Kapitel 27

65 2 0
                                    



Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ich wurde von Schuldgefühlen und Kummer geplagt. Gestern nach dem Streit mit Charles, hatte ich mich in meinem Zimmer zurückgezogen und wollte mit Niemanden reden. Auch meine Hofdamen verweigerte ich den Zutritt. Ich wusste dass sie sich um mich sorgten, weshalb ich ihnen Heute Einlass gewährte als sie an meiner Tür klopften. „Hallo Aideen, wie geht es dir?" fragte Cera vorsichtig als sie zu mir ins Zimmer kam und Éanna die Tür hinter sich Schloss, damit wir ungestört blieben. Als Antwort senkte ich meinen Blick und seufzte. Cera legte mir sofort eine tröstende Hand auf die Schulter. Auch Éanna setzte sich zu mir aufs Bett um mich zu trösten. Sie wussten gar nicht was passiert war, trotzdem waren sie da um mir Trost zu spenden. Dies zeigte mir nochmal, dass ich mich voll und ganz auf sie verlassen konnte. Ich war ihnen äußerst dankbar dass sie mich nicht dazu drängten ihnen zu erzählen was passiert war, sondern darauf warteten dass ich es ihnen erklärte wenn ich mich dazu bereit fühlte und es von mir aus kam.

Wir verharrten einen Moment so und als ich mich besser fühlte, beschloss ich mich dazu, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen. Ich erzählte ihnen von Liza's Angebot und von Henry der den Platz seines Bruders einnehmen wollte. Dann erzählte ich ihnen von den Ereignissen die sich Gestern zugetragen hatten. Während ich es erzählte, hörten mir meine Freundinnen aufmerksam zu. Als ich zu Ende geredet hatte, gaben sie mir mitleidige Blicke. „Du wolltest Charles nicht mehr belasten als er es bereits war, dass ist verständlich" versuchte Éanna mich aufzumuntern. Ich schenkte ihr für diesen Versuch ein schwaches aber ehrliches Lächeln. „Er wird dir schon verzeihen, mach dir darüber keine Sorgen. Er ist jetzt nur ein bisschen verletzt dass ist alles, aber dass wird vergehen. Er liebt dich, dass konnte ich bei euerer Hochzeit genau sehen" gab Cera von sich. „Alle konnten dass sehen" fügte Éanna hinzu. „Damals vielleicht, aber jetzt nicht mehr" wendete ich seufzend ein. „Ach komm, sag sowas nicht!" ermahnte mich Cera. „Ihr hättet seinen Blick sehen sollen, ich habe ihn verraten" rechtfertigte ich mich. „Nein dass hast du nicht, du wolltest ihn doch nur schützen" rief Éanna mir nochmals ins Gedächtnis. „Trotzdem habe ich dadurch seine Gefühle verletzt" protestierte ich.  Nun blieben Beide still und wussten nicht mehr wie sie mich noch aufmuntern sollten. Dennoch war ich ihnen dafür dankbar, dass sie immer hinter mir standen und mir gegenüber Treu und Loyal waren, ohne im Gegenzug etwas dafür zu verlangen.

Im nächsten Moment wurde meine Zimmertür ohne Vorwarnung aufgerissen und eine aufgebrachte Catherine platzte hinein. „Aideen, ich muss mit dir sprechen!" sagte sie und sah zu meinen Hofdamen. „Unter vier Augen!" fügte sie hinzu, woraufhin meine Hofdamen sich kurz verbeugten und darauffolgend so schnell wie möglich den Raum verließen. Als Catherine sicher war dass sie weg waren und die Tür geschlossen hatten, fing sie an. „ Du musst mit Charles reden! Er ist Heute noch nicht einmal aus seinem Gemach gekommen und er lässt Niemanden zu sich hinein!" unterrichtete sie mich. „Und was erwartest du, dass ich dagegen tuhe?" fragte ich sie. „Rede mit ihm! Bring ihn dazu Henrys Worte zu  vergessen und seinen Pflichten wieder nachzugehen. Das sollte für dich doch kein Problem sein, sonst schaffst du es doch auch immer" erläuterte sie. Im Normalfall hätte es auch kein Problem dargestellt, aber jetzt würde er nie auf mich hören. Als ich daraufhin wieder an unseren Streit dachte, kamen mir die Tränen. Catherine die mich bisher nur irritiert angesehen hatte und auf meine Antwort wartete, merkte sofort dass etwas nicht stimmte. „Was ist passiert?" verlangte sie zu wissen.

Es blieb mir letztendlich keine andere Wahl als ihr alles zu erzählen, was ich auch eben meinen Hofdamen erzählt hatte. Als ich damit fertig war sah ich zu Catherine, die mich zu meinem Verwundern, verständnisvoll ansah. Ich konnte mir schon denken dass sie von Liza's Plan wusste, sie dachte aber nicht dass ich es wusste. Trotz allem machte sie mir nun keine Vorwürfe. Am Ende meiner Erzählung war meine Stimme ganz zittrig und ich hatte Mühe damit nicht loszuheulen. Catherine die nun Mitleid mit mir hatte, setzte sich neben mir auf meinem Bett und legte tröstend einen Arm um mich. „Ich mag dich zwar nicht sonderlich, aber es scheint dass wir Beide das Gleiche wollen. Wir wollen das Beste für Charles und würden alles machen um ihn vor Henry und Liza zu schützen. Deshalb schlage ich vor dass wir in dieser Angelegenheit zusammen arbeiten" schlug sie vor. Ich nickte um mein Einverständnis zu zeigen. „Was ist mit Narzisse?!" hakte ich nach. „Er hat sich gegen Charles und gegen mich gewendet. Er denkt dass Henry ein besserer König wäre. Aber ich lasse nicht zu, dass er oder Jemand anderes Charles etwas antut!" informiert sie mich. Nun verstand ich warum sie mich in dieser Sache brauchte. Es schien so als seien wir die Einzigen die Charles auf den Thron behalten wollten. „Ich auch nicht!" machte ich klar. Sie nickte zustimmend. „Hättest du eine Idee wie wir dass ganze angehen könnten?" fragte sie mich. Ich schüttelte den Kopf. „Zuerst müssen wir auf jeden Fall Charles Selbstvertrauen wieder aufbauen" stellte Catherine klar. „Aber wie sollen wir dass anstellen, er will jetzt sicher nicht mit mir reden" äußerte ich meine Bedenken. „Ich glaube ich weiß was wir versuchen könnten" sagte sie nun. Ich sah sie erwartungsvoll an. „Wir versuchen es mit einem Zauber" erklärte sie. Mir stockte der Atem. „Einem Zauber?" fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach. „Ja einem Zauber!" versicherte die Königin Mutter mir. „Glaubst du wirklich dass das eine gute Idee ist?" hakte ich skeptisch nach. „Hast du eine bessere Idee?" stellte sie eine Gegenfrage, woraufhin ich schwieg. Sie deutete meine Reaktion als ein nein. „Gut, dann wäre dass dann geklärt!" entschloss Catherine. Mir bleib keine andere Wahl als ihr zuzustimmen und sie machen zu lassen. „Ich werde mich um alles kümmern, mach dir keinen Kopf. Ich verlange ja nicht dass du den Zauber durchführst" versicherte sie mir. Trotzdem war mir bei dem Gedanken, Magie auf Charles wirken zu lassen, mulmig zumute. Ob das gut geht ?

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt