Kapitel 16

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Ich wusste nicht so wirklich was ich denken oder fühlen sollte, aber ich hatte mein Ziel erreicht. Mir lag jedoch noch eine Frage auf der Zunge. Charles merkte es und schaute mich auffordernd an. „Wieso bist du eigentlich wieder katholisch geworden?" stellte ich ihn meine Frage. „Du hast schließlich Gestern gesagt, dass du es nicht leiden kannst von der Kirche bewacht zu werden" fügte ich noch hinzu. Ein leichtes Lächeln huschte ihn über seine Lippen. „Weil du Recht hattest. Die Protestanten würden genau das gleiche versuchen. Also macht es keinen großen Unterschied. Und da meine Vasallen katholisch sind, ist es besser wenn ich es auch bin" erklärte er mir. „Aber du bist trotzdem nicht glücklich?" fragte ich aus Neugier nach. Ich wollte die Frage eigentlich nicht laut aussprechen aber nun war es zu spät. Er blickte mir nun direkt in die Augen, was mir wieder aus unerklärlichen Gründen ein kribbeln im Bauch bereitete. „Es ist nicht wichtig ob ich glücklich bin, es ist nur wichtig dass es meinen Untertanen gut geht und dass meine Vasallen zufrieden sind. Denn ohne ihre Unterstützung würde mein Kopf auf einer Lanze stecken" sagte er mit einem bitteren Unterton. Ich bereute meine Frage sogleich und schaute zu Boden. Für einen Moment war es komplett still im Raum. „Doch wie du Gestern gesagt hast, werde ich in den Leuten die mir etwas bedeuten und denen ich vertraue eine Stütze finden und deshalb will ich dich auch heiraten, weil ich weiß dass ich dir vertrauen kann" brach er die Stille. Ich hob meinen Kopf und schaute ihn ungläubig an. Er schaute daraufhin etwas verlegen drein. „Ich weiß dass du mich nur heiratest, weil du Irland und deinen Vater helfen willst, aber für mich bist du mehr als nur ein Bündnis. Ich meine dieses Bündnis ist durchaus ein großer Vorteil in politischen und finanziellen Dingen und diese Hochzeit würde die Gedenken meiner katholischen Vasallen beenden. Doch du bist mir wichtig. Du warst von Anfang an immer für mich da, du hast dich nach mir erkundigt und bist mich sogar im Kloster holen gekommen. Und dass obwohl du gesehen hast wie ich eines Abends mit Blut am Mund zum Schloss zurückgekommen bin. Du hast immer versucht die Aufgabe die dein Vater dir Aufgetragen hat zu erfüllen und hast selbst mehr getan. Du hast ständig so tapfer und selbstlos gehandelt. Du hast soviel für Frankreich und für Irland getan und deshalb werde ich mich glücklich schätzen, dass du meine Königin sein wirst" gestand er mir. Das war zu viel. Ich fühlte schon wieder dieses Kribbeln im Bauch. Mir fehlten die Worte. Irgendwie war ich glücklich darüber. Er mochte mich und freute sich darauf mich zu heiraten, doch ich wusste nicht ob ich das Gleiche fühlte. Da ich nichts sagte fügte Charles noch hinzu „Ich bewundere dich und deine Zielstrebigkeit. Ich weiß wir kennen uns noch nicht so gut, aber wir können uns besser kennen lernen. Ich könnte dir weiterhin das Bogenschießen beibringen oder wir könnten auch auf einer anderen Weise Zeit miteinander verbringen....". „Bogenschießen klingt gut!" unterbrach ich ihn. Er schaute mich an und lächelte. „Ich denke, dass wir uns mit der Zeit gut verstehen werden und ich denke auch dass wir ein gutes Team sein werden. Außerdem fühle ich mich geehrt, dass du mir dein Vertrauen schenkst" fuhr ich fort. „Du hast es verdient" entgegnete er daraufhin. Ich wusste immer noch nicht so recht was genau ich empfinden sollte, aber aus einen unergründlichen Grund war ich glücklich. „Ich gehe dann Mal und lass dich mit deinem Papierkram Alleine. Mach es gut Charles!" verabschiedete ich mich schließlich von ihm. „Mach es gut" erwiderte er die Verabschiedung. Ich nickte und trat aus seinem Arbeitszimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich einen kurzen Augenblick dagegen. Ich atmete tief durch und machte mich dann wieder auf dem Weg zu meinem Zimmer.

In meinem Zimmer legte ich mich auf mein Bett und ließ mir Alles nochmals durch den Kopf gehen. Ich wusste dass Charles mir vertraute, doch hätte ich nicht gedacht dass er mich zu seinen nähesten Vertrauten zählte. Aber alles was er gesagt hatte stimmte. Ich hatte wirklich alles getan was in meiner Macht stand, um meine Aufgabe in Frankreich zu erfüllen. Damals hätte ich dies nicht für möglich gehalten, doch ich war froh darüber seine Königin zu werden. Jetzt wo ich es mir recht überlegte fand ich Charles gar nicht mehr so schlimm, ich mochte ihn sogar. Er war eigentlich immer nett zu mir gewesen. Ich hatte anfangs zwar ein bisschen Angst vor ihm, aber im Grunde genommen hat er mir nichts schlimmes getan.

Ich entschloss mich dazu zu Claude zu gehen und ihr die Nachricht selbst zu überbringen. Sie war von Anfang an die einzige die wirklich freundlich zu mir gewesen war. Sie war meine Freundin und hatte ein Recht dazu es vor den Anderen zu erfahren.

Ich klopfte an ihrer Zimmertür und nach nur kurzer Zeit hörte ich ihre Stimme. „Herein!" kam es von der anderen Seite der Tür. Ich öffnete die Tür und trat hinein. „Aideen!" sagte sie zur Begrüßung, als sie mich erblickte. „Hallo Claude" entgegnete ich. „Was verleiht mir die Ehre" fragte sie erwartungsvoll. „Es gibt gute Neuigkeiten! Charles möchte wieder zur katholischen Kirche  zurückkehren!" verkündete ich. „Das ist großartig!" freute sie sich. „Wie kommt es?" wollte sie wissen. „Ich habe mit ihm gesprochen und scheinbar haben meine Worte bei ihm Wirkung gezeigt" antwortete ich knapp, da ich keine Lust hatte das ganze Gespräch wiederzugeben. Daraufhin sah Claude mich mit einem merkwürdigen Blick an, den ich nicht so wirklich deuten konnte. „Das ist beeindruckend, nicht mal meine Mutter konnte seine Meinung ändern. Aber du hast es geschafft! Deine Meinung muss ihm ziemlich wichtig sein" sagte sie in Gedanken versunken. Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, deshalb beschloss ich das Thema zu wechseln. „Außerdem werden ich und Charles in 4 Tagen heiraten" brachte ich es endlich heraus. Claude's Blick erhellte sich. „Das ist wunderbar, dann bleibst du nun für immer hier und ich habe jemanden mit dem ich über andere lästern kann" sagte sie verschmitzt. Daraufhin musste ich grinsen. „Und bist du denn froh darüber?" fragte sie neugierig und mit dem gleichen undefinierbaren Blick wie eben. „Ja ich denke schon, ich habe mein Ziel erreicht und das Bündnis zwischen Irland und Frankreich bleibt bestehen. Daraus ziehen beide Länder ihre Vorteile" erklärte ich ihr. „Das meine ich nicht. Ich will nicht wissen wie es dadurch um die Politik steht sondern wie du dich damit fühlst" hakte sie nach. Ich atmete tief ein. „Ich denke dass ich mich freue" gab ich ihr schließlich als Antwort. „Du denkst?" fragte sie nach. „Ja ich bin mir halt nicht so ganz sicher" antwortete ich nervös. „Aha" sagte sie nur mit einem vielsagenden Blick. „Naja egal, jedenfalls muss ich dann auch mal los. Mach's gut, es war schön mit dir zu plaudern" sagte ich und ging aus ihrem Zimmer. „Mach's gut" hörte ich ihre belustigte Stimme hinter mir. Ich wusste nicht was daran witzig war. Im Gegenteil, ich verabscheute meine Angewohnheit, mich zu verdrücken sobald ich nervös oder es mir unangenehm wurde. Ich war in solchen Momenten immer Feige. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte besser mit solchen Situationen umgehen.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt