Kapitel 11

264 5 1
                                    


In diesem Gasthaus war im Gegenzug zu dem in dem ich Gestern geruht hatte, relativ viel los. Es schien ein gutes Gasthaus zu sein. Hier waren viele Menschen, die irgendwelche Spiele spielten und Bier tranken. Ihre Laune war ausgezeichnet, auch wenn sie wahrscheinlich größtenteils vom Alkoholkonsum kam. Im nächsten Moment hörte ich meinen Magen knurren und ich erinnerte mich, dass ich Gestern Morgen das letzte Mal etwas zu mir genommen hatte. Ich blickte zu Charles der mein Knurren gehört hatte. „Ich habe auch Hunger, aber ich habe kein Geld?" machte er mir klar. „Ich aber!" entgegnete ich und nahm meinen Geldbeutel in die Hand. Er nickte und wir setzen uns an einem kleinen Tisch in der Ecke, wo es ruhiger war. Wir mussten gar nicht lange warten bis jemand zu uns kam und unsere Bestellung aufnahm. Wir bestellten beide etwas zu Essen und zu trinken. Bevor er die Bestellung zur Küche brachte, bezahlte ich. Es dauerte nur circa eine Viertelstunde bis sie uns das Essen servierten. Wir verschlangen es beide mit großen Bissen und aßen mit den Fingern. So etwas hätten wir am Hof nie getan, aber jetzt hatten wir zu viel Hunger um uns darüber den Kopf zu zerbrechen. Währenddessen hatten wir beide kein Wort miteinander gewechselt, doch als wir fertig mit dem Essen waren, fing ich ein Gespräch an. „Warum warst du eigentlich in einem protestantischen Kloster und nicht in einem katholischen?" fragte ich vorsichtig. Mir lag diese Frage schon den ganzen Tag auf der Zunge. Er drehte seinen Kopf zu mir und schien nachzudenken. „Es hat sich einfach so ergeben. Der Pfarrer hat mich auf einem Feld in der Nähe des Klosters gefunden und mich mitgenommen. Danach hat er sich um mich gekümmert und aus Dankbarkeit habe ich ihn ein bisschen geholfen. Ich habe nicht darauf geachtet ob er katholisch oder protestantisch ist. Und wenn ich ehrlich bin, ist es mir auch egal" erklärte er mir. Ich nickte. Ich konnte ihn verstehen. Dennoch verband ich das Wort „Protestanten" mit dem Feind. Nicht weil sie mir persönlich was getan hatten, aber weil die Engländer auch Protestanten waren. Die Engländer und die Iren sind schon seit Ewigkeiten befeindet. Seitdem König Heinrich VIII jedoch zum Protestantismus konvertiert war, hatte sich die Lage verschlimmert. Nachdem er Nordirland erobert hatte, brachte er englische Protestanten dorthin, um die Reformation in Nordirland zu verankern. Mein Vater versuchte seitdem die irischen Katholiken vor den englischen Protestanten zu schützen. Es war auch einer der Gründe warum mein Vater mich mit Charles verlobt hatte. Frankreich war nicht nur ein Feind Englands sondern auch katholisch. Es war genau der Verbündete der Irland nun brauchte. „Aideen, alles gut?" fragte Charles verwirrt, der offenbar bemerkt hatte dass etwas nicht stimmte. „Ja, es ist nur so dass ich die Protestanten eigentlich immer als Feind sehe" antwortete ich ehrlich. Er schien zu verstehen. „Aber Aideen, du kannst diese Menschen doch nicht alle im gleichen Topf werfen. Sie sind Menschen wie du und ich. Die Engländer sind deine Feinde nicht die Protestanten" versuchte er mich dennoch zu überzeugen. „Ich habe in letzter Zeit ein paar von ihnen kennengelernt und sie sind echt nett" fuhr er fort. Tief im Inneren wusste ich das er Recht hatte, trotzdem verkrampfte sich meine Hand etwas. „Ich denke es wird Zeit, dass wir schlafen gehen" wechselte ich schließlich das Thema. Er nickte. Ich ging daraufhin zum Tresen und fragte nach zwei Einzelzimmern, die zum Glück noch frei waren. Ich bezahlte und der Besitzer des Gasthauses gab mir die Schlüssel.

„Hier! Deine Schlüssel" mit diesen Worten gab ich Charles seine Schlüssel. Wir gingen hoch in unseren Zimmern die genau nebeneinander lagen. Ich öffnete die Tür und schloss sie sogleich wieder nachdem ich eingetreten war. Das Zimmer sah sauberer aus, als das von Gestern und es war ein bisschen größer. Der Schrank schien nicht kaputt zu sein und der Stuhl schien neu. Es war zwar nichts im Vergleich zu meinem Zimmer am Hof, aber es sah gemütlich aus. Ich stellte meine Schuhe wie Gestern neben meinem Bett ab und legte meinen Mantel über die Stuhllehne. Dann legte ich mich ins Bett. Zu meiner Eintäuschung war dieses Bett genauso hart wie das gestrige. Dennoch versuchte ich einzuschlafen, um Morgen Fit für den Ritt zu sein. Nach einigem hin und her wälzen schlief ich dann endlich ein.

Ein lautes Klopfen weckte mich am Morgen. Ich grummelte und räkelte mich. Ich hatte beschissen geschlafen. Ich hatte mich diese Nacht im Schlaf dauerhaft gewälzt, weil die Matratze zu hart war. „Aideen!?" hörte ich Charles Stimme durch die Tür. „Ich komme gleich!" rief ich ihn verschlafen zu. Ich zog meinen Mantel und meine Stiefel an und richtete meine Haare so gut es ging mit meinen Händen. Ich sah zwar nicht perfekt aus, aber ich sah dennoch präsentabel aus. Ich öffnete die Tür und ging nach unten wo Charles schon auf mich wartete. „Gut geschlafen" fragte er mich grinsend . „Nicht wirklich! Und du?" fragte ich im Gegenzug. „Um Ehrlich zu sein war die Matratze etwas hart" gestand er. Ich legte die Schlüssel auf den Tresen ab und bedankte mich beim Wirt. Dann wand ich mich wieder Charles zu „Tut dein Rücken auch weh" fragte ich nach, während wir aus dem Gasthaus traten. „Ja" sagte er und fasste sich am Rücken. Ich holte mein Pferd und wir stiegen wieder auf.

Wir ritten jetzt durch den Wald. Wir waren schon eine ganze Weile unterwegs und ich fing an die Umgebung wieder zu erkennen. Wir mussten wohl nicht mehr weit sein. „Wir sind bald da" bestätigte Charles meine Vermutung. Es dauerte wirklich nicht mehr lange bis wir am Stall angekommen waren, von dem ich den Schimmel her hatte. Ein Stalljunge kam direkt auf uns zu und nahm mir die Zügel ab. Wir machten uns auf dem Weg zum Schloss und wurden sofort von den Wachen wiedererkannt. Die Nachricht dass der König zurückgekehrt war, hatte sich wohl schnell verbreitet, da Catherine uns in den Fluren entgegenkam. „Oh, Charles" rief sie und umarmte ihn. Er erwiderte ihre Umarmung zögerlich. „Hallo Mutter" grüßte er sie als sie sich wieder lösten. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Wie geht es dir?" fragte sie ihn. „Besser" antwortete er knapp. Sie nickte und schien einfach nur froh darüber zu sein, dass sie ihren Sohn wieder hatte. „Und Aideen... Danke!" wendete sie sich mir nun zu. Ich schenke ihr ein Lächeln. „Zieh dich um und komme in den Thronsaal, deine Schwester Leeza hat während deiner Abwesenheit die ganze Zeit rumgeschnüffelt" sagte sie jetzt wieder zu ihrem Sohn. Er schien etwas genervt, nickte jedoch und machte sich auf dem Weg. Als er weck war wendete sich Catherine mir wieder zu. „Nochmals Danke, du hast Frankreich einen großen Dienst erwiesen" bedankte sie sich nochmal bei mir. „Gern Geschehen" entgegnete ich. „Aber nächstes Mal könntest du einen Zettel dalassen oder sowas, wir hatten schon Angst dass dir etwas passiert war. Du hattest Glück dass deine Tante uns über deinen Plan informiert hat" sagte sie in einem strengen Ton. „Und wie hast du ihn überhaupt gefunden?" wollte sie von mir wissen. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Charles hatte ich noch abwimmeln können, aber Catherine würde nicht locker lassen. Ich konnte ihr trotzdem unter keinen Umständen die Wahrheit sagen. „Maeve war ein Gerücht zu Ohren gekommen, dass man Charles in einem Kloster gesichtet haben soll, und ich wollte sehen ob daran etwas Wahres dran war" antwortete ich gekonnt. Obwohl ich eigentlich eine schlechte Lügnerin war schien sie es mir abzukaufen. „Gut! Geh dich auch umziehen und komme danach in den Thronsaal" wies sie mir an. Ich nickte und machte mich auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt