Kapitel 12

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Als ich in meinem Zimmer eintrat, erwarteten mich bereits meine Hofdamen. „Aideen!" riefen sie beide gleichzeitig und fielen mir anschließend um den Hals. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht" hörte ich Éanna's besorgte Stimme sagen. „Wir dachten schon, dass dir etwas passiert ist" bestärkte Cera als sie sich von mir lösten. „Es tut mir Leid, dass ich euch nichts über meinen Plan gesagt habe, aber ich wollte keine Zeit verlieren" entschuldigte ich mich bei ihnen. „Ach macht nichts, wir sind einfach nur froh dass du wieder da bist" winkte Éanna ab. Ich lächelte die beiden an und sie lächelten zurück. Ich war wirklich Froh dass ich so gute Freundinnen hatte. „So! Und jetzt müssen wir dich bereit machen, sonst wird die Königin Mutter uns noch den Kopf abreißen" brach Cera die Stille. „Als wir von deiner Ankunft gehört hatten, haben wir sofort etwas für dich bereit gelegt" kam es von Cera. „Du wirst hinreißend aussehen" fügte Éanna hinzu. Und das war der Beweis, dass ich mich voll und ganz auf die Beiden verlassen konnte. Sie hatten ein hübsches aber dennoch schlichtes Kleid mit einer Schleife ausgesucht, sie hatten auch dazu passende Schuhe bereit gelegt. Sie halfen mir so schnell sie konnten beim Umziehen. Éanna kämmte mir die Haare, die mir wie so oft in hübschen locken auf die Schultern fielen. Als ich endlich bereit war machte ich mich Alleine auf dem Weg zum Thronsaal.

Ich war noch vor Charles im Thronsaal angekommen. Lord Narzisse war der Einzige der vor mir da gewesen war. Nach kurzer Zeit kam auch Charles angetrudelt und setzte sich auf den Ton. Daraufhin stellte ich mich neben ihn, aber dennoch ein bisschen abseits, da ich noch nicht seine Königin war. Nur ein paar Minuten danach kam Catherine mit Leeza. Sie blieben in angemessener Entfernung vor uns stehen und Lord Narzisse gesellte sich zu ihnen. Leeza betrachtete Charles und musterte ihn. „Also, trinkst du kein Blut und jagst auch keine kleinen Kinder im Wald?" fragte sie provokant und mit einem kritischen Blick. „Das sind furchtbare Gerüchte die von irgendwelchen Dorfbewohnern erfunden wurden" antwortete Charles auf ihre Frage. „Du bist weggelaufen, du warst Wochenlang unauffindbar! Sieh es endlich ein Charles, du hast nicht alle Sinne beisammen! Du bist schwach und bist nicht in der Lage deinen königlichen Pflichten nachzugehen!" konterte Leeza. „Euer Bruder machte eine schwere Phase durch, nichts..." wollte Catherine ihren Sohn verteidigen. „Lass sie" unterbrach Charles sie jedoch mit einer Handbewegung. „Ja, ich bin vor dem Hof und meinen Pflichten davongelaufen. Die Bürde eines Königs hat sich als schwerer herausgestellt, als ich es erwartet hatte. Doch ich habe mich in dieser Zeit erholt und ich habe nachgedacht, und ich habe dabei die Wahrheit herausgefunden. Über Frankreich zu herrschen ist eine Pflicht für die ich prädestiniert war. Ich akzeptiere meine Stellung und niemals wieder werde ich sie vernachlässigen" sagte dieser. „ Das sind die Worte des einzigen wahren König von Frankreich" entgegnete Lord Narzisse und verbeugte sich. „Oder die eines gut dressierten Hundes" warf Leeza schnippisch ein. „Leeza!" ermahnte Catherine sie. „Ich bin euren Lügen satt, Mutter. Ich weiß dass ihr hinter dieser Maskerade steckt! Ich erkenne euer Werk. Charles ist nicht in der Lage zu regieren und wenn Niemand etwas dagegen unternimmt, werde ich den Vatikan darin involvieren. Der Papst wird dann entscheiden wer sich um Frankreich kümmert!" sagte Leeza wütend. „Wer denkst du wer du bist, dass du denkst du könntest mein Land oder meine Herrschaft  bedrohen! Du hast keine Macht über mich und die katholische Kirche genauso wenig" entgegnete er nun aufgebracht und erhob sich von seinem Thron. „Das ist Blasphemie" schrie Leeza auf. „Das wäre es, wenn ich katholisch wäre. Dies ist aber nicht mein Fall" sagte Charles nun etwas ruhiger. „Charles,..." hörte ich Catherine's leises Entsetzen. In mir zog sich alles zusammen. „Was sagst du da?" fragte Leeza ihn ungläubig. „Ich sage dass ich, Charles de Valois, König von Frankreich, ein Protestant bin!" Während Lord Narzisse, Catherine und ich nur ungläubig Charles ansahen schrie Leeza „Er ist ein Ketzer!". Wütend lief Leeza aus dem Thronsaal und verschwand.

Ich war sprachlos. Catherine und Narzisse erging es genauso wie mir. Catherine fand als erstes ihre Stimme wieder. „Charles! Wir müssen reden!" sagte sie aufgebracht. Charles sah sie mit einem durchdringenden Blick an. Catherine blickte sich im Thronsaal um. „Aber nicht hier" fuhr sie etwas leiser fort. „Kommt mit" mit diesen Worten machte sie sich auf dem Weg zu Charles Zimmer. Wir folgten ihr schweigend, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Währenddessen schwirrten tausende Fragen durch meinen Kopf. Meinte er das etwa ernst? Und wenn ja, waren wir dann überhaupt noch verlobt? Würde das Bündnis zwischen Irland und Frankreich zerfallen? Tief in meinem Innersten hoffte ich, dass er das nur gesagt hatte um Leeza zu verärgern und es nicht ernst meinte. Als wir dann endlich in Charles Zimmer angekommen waren, schloss Catherine die Tür.

Sobald die Tür zu war, schrie sie Charles an „Ein Protestant! Habt ihr den Verstand verloren!". „Nein, denn zum ersten Mal nach sehr langer Zeit fühle ich mich, dank des netten Priesters der mich in meiner Not aufgenommen hat und mir das Protestantentum nähere gebracht hat, erfüllt und gesund. Denn der Glaube ist die Quelle unserer Kräfte" entgegnete er seiner Mutter. „Ein protestantischer Priester!?" warf Narzisse ein. „Aideen! Wusstest du davon!? Schließlich hast du ihn ja gefunden?!" wollte Catherine nun von mir wissen. Ich war um ehrlich zu sein, etwas überfordert. „Ich wusste das es ein protestantisches Kloster war, aber ich wusste nicht dass er jetzt ein Protestant ist. Als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er nur gesagt das der Priester sich um ihn gekümmert hat" antwortete ich etwas nervös. „Hättest du das nicht früher erwähnen können!" fuhr sie mich an. Daraufhin stieg Wut in mir auf. Wann hätte ich das denn noch erwähnen sollen. Sie wollte ja das wir sofort in den Thronsaal kommen. Machte sie mir jetzt etwa Vorwürfe?! Ich schluckte meine Wut aber wieder runter. „Wo ist dieser Priester?! Ich werde ihn dafür bestrafen, dass er euch schlecht beeinflusst hat..." kam es nun von Narzisse der vor Wut gleich zu platzen schien. „Niemand hat mich beeinflusst! Ich habe diese Entscheidung selbst getroffen! Ich bin der König und habe somit das Recht, den Glauben den ich für richtig halte, anzunehmen. Heinrich XVIII hat sein Bündnis mit Rom gebrochen und somit England von der Unterdrückung des Vatikans befreit. Während meiner Herrschaft werde ich Frankreich zu einem neuen goldenem Zeitalter führen". „Ihr seit aber nicht Heinrich XVIII" sprach Catherine meine Gedanken aus. „Und Frankreich ist nicht England. Als England das Bündnis mit dem Vatikan auflöste, war es weder von Rom, noch von Spanien oder Irland für die finanziellen Angelegenheiten abhängig. Frankreich jedoch schon! Und vergesst nicht, dass die meisten eurer Adligen und Mitglieder eures Rates, katholisch sind. So wie ich es bin!" erklärte Lord Narzisse Charles verärgert. „ Außerdem werden unsere persönlichen Einkommen von den katholischen Adligen bezahlt. Denkt ihr etwa, dass sie einen protestantischen König, über Frankreich und ihre Finanzen regieren lassen!„ bestärkte Catherine seine Worte. „Ich, als Seneschall von Frankreich, der sich um Frankreichs Finanzen kümmert, kann euch nur sagen, dass sie alles tun werden um dies zu verhindern" redete Narzisse weiter. „Geh jetzt sofort zu deiner Schwester und entschuldige dich bei ihr!" befahl Catherine, Charles. „Das kommt gar nicht infrage! Ich werde nicht über meinen Glauben lügen. Ich werde es nicht vor der Königin von Spanien, noch vor sonst wem machen. Ihr wolltet dass ich meinen Thron wieder einnehme, und das habe ich gemacht! Ich bin Protestant und ich bin der König! Was meine Schwester Leeza dazu sagt, interessiert mich nicht!" widersetzte er sich ihr. „Ihr riskiert das Land in zwei zu reißen und das Bündnis mit Irland zu verlieren! Du weißt ganz genau wie sehr wir Irland brauchen! Sie werden das Bündnis bestimmt nicht mit Protestanten weiter führen!" versuchte Catherine ihm klar zu machen. „Wenn das der Preis des Fortschrittes ist, wird's wohl so sein!" sagte Charles daraufhin.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt