Kapitel 3

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Unsanft wurde ich von meiner Freundin Cera wachgerüttelt. „Aideen! Aufwachen!" ich öffnete die Augen und grummelte „Was ist den Los?" „Wir sind bald da! Wir können schon das Schloss sehen" sagte sie aufgeregt. Sofort war ich hellwach und schaute aus dem Fenster. Wirklich! Aus der Ferne konnte ich das Schloss sehen, dass von nun an mein neues Zuhause sein würde. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Es war eine Mischung aus Kummer, Angst und Aufregung. Ich versuchte dieses Gefühl zu verdrängen und zwang mich an etwas schönes zu denken.

Als wir am Hof ankamen wartete ich bis Jemand meine Ankunft verkündete. „Eure königliche Hoheit Prinzessin Aideen von Irland". Jemand streckte mir eine Hand zu, die ich ergriff. Ich stieg aus der Kutsche, Cera stellte sich links und Éanna rechts von mir auf. Ich sah mehrere in feiner Kleidung gekleidete Menschen. Ich erblickte Catherine de Medici, die Königin Mutter und zwang mich zu einem Lächeln. Ich ging auf sie zu und sie begrüßte mich „Willkommen" sagte sie mir. „Königin Mutter, es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen" entgegnete ich. „Die Ehre ist ganz meinerseits" entgegnete sie. Der Mann der Neben ihr stand, wandt sich mir nun zu. „Eure Hoheit, ich bin Lord Narcisse, der Seneschall von Frankreich" stellte er sich vor. „Sehr erfreut" antwortete ich. Dann ging ich weiter. „Ich bin Prinzessin Claude, aber du kannst mich einfach nur Claude nennen." lächelte mir eine hübsche, junge Frau freundlich an. Ich lächelte zurück. „Du kannst mich Aideen nennen" sie erwiderte mein Lächeln. „Nun, da der König momentan sehr beschäftigt ist, wird Claude dir dein Zimmer zeigen. So kannst du dich hier schonmal einrichten." sprach Catherine zu mir. Ich war kurz verdutzt, wurde dann aber von Claude freundlich am Arm gepackt und zu meinem Zimmer geführt. Dass fand ich jetzt mehr als seltsam. Ich war verwirrt. Irgendwas stimmte hier nicht. Es war alles so hektisch, als würden sie etwas verbergen wollen.

„So da sind wir" sagte Claude freundlich. Ich öffnete die Tür und blickte hinein. Das Zimmer war anders als mein Zimmer in Irland. Es hatte zwar ungefähr die selbe Größe, aber die Einrichtung und die Atmosphäre war komplett anders. Die Wände waren in einem Gelbton gestrichen und es fühlte sich fremd an. „Das war mal Königin Mary's Zimmer. Ein Zimmer einer ehemaligen Königin für unsere neue Königin. Gefällt es dir?" fragte sie mich mit einem Lächeln. „Ja" sagte ich etwas unsicher. „Schön! Dann zieh dir schnell was schönes an und komm zum Thronsaal. Dort werden wir dich angemessen willkommen heißen" sagte sie und verschwand dann auch schon.

Ich setze mich auf mein Bett und ließ mir das was Heute geschehen war nochmal durch den Kopf gehen. Ich blickte mich nochmal richtig im Zimmer um. Obwohl es mir Fremd schien fand ich es sehr hübsch. Ich denke das ich mich mit der Zeit in diesem Zimmer wohlfühlen werde. Nach einer Weile ging die Tür auf und Éanna und Cera kamen hinein. „Hallo, wir kommen um dich für die Feier fertigzumachen." teilte mir Éanna mit. Ich lächelte die beiden an, die es erwiderten. Cera kramte mir ein hellblaues Kleid mit goldenen Verzierungen raus und beide halfen mir dieses anzuziehen. Dann setzte ich mich auf dem Sthuhl vor dem Spiegel. Cera kämmte mir die Haare und steckte zwei vordere Strähnen nach hinten. Meine Haare fielen mir in hübschen Engelslocken auf die Schultern. Éanna schminkte mich dezent und natürlich. Ich sah, meiner Meinung nach, sehr hübsch aus. Meine Hofdamen machten sich dann schließlich auch fertig und dann gingen wir zusammen zum Thronsaal.

Nachdem man mich angekündigt hatte betraten wir den Saal. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Obwohl es mir unangenehm war lächelte ich und ließ mir nichts anmerken. „Ah! Da bist du ja" sagte Claude als sie lächelnd auf mich zu kam. Sie umarmte mich und zog mich am Arm zu Catherine. Zum Glück ließen die Blicke auf mir jetzt nach und die Leute widmeten sich wieder ihren Gesprächen zu. Catherine begrüßte mich wieder freundlich und lächelte mich an. Ich lächelte natürlich höflich zurück. Claude drückte mir ein Glas Wein in der Hand, das ich dankend annahm. Catherine war wieder in ein Gespräch mit Lord Narcisse vertieft. Ich tat so als ob ich mich im Saal umsehen würde und die Leute beobachtete, obwohl ich ihrem Gespräch lauschte. „Wo ist er?" flüsterte Catherine Narcisse zu. Ich hörte Sorge in ihrer Stimme. „Ich konnte ihn nicht finden" antwortete dieser. „Dann steh hier nicht so rum und suche ihn" befahl ihm Catherine. Er verschwand daraufhin und sie widmete sich wieder ihren Gästen zu. Ich versuchte diese Informationen zu verarbeiten. Wer war weg? Sprachen sie etwa vom König den ich seit meiner Ankunft nicht zu Gesicht bekommen hatte. Das würde meine Sorgen nur bestätigen, dass hier etwas faul war. „Er ist nicht hier" unterbrach Claude schließlich meine Gedanken. Ich war zuerst verwirrt doch verstand dann von wem sie sprach. „Ich hatte nur gedacht das er mich an meinem ersten Tag hier mindestens begrüßt, schließlich werden wir bald heiraten" antwortete ich. Diese Antwort war mir zum Glück schnell eingefallen. Sie schien nicht in  Betracht zu ziehen das ich ihre Mutter gerade belauscht hatte. „Mach dir nichts draus" versicherte sie mir „Du wirst noch die Gelegenheit finden ihn kennenzulernen". Ich sah sie dankend an. Sie schien mir die Einzige zu sein die zumindest teilweise aufrichtig zu mir war. Ihr Blick verriet mir jedoch dass sie zurzeit in Trauer zu sein schien und auch dass, in dieser kurzen Zeit, schon dritte Weinglas deutete daraufhin, dass sie versuchte ihre Sorgen zu vergessen. Sie blickte in die Leere, schaute mich dann aber wieder an. „Wahrscheinlich wirst du genug Zeit dazu auf meiner Hochzeit finden" sprach sie zu mir und ich sah dass sie sich zu einem Lächeln zwang. Scheinbar war sie genauso wenig von ihrer bevorstehenden Hochzeit begeistert wie ich von meiner. Trotzdem wagte ich mich zu fragen „Wann findet sie denn statt". „In drei Tagen" antwortete sie schnell und trank ihren Becher leer, bevor sie sich von mir verabschiedete und verschwand. Da ich mich in der selben Situation befand, verstand ich ihre Reaktion. Nach einer Weile gesellten sich meine Hofdamen zu mir und wir plauderten den restlichen Abend miteinander. Als die meisten Gäste bereits weg waren, entschlossen wir uns ins Bett zu gehen und somit die Feier zu verlassen. 

In dieser Nacht schlief ich trotz meiner Befürchtungen tief und fest, da ich von der Reise und von der Feier sehr erschöpft war. Mal sehen was die Zukunft für mich vorgesehen hat.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt