen. Charles war jedoch außer sich, was ich gut nachvollziehen konnte. „Er hat das mit Absicht gemacht" schrie er. „Ich weiß Charles" versuchte ich ihn zu beruhigen. „Wieso muss er mich nur immer wieder herausfordern?" schimpfte er weiter. „Wie schon gesagt, er ist einfach nur eifersüchtig" erklärte ich ihm bereits zum zehnten Mal an diesem Tag. Charles sah mich nur wütend an. Dabei wusste ich, dass seine Wut nicht mir, sondern Henry galt. „Charles jetzt denk doch mal an etwas anderes, zum Beispiel an unser Kind" versuchte ich ihn auf andere Gedanken zu bringen. Dies schien zu wirken, da sein Blick auf einmal weicher wurde. Ich ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss, der ihn zum Grinsen brachte. „Jetzt komm, wir müssen essen gehen" erinnerte ich ihn. Widerwillig ließ er sich von mir zum Esssaal führen.

Als wir dort ankamen, warteten die Anderen bereits auf uns. Als Charles Henry mit seinem dämlichen Grinsen erblickte, konnte ich spüren wie er sich neben mir wieder versteifte. Wir setzten uns an unsere Plätze und warteten bis das Essen serviert wurde. Als Vorspeise setzte man uns eine Suppe vor. Während wir aßen herrschte eine peinliche Stille, Niemand wagte es etwas zu sagen. Man konnte die Spannung zwischen den Brüdern deutlich spüren.  „Die Suppe ist köstlich" brach Luc schließlich die Stille, wofür ich ihm sehr dankbar war. Catherine schenkte ihm darauffolgend ein dämliches Grinsen, um auf seinem Versuch die Stimmung aufzulockern, einzugehen. „Es ist so eine herrliche Mischung aus Gewürzen" fügte Claude hinzu. „Ich habe etwas zu sagen" verkündete Henry.  Wir alle sahen ihn interessiert an, da wir eine Entschuldigung von ihm erwarteten. „Als ich die Türken in Dumar besiegt habe, stand es 1 zu 20. Aber nachdem ich dieselbe Suppe gegessen habe, konnte ich meine Männer zum Sieg führen. Deshalb habe ich den Koch darum gebeten die Suppe zu kochen, sie schenkt einem neue Kraft" seine letzten Worte richtete er ausschließlich an Charles. „Henry, wolltet ihr euren König nicht noch etwas sagen?" schritt Narzisse ein, bevor Charles wieder wütend wurde. „Doch.....Charles, ich  möchte mich bei dir entschuldigen" sagte Henry gekünstelt. „Habt ihr das gehört Charles?" hakte Catherine nach, nachdem Charles nicht reagiert hatte. „Es tut mir wirklich Leid, ich hatte vergessen wie sehr deine Entführung dich beeinträchtigt hatte..." griff Henry seinen Bruder plötzlich an. „Henry!" versuchte seine Mutter ihn zu bremsen. „Wie sehr du unter dem Gewicht der Krone gelitten hast und unter all den Gerüchten über deine seltsamen und abscheulichen Angewohnheiten" fuhr dieser jedoch fort. „Verlasse diesen Hof, Henry!" schrie Charles ihn an. „Ich wünschte dies wäre möglich, aber Spanien will, dass ich hier bleibe. Spanien hat mich angefleht herzukommen!" fügte Henry noch dazu. „Was!? Was hat Spanien gemacht!?" gab Charles erschüttert von sich. Charles schaute verwirrt zu mir, doch ich senkte bloß den Blick und tat so als ob ich genauso wenig davon wüsste wie er. „Du bist ein Lügner! Du bist ein Lügner und du hast keinen Grund noch länger hier zu bleiben!" wandte Charles sich wütend an Henry, dieser grinste jedoch nur. „Das Abendessen ist hiermit zu Ende" sprach Catherine mit fester Stimme als sie sich von ihrem Stuhl erhob. „Verlasst bitte alle den Saal" ordnete Narzisse an. Claude seufzte verzweifelt und Luc wusste auch nicht weiter. Ich bekam dass Gefühl nicht los, dass es ein Fehler war Charles nichts von Lizas Plänen zu erzählen. „Im Hafen warten Kriegsschiffe auf mich, die mir zu jeder Zeit zur Verfügung stehen! Du bist vielleicht mein großer Bruder, aber ich bin dir in allen Bereichen überlegen! Leider ist es dass was alle von dir denken, insbesondere Aideen!" provozierte Henry seinen Bruder. Das war zu viel, er war zu Weit gegangen. Charles warf sich aus Wut auf seinen Bruder und versuchte ihn zu erwürgen. „Charles, hör auf!" versuchte Claude ihn aufzuhalten. Doch letztendlich ordnete Narzisse Wachmänner an, die Beiden auseinander zu halten. Charles riss sich dennoch von den Wachmännern los und verließ wütend, den Saal. Henry wurde nun auch von den Wachen losgelassen und blickte seinen Bruder mit einem siegreichen Blick hinterher. Er hatte bekommen was er wollte. Nun wandte er seinen Blick zu mir und wartete auf irgendeine Reaktion meinerseits. Er wusste, dass ich wusste wovon er gesprochen hatte. Ich sah ihn daraufhin wütend an und verließ ebenso den Saal.

Ich rannte den Flur entlang und überlegte wohin Charles wohl hingegangen war. Zuerst wollte ich in seinem Zimmer nachsehen. Ich öffnete die Tür, ohne vorher anzuklopfen und platzte einfach herein. Charles der wütend auf seinem Bett hockte, wendete mir seinen Blick zu. Er sagte jedoch nichts. Ich schloss die Tür und setzte mich zu ihm. Er nahm mich wortlos in den Arm, während ich seinen Kopf streichelte und mit meiner Hand über seine weichen Haare fuhr. Ich spürt wie sehr er mir vertraute und Trost bei mir fand. Bei mir fühlte er sich scheinbar sicher. Doch wusste er nicht, dass ich ihm die ganze Zeit etwas verheimlicht habe. Mein Gewissen wurde von Schuldgefühlen geplagt und ich wusste, dass ich es ihm jetzt beichten musste. Wir verharrten eine Weile so bis wir uns nach einiger Zeit lösten. Er legte eine Hand auf meinem Bauch und lächelte. Seine Wut war wie weggeweht, als er an unser kleines Geheimnis dachte. Er hob seinen Blick und sah mich liebevoll an. Das Liebevolle wurde aber schnell mit Besorgnis ersetzt, als er merkte dass etwas nicht stimmte. „Was ist!? Was hast du!?" fragte er besorgt. „Charles ich muss dir was sagen..." setzte ich an. Charles sah mich auffordernd an. „Weißt du dass was Henry Heute Abend gesagt hat" ich stoppte, als ich sah wie sein Gesichtsausdruck wieder wütend wurde, sobald ich Henry erwähnte. „Das mit Spanien..." versuchte ich fortzufahren. Ich machte eine Pause und dachte darüber nach wie ich es ihm am besten sagen sollte. „Vor unserer Hochzeit hatte Liza mir ein Angebot gemacht. Es ging darum es dass sie dich durch Henry ersetzen wollte und sie wollte dass ich ihn heirate..." sprach ich. „Was hat Liza gemacht!?" unterbrach er mich. „Das heißt dass alles was er Heute gesagt wahr ist und du wusstest davon und hast mir nichts gesagt!" warf er mir vor. Ich konnte den Verrat in seinen Augen deutlich erkennen und es brach mir das Herz. „Charles, du musst verstehen dass ich es dir nur verheimlicht habe um dich zu schützen. Du hattest schon genug Sorgen und ich wollte nicht, dass du dadurch noch mehr belastest wirst" versuchte ich mich zu rechtfertigen. „Also hat Henry Recht, du denkst auch dass ich schwach bin" stellte er ungläubig fest. „Nein Charles, Niemand glaubt dass du Schwach bist. Henry hat gelogen!" protestierte ich. „So wie er mit der Sache mit Spanien gelogen hat! Da schien er ja die Wahrheit gesagt zu haben" entgegnete er sarkastisch. „Charles, glaube mir, ich denke nicht dass du Schwach bist" versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Ich würde dir ja gerne glauben, aber nach dem du mich monatelang angelogen hast fällt es mir schwer dir überhaupt noch etwas zu glauben" ging er mich an. „Charles so war das nicht!" versuchte ich mich zu verteidigen. „Ach nein! Hast du mir also nicht verheimlicht dass Spanien lieber meinen Bruder auf den Thron haben will, als mich" gab er wieder sarkastisch zurück. Doch so war es, er hatte Recht! Ich wusste nicht was ich nun noch zu meiner Verteidigung hinzufügen könnte. Ich fühlte mich furchtbar.

Als Charles merkte dass ich nichts mehr zu sagen hatte, sprang er auf und machte sich auf dem Weg zur Tür. Bevor er die Tür öffnete drehte er sich nochmal zu mir um. Schmerz durchzog sein Gesicht und ich wusste dass ich daran Schuld war. „Ich dachte dass ich dir vertrauen kann, Aideen. Doch wie es scheint bis du genauso wie alle anderen" mit diesen Worten ließ er mich in seinem Zimmer zurück. Mein Herz war gebrochen. Doch es war alles meine Schuld, ich konnte ihm keine Vorwürfe machen. Dies hinderte mich aber nicht daran schluchzend zusammen zu brechen.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt