Kapitel 24

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Ich wälzte mich im Bett hin und her. Irgendetwas stimmte mit meinem Magen nicht. Ich tastete neben mir nach Charles, meine Hand griff jedoch ins Leere. Er lag nicht mehr neben mir, wahrscheinlich hatte er sich schon an seine Arbeit gemacht. Ich richtete mich auf und fühlte ein unangenehmes Gefühl in meiner Magengrube. Das Gefühl wurde stärker und ich fühlte mich immer schlechter. Plötzlich überkam mich die Übelkeit, weshalb ich aufsprang und zu einer Pflanze rannte. Dort übergab ich mich schließlich. Nachdem ich gekotzt hatte fühlte ich mich schon besser. Ich setzte mich auf dem Boden und starrte ins Leere. War ich krank? Oder hatte ich gestern zu viel Wein getrunken? Was auch immer es war, jetzt ging es schon besser. Ich suchte etwas, womit ich mir den Mund ausspülen konnte. Ich fand eine Karaffe mit Wasser und einen silbernen Becher, die auf einem kleinen Tisch standen. Ich nahm die Karaffe und schenkte mir etwas Wasser ein. Dann führte ich den Becher zu meinen Lippen und nahm etwas Wasser in den Mund. Ich spülte meinen Mund und spuckte das Wasser in den Pflanzentopf aus, in dem ich mich zuvor übergeben hatte. Die Pflanze war sowieso nicht mehr zu retten. Mein Kleid, dass ich gestern bei der Krönung anhatte, lag auf einem Stuhl. Da ich keine Lust hatte mich jetzt in dieses Kleid reinzuquetschen,  zog ich eine von Charles Blusen an und eine seiner schwarzen Hosen. Diese Sachen war mir viel zu groß, die Ärmel der Bluse hingen weit über meine Hände und bei der Hose musste ich die Enden hochkrempeln, damit ich nicht drüber stolperte. Ich kramte mir meine Haare schnell mit meinen Händen und ging daraufhin zur Tür.

Ich schlich die Flure entlang und hoffte dass Niemand mich so zu Gesicht bekam. Ich bog gerade um eine Ecke, als ich jemanden nach mir rufen hörte. „Euer Majestät!" konnte ich hinter mir vernehmen. Ich drehte mich um und erblickte Henry. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Warum musste ich ausgerechnet ihm, so über den Weg laufen. „Henry!" brachte ich etwas unsicher über die Lippen. Er sah überrascht aus, mich in solch einem Aufzug vorzufinden. Was auch kein Wunder war, schließlich sollte eine Königin eigentlich nicht so herumlaufen. Ich sah vielleicht schrecklich aus, mit meinen übergroßen Klamotten und den verwuschelten, wilden Haaren. Er musterte mich und musste schmunzeln. „Was macht ihr hier?" wollte er von mir wissen. „Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Gemach um mir etwas neues anzuziehen" antwortete ich wahrheitsgemäß. „Das ist denke ich mal gar keine so schlechte Idee" brachte er schmunzelnd heraus. „Ich hätte da eine Frage" sagte er mit fragenden Gesichtsausdruck. „Haltet euch nicht zurück" gab ich zurück. „Darf ich euch duzen?" fragte er. „Natürlich, du bist doch jetzt mein Schwager, also sind wir so gesehen eine Familie" entgegnete ich. „Da hast du nicht unrecht" sagte er, während er mich weiterhin musterte. „Wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich denke ich sollte mich so schnell wie möglich in mein Zimmer begeben, bevor mich noch Jemand anderes so sieht" verabschiedete mich. „Keine Ursache, einen schönen Tag noch" erwiderte er. „Ja, dir auch" rief ich ihm zu, während ich mich schon auf den Weg gemacht hatte. Es dauerte nicht mehr lange bis ich mein Gemach endlich erreicht hatte. Als ich in meinem Zimmer ankam, schloss ich sofort die Tür und lehnte mich mit meinem Rücken dagegen.

„Aideen, ist bei dir alles gut?! Du siehst furchtbar aus!" vernahm ich Éannas besorgte Stimme. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. „Éanna, was machst du denn hier?!" entkam es mir vor Überraschung, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Ich bin hier um dir schon alles bereit zu legen. Ich konnte mir schon denken dass bald hier aufkreuzt" erklärte sie mir. Ich nickte und ließ meinen Blick durch mein Zimmer streifen. „Wo ist Cera" fragte ich, sobald ich ihre Abwesenheit bemerkt hatte. „Sie liegt in ihrem Bett und hat schlimme Kopfschmerzen. Es ist nichts schlimmes, sie hat gestern nur zu viel Wein getrunken" gab sie mir als Erklärung. Wieder nickte ich und erinnerte mich an die Übelkeit, die ich heute Morgen verspürt hatte. „Und jetzt sag schon! Was ist mit dir? Fühlst du dich nicht wohl?" fragte sie erneut. „Ich glaube, dass ich gestern auch zu tief ins Weinglas geguckt habe" teilte ich ihr mit. „Hast du auch Kopfschmerzen?" hakte sie nach. „Nein das nicht, ich habe mich heute Morgen nur übergeben. Jetzt geht es mir aber schon viel besser" versicherte ich ihr. Éanna trat an mich heran und legte ihre Hand auf meine Stirn. „Fieber hast du keines" stellte sie fest, und trat wieder zurück um mich besser betrachten zu können. „Was hast du eigentlich an?" fragte sie verwirrt. „Das sind Charles Sachen, ich hab sie ihm ausgeborgt. Ich hatte keine Lust mich in mein Kleid reinzuzwingen und ohne Hilfe bekomme ich mein Korsett nicht zu" gestand ich ihr. Sie schenkte mir ein sanftes Lächeln. „Weiß Charles dass du dir seine Klamotten ausgeborgt hast?" neckte sie mich nun und ihr Lächeln verwandelte sich zu einem Grinsen. „Nein" musste ich gestehen. „Na dann sollten wir dich dringend in deine eigenen Sachen stecken, damit er es nicht bemerkt!" scherzte sie. „Ich denke dass es ihm nicht stören würde" entgegnete ich, während ich die Bluse aufknöpfte. Als ich seine Klamotten ausgezogen hatte, half sie mir in mein Kleid und in den Schuhen. Sie frisierte und schminkte mich noch und schon war ich fertig. Sie hatte mir eine rote Bluse rausgesucht, worüber ich ein schwarzes Kleid mit Blumenmuster trug. Meine Haare lagen wie immer wie ein goldener Wasserfall über meinem Rücken. Meine Schminke war auch wie immer. Nun da ich fertig war, wollte ich gehen, doch Éanna hielt mich zurück. „Bist du sicher, dass ich keinen Arzt holen sollte, du siehst nämlich trotz der Schminke noch etwas blass aus" sagte sie mit Sorge in der Stimme. „Es geht schon, danke!" versuchte ich sie zu beruhigen. Sie nickte immer noch etwas besorgt. „Es geht mir schon besser und wenn es mir Morgen wieder Übel wird, gehe ich zum Arzt. Versprochen!" versicherte ich sie. Nun sah sie schon weniger besorgt aus und ich konnte mich ohne ein schlechtes Gewissen auf den Weg machen.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt