Kapitel 25

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Ich fühlte mich wieder unwohl und wusste, dass ich mich bald wieder übergeben würde. Schon seit einer Woche ging es mir jeden Morgen so. Ich dachte es würde bald vorbei sein, aber da hatte ich mich geirrt. Eigentlich hatte ich Éanna versprochen zum Arzt zu gehen, wenn es mir wieder schlecht gehen würde, aber irgendwie schob ich es immer weiter auf. Ich wollte nicht, dass sich Jemand unnötige Sorgen um mich macht. Doch an diesem Morgen reichte es mir und ich gab nach.

Ich wartete bis meine Hofdamen in mein Gemach kamen und schaffte es, mich bis dahin nicht zu übergeben. „Guten Morgen" begrüßte mich Éanna. „Hast du gut geschlafen?" fügte Cera ihre Frage hinzu. Bevor ich ihr etwas sagen konnten, fiel mir Éanna ins Wort. „Du siehst wieder etwas blass aus, fühlst du dich wieder unwohl?" fragte sie besorgt. „Ja das tue ich, wärst du bitte so nett und gehst den Arzt holen" antwortete ich. „Aber natürlich, ich mache mich sofort auf den Weg!" mit diesen Worten verließ Éanna in Windeseile den Raum.  Cera blieb mit mir zurück. Sie näherte sich meinem Bett und legte ihre Hand auf meine Stirn. In diesem Moment wurde mir wieder übel und ich richtete mich auf. Cera reagierte schnell und holte mir einen Kübel. Ich hatte nicht mal mehr Zeit mich dafür zu bedanken, da ich mich direkt übergab. Cera hielt mir die Haare hinter dem Kopf, damit sie mir nicht ins Gesicht fielen. Danach gab sie mir etwas um meinen Mund auszuspülen und brachte den Kübel weg.

Nach einiger Zeit trat Éanna mit einem Arzt ein. Éanna sah immer noch besorgt aus und stellte sich neben meinem Bett. Der Arzt legte seine Tasche auf einen kleinen Tisch ab und näherte sich mir. „Guten Morgen euer Majestät, was fehlt ihnen?" wollte er wissen. „Ich fühle mich schon seit einer Woche jeden Morgen schlecht und übergebe mich" berichtete ich wahrheitsgemäß. „Und geht es ihnen nur morgens so?" hakte er nach. „Ja, der restliche Tag verläuft völlig ohne Probleme" gab ich als Antwort. Er schien nun über etwas nachzudenken. „Wann war ihre letzte Blutung?" fragte er weiter. „Vor zirka fünf Wochen" antwortete ich. „Ist ihr Nachttopf voll?" fragte er frei heraus. „Ja" gab ich etwas perplex zurück. Der Arzt ließ sich dies nicht zweimal sagen, holte sich den Nachtopf und stellte ihn auf dem Tisch. Dann packte er ein paar Sachen aus seiner Tasche und kramte mit Flüssigkeiten herum. Währenddessen kam Cera wieder herein und stellte sich neben Éanna. Ich beobachtete das Werk des Arztes misstrauisch. Dieser nahm mit einer Art Pinzette etwas von meinem Urin und träufelte es in die Flüssigkeit eines Glases. Dann beobachtete er das Glas und fing dann plötzlich an zu Lächeln. Meine Hofdamen und ich wechselten ein paar verwirrte Blicke. „Euer Majestät, ich freue mich euch mitteilen zu dürfen dass ihr guter Hoffnungen seid" verkündete der Arzt. „Heißt dass sie ist schwanger!?" sprach Cera meine Gedanken aus. „Ja, die Königin erwartet ein Kind" bestärkte der Arzt. Éanna und Cera fielen mir in die Arme und gratulierten mir. „Soll ich es dem König sagen oder wollt ihr dies selbst tun" fragte der Arzt mich. „Ich werde es selbst tun" sagte ich entschlossen. „Nun gut, ich gratuliere und wünsche ihnen noch einen schönen Tag" verabschiedete sich der Arzt lächelnd und entfernte sich. Jetzt war ich mit meinen Hofdamen wieder alleine.

„Ich bin ja so froh, dass es nichts schlimmes ist" gab Éanna erleichtert von sich. „Ich auch" erwiderte ich. Ich konnte es immer noch nicht glauben was der Arzt gerade gesagt hatte. Ich war schwanger! Das waren großartige Neuigkeiten. Charles wird bestimmt überglücklich sein! Ich wollte sofort zu ihm um es ihm zu erzählen. Éanna und Cera beeilten sich deshalb, als sie mich Heute fertig machten. Cera hatte mir ein schwarzes Kleid mit goldenen Verzierungen mit dazu passenden Schuhen rausgesucht. Éanna frisierte und schminkte mich wie immer und dann war ich auch schon fertig. Ich verabschiedete mich von meinen Hofdamen und stürmte im Anschluss sofort raus auf den Flur. Ich ging schnellen Schrittes bis zu Charles Arbeitszimmer und riss ohne zu klopfen die Tür auf.

Charles blickte völlig verdutzt von seinem Schreibtisch auf. „Aideen geht es dir gut? Ist etwas passiert!?" fragte er mich besorgt. „Ich erwarte ein Kind!" platzte ich überglücklich heraus. Charles schien zuerst nicht zu verstehen was ich gesagt hatte. Einen Augenblick später erhellte sich sein Gesicht jedoch und er sprang von seinem Schreibtisch auf. Er stürmte zu mir, hob mich hoch und wirbelte mich herum, bevor er mich wieder auf den Boden ließ. „Damit machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt!" sagte er voller Freude. Er nahm meine Hände in seine und schaute mir in die Augen. „Ich kann gar nicht glauben, dass wir bald eine eigene kleine Familie haben werden. So wie ich es immer noch nicht glauben kann, dass so eine schöne Frau wie du mir gehörst" schmeichelte er mir. Daraufhin senkte ich aus Reflex, verlegen meinen Blick. Er ließ mit einer Hand von meinen Händen ab und hob damit mein Kinn an, sodass ich ihn in die Augen sehen musste. „Meine Aideen" flüsterte er, bevor er seine Lippen mit den meinen versiegelte. Ich fühlte wie immer dieses wohlige Kribbeln im Bauch und erwiderte den Kuss. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, bis wir uns lösten um nach Luft zu schnappen. „Charles" kam es zaghaft von mir. Er schaute mir als Antwort, tief in die Augen, um mir zu zeigen dass er zuhörte. „Können wir vorerst noch Niemanden etwas von der Schwangerschaft sagen?" bat ich ihn. „Nur für den Fall der Fälle" erklärte ich. „Aber natürlich, wenn du dich so wohler fühlst, können wir das machen" versicherte er mir. „Danke" entgegnete ich daraufhin. Er küsste darauffolgend meine Hand. Die anderen würden es noch früh genug erfahren, wenn sich mein Babaybauch zeigen würde. Ich wusste dass Éanna und Cera nichts sagen würden, wenn ich sie darum bat. Ich wollte einfach keine falschen Hoffnungen wecken, falls es mit der Schwangerschaft Komplikationen geben würde. Vorerst blieb es also unser kleines Geheimnis.

Am Nachmittag hatte Henry, Charles zu einem Tennisspiel aufgefordert. Weshalb Claude, Luc und ich nun draußen waren und den Brüdern beim spielen zusahen. Henry schlug den Ball gerade zu Charles rüber. Der Ball landete gerade noch in Charles Feld. „Ich glaube der ist draußen, mein Bruder" behauptete Charles. „Das glaube ich nicht!" protestierte Henry. Wir sahen nun alle zu Claude, die auf einem kleinen Podest als Schiedsrichterin fungierte. „Das ist wahr Charles, der Ball war im Feld. Henry hat den Punkt" verkündete sie. „30 zu 0" prahlte Henry. Charles sah kurz ein wenig genervt aus, als sein Blick jedoch den meinen traf musste er lächeln. Er war während des ganzen Spiel nicht wirklich bei der Sache, wobei ich davon ausging dass es wegen unserem kleinen Geheimnis war. Das Spiel ging weiter und der Ball flog von einer Seite zur Anderen. Charles warf mir während des ganzen Spiels Blicke zu, weshalb er sich etwas unbeholfen anstellte. Dies brachte mich zum schmunzeln und irgendwie fand ich es süß. Meine gute Laune war aber wie weggeweht, als ich Narzisse erblickte. Was wollte er denn jetzt hier! Er stellte sich neben mir und verfolgte das Spiel. „Los Charles!" versuchte Claude ihn ein wenig anzufeuern, da dieser deutlich im Rückstand war. „Wer liegt in Führung?" fragte Narzisse an mich gewandt. „Henry" antwortete ich eintönig, ohne Charles aus den Augen zu lassen. Henry lachte spöttisch als Charles noch einen Schlag verpatzte. „Das Spiel ist noch nicht vorbei" ermahnte Charles ihn. „Ich bin mit dem Aufschlag dran" mit diesen Worten beugte Charles sich um den Ball aufzuheben. „Lass ihn am Boden, ich habe einen Anderen!" rief Henry anschließend, und warf einen Ball in Charles Gesicht. Ein lautes Knacken war zu hören und Charles bedeckte seine Nase mit seiner Hand. „Au! Meine Nase!" brachte er schmerzverzerrt heraus. Sofort liefen ich und Narzisse zu Charles. „Henry, was soll dass!?" schimpfte Claude und kam auch mit Luc zu Charles gerannt. „Das wollte ich nicht, das war ein Unfall" sagte Henry grinsend. Diese Ratte! Das war Absicht und Niemand könnte mich vom Gegenteil überzeugen. Bevor ich aufstand und ihm ins Gesicht schlug, wendete ich mich wieder Charles zu. „Charles geht es dir gut?" gab ich besorgt von mir. Er antwortete nicht und warf seinen Bruder einen bösen Blick zu. „Bringt ihm zu einem Arzt" ordnete Narzisse an. Ich stand mit Charles auf und brachte ihn in die Krankenstation. Charles hielt sich weiterhin die übel blutende Nase. „Hoffentlich ist es nichts schlimmes!" rief Claude als sie und Luc uns hinterherliefen. Das hoffte ich auch!

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt