Kapitel 10

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Als ich Heute Morgen aufstand tat mein Rücken weh. Das war allerdings kein Wunder, da die Matratze auf der ich diese Nacht geschlafen hatte viel härter war als die Matratzen die ich gewohnt war. Ich zog meine Stiefel und meinen Mantel an und ging nach unten. Der Wirt stand hinter dem Tresen und ich legte dort meine Schlüssel ab und bedankte mich bei ihm. Er brummte nur ein „Gern" und ich verschwand daraufhin. Ich ging zu meinem Pferd dass sich nun auch wieder von dem gestrigen Ritt erholt hatte. Ich band es los und stieg wieder auf seinen Rücken. Der Weg führte nun durch Felder und Wiesen. Ich ging im Schritt, da ich fand dass mein Pferd Gestern schon genug galoppiert war und weil es sowieso nicht mehr so weit war.

Schlussendlich kam ich an einer kleinen abgelegenen Kapelle an. Ich holte die Karte meiner Tante noch mal hervor, um mich zu vergewissern dass ich hier richtig war. Das Kreuz auf der Karte befand sich genau da wo ich jetzt war, also konnte Charles nicht weit sein. Ich band mein Pferd an einem Baum an und ging zur Kapelle und klopfte an der Tür. Ein älterer Mann öffnete mir die Tür und lächelte mich an. „Kommen sie nur herein" bat er mich. Ich folgte seiner Bitte und trat ein. Die Kapelle war so gut wie gar nicht geschmückt also schloss ich daraus das dies eine protestantische Kapelle war. „Was kann ich für euch tun" fragte der Mann mich freundlich. „Ich suche einen jungen Mann. Er ist etwa in meinem Alter, hat braune Haare, blaue Augen und ist im Gegensatz zu mir groß" teilte ich ihm mit. „Habt ihr ihn gesehen?" fragte ich hoffnungsvoll nach. „Ja, er ist draußen und hakt gerade Holz" sagte dieser. Ich guckte ihn erst verdutzt an, antwortete aber mit „Danke!". Er lächelte mir nur zu. Ich trat nun wieder aus der Kapelle raus und hörte nun tatsächlich dass jemand Holz hakte. Ich wunderte mich dass ich es davor nicht gehört hatte. Langsam steuerte ich in der Richtung wo die Geräusche herkamen zu. Nach wenigen Schritten, sah ich ihn. Er war es wirklich! Ich musste feststellen dass er anders aussah als das letzte Mal dass ich ihn gesehen hatte. Er war nicht mehr so blass und er schien viel glücklicher. Er machte mir jetzt keine Angst mehr. Er sah in diesem Moment einfach aus wie ein ganz normaler Junge und nicht wie ein König. Ich wusste nicht so recht wie ich ihn jetzt ansprechen sollte. Sollte ich einfach Hallo rufen. Nein! Das wäre mir irgendwie unangenehm. Während ich überlegte wie ich ihn am besten begrüßen sollte, bemerkte er mich und legte die Axt beiseite. Bevor ich darüber nachdenken konnte kam er auch schon auf mich zu und blieb nur ein paar Meter vor mir stehen. „Aideen! Was machst du hier?" fragte er mich ruhig aber auch verwirrt. Er hatte mich definitiv nicht hier erwartet. „Ich habe dich gesucht" sagte ich zögerlich. Er seufzte. „Schickt meine Mutter dich?" fragte er dann. „Nein" antwortet ich knapp. Er schien zu überlegen. „Wie hast du mich überhaupt gefunden ?" wollte er nun wissen. Ich war mir nicht sicher was ich darauf antworten sollte. Ich konnte ihn schließlich nichts von den Hexenkünsten meiner Tante Maeve erzählen. „Ich hatte Hilfe" antwortete ich nur. Ihm schien meine Antwort nicht zu genügen, dennoch beließ er es dabei. „Ich nehme an dass du mich trotzdem bitten willst, dass ich zurück komme" stellte er fest. „Ja" gab ich zögerlich von mir. „Frankreich braucht dich! Ohne dich ist es angreifbar!" machte ich weiter. Nun schaute er mir direkt in die Augen. „Ich weiß, aber seit dem ich hier bin geht es mir besser! Hier bin ich nur ein einfacher Junge mit einfachen Problemen. Wenn ich wieder König bin, trage ich die Verantwortung über so viele Menschenleben und jeder Fehler könnte fatale Folgen haben. Ich denke ich bin der Aufgabe nicht gewachsen" entgegnete er ein wenig verzweifelt. Ich hatte wieder Mitleid mit ihm. Ich konnte ja selbst sehen dass es ihm hier besser ging, aber er war immer noch der König und hatte Pflichten denen er nachgehen musste. „ Aber du bist der König von Frankreich, du hast Pflichten denen du nachgehen musst. Du kannst dich nicht einfach verstecken!" wurde ich etwas lauter. Ich wollte mich gerade selbst eine reinhauen, den so konnte ich nicht mit einem König sprechen. Ich hatte nicht das Recht dazu. Ich hatte Angst davor wie er darauf reagieren würde. Doch er blickte nur betreten zu Boden. „Außerdem musst du diese Bürde nicht Alleine tragen. Du hast deine Mutter und Lord Narzisse, denen du vertrauen kannst und die dir Ratschläge geben" sprach ich nun in einem sanften Ton. „Und ich werde dir auch so gut ich kann zur Seite stehen" fügte ich noch etwas leiser hinzu. Er richtete seine Augen nun auf mich, und schaute mir in die Augen. Ich konnte so etwas wie Dank und Anerkennung in seinem Blick erkennen. Aber wenn man genauer hinsah, konnte man auch etwas Angst wahrnehmen. „Du hast Recht! Es wird Zeit zurückzukehren" sagte er und brach damit den Augenkontakt. Ich war erleichtert. Ich hatte es geschafft! „Aber zuerst muss ich noch etwas erledigen" gab er mir Bescheid. Ich nickte und er ging nochmal in die Kapelle.

Nach einer geschätzten Viertelstunde, kam er wieder heraus. Der Mann der mich vorhin empfangen hatte lächelte mir zu. Ich erwiderte sein lächeln und er verschwand wieder in seiner Kapelle. Ich drehte mich um und ging zu meinem Schimmel. Als ich aufsteigen wollte drehte ich mich aber nochmal zu Charles um. Der mich dabei beobachtete. Mir fiel auf dass er kein Pferd hatte und entschloss mich deshalb dafür dass der Schimmel uns wohl oder übel beide tragen müsste. Ich stieg auf und sagte mit fester Stimme „Du kannst bei mir aufsteigen". Daraufhin kam er ohne zu zögern auf mein Pferd zu und setzte sich hinter mir auf seinen Rücken. Sobald ich mir sicher war dass er gut saß, trieb ich mein Pferd an. Wir galoppierten eine Weile. Als wir aber durch Dörfer ritten gingen wir Schritt. Wir kamen auch an dem Gasthaus, wo ich Gestern meine Nacht drin verbracht hatte, vorbei. Wir passierten noch durch viele Dörfer bis wir an einem anderen Gasthaus anhielten. Dort sorgte ich wie letztes Mal zuerst dafür dass mein Pferd versorgt wurde und betrat dann mit Charles das Gasthaus.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt