Kapitel 14

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An diesem Morgen wurde ich durch Geflüster geweckt. Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen und richtete mich auf. Vor meinem Bett standen Cera und Éanna und unterhielten sich. Als sie mich erblickten wünschten sie mir sofort einen guten Morgen und schenkten mir Beide ein Lächeln. Ich lächelte zurück. „Aideen?! Wie war es Gestern?" fragte Cera. „Wieso hat Catherine dich im Thronsaal bestellt?" fügte Éanna hinzu. Ich wusste dass sie mich danach fragen würden, aber ich hatte ehrlich gesagt keine Lust mit ihnen darüber zu sprechen. „Ist es ok wenn wir ein Anderes mal darüber reden" versuchte ich dieses Thema zu vermeiden. Sie nickten, jedoch konnte ich die Sorge in ihren Augen sehen. „Natürlich, du solltest aber trotzdem etwas essen" mit diesen Worten stellten sie ein Tablett mit leckeren Sachsen auf meinem Schoß ab. „Frühstück im Bett? Was ist denn der Anlass?" fragte ich daraufhin stirnrunzelnd. „Nun ja, einen richtigen Anlass gibt es nicht..." fing Éanna an. „Es ist nur so dass du das Frühstück verschlafen hast" platzte Cera mit der Wahrheit raus. Wie konnte mir das nur passieren? Die Antwort auf meine Frage fiel mir aber schnell ein. Es lag wohl daran, dass ich in den letzten Tagen nur wenig Schlaf abbekommen hatte, als ich auf der Suche nach Charles war. Charles!? Stimmt! Ich wollte Heute noch mal mit ihm reden. „Das ist aber nicht schlimm, niemand hat sich darüber beschwert" versuchte Éanna mich zu beruhigen als sie meinen, wahrscheinlich geschockten Gesichtsausdruck sah. „Danke dass ihr mir etwas zu Essen gebracht habt" bedankte ich mich bei ihnen. „Gerne" kam es von Éanna. „Iss ruhig. Wir suchen dir in der Zeit etwas schönes zum anziehen. Ich lächelte ihnen zu und machte mich an mein Essen zu schaffen. Als ich fertig war, stellte ich mein Tablett auf Seite und Éanna und Cera machten mich fertig. Diesmal hatten sie mir ein hell grünes dünnes Kleid rausgesucht. Dazu hatten sie natürlich auch die passenden Schuhe gefunden. Meine Haare trug ich wie immer offen. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich fand dass ich gut aussah, es fehlte nur etwas. Ich entschloss mich dazu mir noch eine Kette auszusuchen und ging zu meinem Schmuckkästchen. Als ich es öffnete, stockte mir der Atem. Mein Blick lag direkt auf der Kette meiner Mutter. Nach diesen ganzen Trubel hatte ich sie ganz vergessen. Ich nahm sie raus und gab sie Éanna, die sie mir sofort umhängte. Sie passte ausgezeichnet zu meinem Kleid und zu meinen grünen Augen. Man hat mir gesagt, dass diese Kette Glück bringt und das konnte ich Heute gut gebrauchen.

Ich ging nicht sofort zu Charles, denn ich wollte mich zuerst bei meiner Tante Maeve für ihre Hilfe bedanken. Als ich in der Nähe ihrer Gemächer kam, erkannte ich dass viele Bediensteten gerade dabei waren ihre Sachen wegzubringen. Sie trugen gerade eine Kiste an mir vorbei als ich Maeve in Mitten des Trubels bemerkte. Sie erteilte den Bediensteten befehle und dirigierte sozusagen das Chaos. Als sie mich erblickte hielt sie inne und kam sogleich zu mir. „Aideen! Schön dich zu sehen!" begrüßte sie mich freudig. Sie zog mich in eine Umarmung. „Reist du ab?" fragte ich sie als wir uns lösten. „Ja, ich muss zurück zu meinen Kindern. Ich will sie nicht noch länger alleine lassen" erklärte sie mir. Ich nickte. „Du wirst mir fehlen" gestand ich ihr. „Aww, du wirst mir auch fehlen" erwiderte sie. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. „Ich wollte dir noch dafür danken, dass du mir dabei geholfen hast Charles zu finden" bedankte ich mich bei ihr. „Das war doch selbst verständlich, wir sind schließlich Familie" entgegnete sie. „Trotzdem Danke" fügte ich nochmal hinzu, woraufhin meine Tante mir ein Lächeln schenkte. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, dass sie meine Tante war. Sie war einfach die beste. Meine Gedanken schweiften derweilen wieder zu Charles ab. Ich musste einen Weg finden ihn irgendwie wieder zu bekehren. Sonst würden Irland und Frankreich schwere Konsequenzen davon tragen. Meine Tante die offenbar bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, musterte mich nun mit einem zugleich kritischen und besorgten Blick. „Ist etwas? Dir liegt doch etwas auf dem Herzen?" fragte sie besorgt nach. Ich war mir nicht sicher ob ich es ihr anvertrauen sollte oder nicht. Ich entschloss mich letztendlich aber dafür, da sie mir ihr kleines Geheimnis auch anvertraut hatte. „Es ist so... Charles hat während seiner Abwesenheit offenbar seine geistliche Orientierung geändert. Er sagt, er sei von nun an ein Protestant und dass nichts seine Meinung ändern könnte" verriet ich ihr. Ich konnte Besorgnis und Ungläubigkeit in ihren Augen erkennen. Sie blieb jedoch still, weshalb ich mich entschied fortzufahren. „Wie du sicher weißt, würde es verheerende Folgen für Irland haben wenn diese Verlobung deswegen aufgelöst wird. Deshalb werde ich versuchen ihn wieder zum Christentum zu bekehren. Ich weiß zwar noch nicht genau wie, aber ich werde alles in meiner Macht stehende tun um mein Ziel zu erreichen" machte ich ihr klar. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Ich bin mir sicher, dass es dir gelingen wird! Außerdem bin ich stolz auf dich, da du daran gedenkst etwas zu tun und nicht einfach aufgibst!" sagte sie stolz zu mir. „Viel Glück! Und jetzt geh schon und finde einen Weg ihn zu bekehren!" ordnete sie mir an. Ich lächelte und verabschiedete mich von ihr, bevor ich mich auf der Suche nach Charles machte.

Nach einiger Zeit fand ich ihn dann beim Bogenschießen. Er war Alleine. Er schoss gerade einen Pfeil ab und traf genau ins Schwarze. Er war gut, dass musste man ihm lassen. Ich näherte mich vorsichtig und räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Er drehte sich um und schaute etwas verwirrt drein. Er hatte mich definitiv nicht erwartet. „Aideen!?" sagte er zur Begrüßung. „Charles" entgegnete ich knapp. „Was verschafft mir die Ehre" fragte er etwas verwirrt. „Eigentlich wollte ich nur etwas mit den Bogen üben" log ich. „Du kannst Bogenschießen!?" fragte er nun sichtlich überrascht. „Nein aber ich will es lernen" antwortete ich. Mir war irgendwie nichts besseres darauf eingefallen. Und er schien mir nicht wirklich glauben zu schenken. „Allein!?" hakte er darum skeptisch nach. „Nun ich denke nicht, dass jemand dazu bereit ist mir das Bogenschießen beizubringen. Schließlich bin ich eine Frau und die meisten Männer sehen es nicht gern, wenn Frauen mit Waffen hantieren" versuchte ich mich aus meiner Lüge zu retten. Jetzt schien er mir meine Geschichte abzukaufen. „Wenn du willst, kann ich es dir beibringen?" bot er mir seine Hilfe an. Um nicht aufzufliegen musste ich wohl oder übel zu stimmen. „Gerne, dass ist sehr nett von dir?" nahm ich sein Angebot an. Er deutete mir an mich aus angemessener Entfernung vor dem Ziel zu stellen und drückte mir dann einen Bogen in die Hände. Er stellte sich hinter mich und zeigte mir wie ich den Bogen richtig halten sollte. Während er mir dies erklärte, konnte ich nicht wirklich zuhören, da ich von seiner Nähe zu überfordert war. So nah war er mir noch nie. Selbst auf der Heimkehr vom Kloster waren wir uns nie so nah gekommen. Ich konnte mir aber nicht erklären warum er mich so nervös machte. Das verwirrte mich. Als er dann mit seiner Erklärung fertig war, half er mir dabei meinen Bogen zu halten und legte einen Pfeil ein. Ich spannte mit seiner Hilfe denn Bogen und ließ los. Ich traf zwar nicht ins Schwarze, hatte aber noch die Zielscheibe getroffen. Da es mein erstes Mal war, dass ich überhaupt einen Bogen in der Hand hatte, war ich mit dem Ergebnis zufrieden. Charles stand immer noch hinter mir und hatte seine Hände noch auf meine. Er machte keine Anstalten sich zu rühren, weshalb ich mein Gesicht zu ihm drehte. In diesem Moment trafen sich unsere Augen. Er hatte wunderschöne Augen. Warte! Was dachte ich da!? Ich musste mich zusammen reißen! Ich erinnerte mich wieso ich eigentlich hier war. Ich drehte mein Gesicht weg und befreite mich von ihm. Ich nahm etwas Abstand zu ihm. Ich konnte in seinem Blick Verwirrung und auch Enttäuschung sehen. Aber warum!? Er fing sich wieder. „Das war für den Anfang gar nicht so schlecht" lobte er mich. „Ich hatte ja einen guten Lehrer" schmeichelte ich ihm. Ich erkannte daraufhin wie sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich. Ich wollte ihm nun mein Anliegen nahebringen , wusste aber nicht wie ich dieses Thema ansprechen sollte. Er hatte wohl bemerkt dass mich etwas belastete, da er mich fragend musterte. Da ich immer noch kein Wort herausbrachte kam er mir zuvor. „Haben meine Mutter oder Lord Narzisse dich geschickt" wollte er nun von mir wissen. Er konnte es sich offenbar schon denken, worüber ich mit ihm sprechen wollte. „Nein, ich komme aus freien Stücken" gab ich klar von mir. „Willst du dich etwa verabschieden?" fragte er mit gesenktem Blick. „Nein, noch nicht.... Ich will nur wissen was dich dazu gebracht hat deinen Glauben zu ändern und was du so bei den Protestanten bewunderst?" machte ich ihm klar. Er hob seinen Blick wieder und schaute mir in die Augen. „Nun... Als Protestant bin ich frei dazu Entscheidungen zu treffen ohne dass der Papst mir sagt ob ich richtig oder falsch gehandelt habe. Ich darf so regieren wie ich es für richtig halte, ohne dass mich jemand bevormundet und kontrolliert" erklärte er mir. Ich konnte ihn verstehen, auch wenn ich denke dass es nicht wirklich etwas ändern würde. „Und denkst du dass die Protestanten nicht das gleiche tun werden, wenn sie hören dass ihr König ihren Glauben teilt!? Protestanten und Katholiken, sind alles nur egoistische Menschen die vor allem ihre eigenen Ziele verfolgen. Ich habe die Befürchtung dass du dadurch nur eine Beeinflussungsquelle durch eine Andere ersetzt" äußerte ich meine Meinung. Er schien sich über meine Worte nun ernsthafte Gedanken zu machen und fragte mich „Aber wie könnte ich dem Entkommen". „Als König wirst du immer von Leuten umringt sein die dich beeinflussen wollen. Aber du musst dass nicht Allein durchmachen! Finde bei den Leuten die dir etwas bedeuten und denen du vertraust eine Stütze. Die Mitglieder deiner Familie zum Beispiel. Sie werden dir Kraft und Weisheit geben" gab ich ihm als Antwort. Er fixierte mich wieder mit seinen Augen. Ich blickte hinein und verlor mich in ihnen. Als ich dies bemerkt senkte ich meinen Blick da es mir irgendwie unangenehm war. „Ich gehe dann mal" mit diesen Worten machte ich einen leichten Knicks und verschwand.

Prinzessin Aideen von IrlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt