Kapitel 13

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Catherine konnte es genauso wenig wie Narzisse und ich fassen. Lord Narzisse war so wütend, dass er aus dem Zimmer stürmte. Catherine schaute noch einmal zu Charles und verließ dann auch sein Zimmer und warf die Tür zu. Ich blickte Charles ungläubig, enttäuscht und wütend zu gleich an. Er richtete seinen Blick nun auch auf mich. Ich konnte einen Ausdruck von Wut in seinen Augen erkennen.

„Ist das dein Ernst!" schrie ich ihn förmlich an. In diesem Moment war es mir vollkommend egal, dass ich angesichts seiner Stellung, eigentlich nicht so mit ihm reden durfte. Er schaute mich nur wütend an. „Ja das ist es! Ich bin von jetzt an ein Protestant und dabei bleibt es auch!" wollte er mir klar machen. „Das kannst du nicht bringen!" schrie ihn nochmals an. „Oh doch! Ich kann, ich bin der König!" entgegnete er mir in der gleichen Tonlage. „Ja, du hast recht! Du bist der König! Der König, der sein Land in den Ruin führt!" noch während ich diese Worte aussprach, verfluchte ich mich selbst. Ich war eindeutig zu Weit gegangen. „Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden! Ich bin dein König und dein zukünftiger Gemahl, du solltest lernen meine Entscheidungen zu akzeptieren!" wies er mich zurecht. „Nein! Du bist nicht mein König, mein König ist mein Vater, König Brian von Irland! Und wenn er zu Ohren bekommt, dass du ein Protestant bist, wird er unsere Verlobung auflösen. Denn du weist ganz genau wie mein Vater zu Protestanten steht!" entgegnete ich. Nachdem ich das gesagt hatte, änderte sich etwas in seinem Ausdruck. So als ob er gerade erst, wirklich realisiert hatte, was seine Entscheidung bedeutete. Er sagte nichts. Es herrschte eine eisige Stille zwischen uns. „Warum hattest du mir vorher nichts davon gesagt?" brach ich die Stille. „Ich wollte es dir ja sagen, aber du schienst nicht gerade gut auf Protestanten zu sprechen" gab er mir als Antwort. Ich erinnerte mich wieder an unserer Unterhaltung in der Wirtschaft. Ich wollte zu diesen Zeitpunkt nichts von Protestanten wissen und hatte vom Thema abgelenkt. Rückblickend weiß ich, dass ich anders hätte reagieren sollen.

„Nun, wenn du dir sicher bist, dass du ein Protestant sein willst, ist wohl die Zeit gekommen lebe wohl zu sagen. Es kann sich nur um Tage handeln bis mein Vater von deiner neuen, religiösen Orientierung erfährt" machte ich ihm klar. Eigentlich hätte ich mich darüber freuen sollen, doch irgendwie empfand ich bei diesem Gedanken, Trauer. Ich erinnerte mich noch an meine ersten Tage hier am Hof. Ich wollte ihn zu dieser Zeit nicht heiraten. Ich hatte eine Zeit lang sogar Angst vor ihm. Dachte ich jetzt anders darüber? Das war eine berechtigte Frage, schließlich war seitdem nur gerade mal ein Monat vergangen. Ich musste mir eingestehen, dass ich seit kurzer Zeit Sympathien für ihn verspürte. Ich hatte mich wohl schon mit dem Gedanken angefreundet seine Gemahlin zu werden. Außerdem wären wir schon längst verheiratet, wenn er vor Wochen nicht plötzlich verschwunden wäre. Und selbst jetzt wo er wieder da ist, wird es keine Hochzeit geben. „Ich will aber nicht, dass du gehst" sagte er leise, aber immer noch laut genug damit ich ihn hören konnte. Ich schaute ihn fragend an. „Du warst die Einzige, die sich als alle mich mieden, nach mir erkundigt hat. Du warst die Einzige die mich gesucht hat ohne den Mut zu verlieren. Du bist Diejenige, die mich daran erinnert hat, dass ich als König von Frankreich meine Pflichten gegenüber meinem Volk und meinem Land erfüllen muss. Du hast mich zu meiner wahren Bestimmung zurückgeführt. Ohne dich währe ich jetzt nicht hier" antwortete er auf meinen Blick. „Du hast gesagt, dass du mir so gut du kannst zur Seite stehen würdest. Erinnerst du dich?" fragte er mich. „Ja, natürlich erinnere ich mich. Aber dass war unter anderen Umständen" antwortete ich ihm. Er schaute mich etwas verletzt an. „Aideen du weißt ganz genau, dass ich dich jetzt brauche! Du bist die Einzige der ich trauen kann!" sagte er nun etwas verzweifelt. „Dass hättest du dir vorher überlegen sollen. Und außerdem hast du deine Mutter und Lord Narzisse, denen du trauen kannst und die dir zur Seite stehen" sagte ich kühl. Ich war über meine gefühlskalte Aussage selbst ein wenig schockiert, ließ mir aber nichts anmerken. Ich hob meinen Blick und sah ihn mir nochmal an. Er hatte einen Gesichtsausdruck, wie ein Hund der von seinem Herrchen geschlagen wurde. Irgendwie tat er mir schon ein bisschen Leid, aber ich durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Ich machte einen Knicks und entfernte mich aus seinem Zimmer. Danach schlug ich den Weg zu meinem eigenen Zimmer ein.

In meinem Zimmer angekommen, warf ich mich aufs Bett. Ich fühlte mich irgendwie mies und leer. Das alles war gerade so schwer zu verarbeiten. Kaum hatte ich Charles zurückgebracht, schon war alles zerbrochen. Und dass auf nur einen Tag. So viele Fragen kamen mir in den Sinn. Aber am wichtigsten war jetzt was mit Irland passieren würde. Frankreich war unsere letzte Hoffnung gewesen, um gegen England ankommen zu können. Ohne Frankreich wäre es nur eine Frage der Zeit bis die Engländer, Irland erobern würden und die Reformation einführen würden. Ich konnte das einfach nicht zu lassen, ich musste etwas tun. Ich musste einen Weg finden dass Bündnis zwischen Frankreich und Irland aufrecht zu halten. Ich würde wohl oder übel einen Weg finden müssen Charles wieder zur katholischen Kirche zu führen. Und dazu wäre mir jedes Mittel recht. Ich würde zuerst versuchen, den wahren Grund für seinen Religionswechsel zu erfahren, um ihn besser verstehen zu können. Er hatte mir Heute gesagt, dass er mir vertraute und das war mir ein klarer Vorteil. Ich grübelte noch etwas bis ich schließlich einschlief. Ich fiel trotz allem, in einem tiefen, ruhigen und süßen Schlaf. Ich merkte, dass ich den nochmal dringend nötig hatte. Vor allem aber genoß ich, die weiche Matratze auf der ich lag, denn diese hatte ich schmerzlich vermisst.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt