Kapitel 6

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Wir kommen gerade im Restaurant an. Ich muss ja sagen, ein bisschen nervös bin ich ja schon. Ich meine Mary kenn ich und sie ist nett. Dann sind ihre Kinder das bestimmt auch.

Dad hat mir erzählt, dass es ein kleines Mädchen ungefähr 4 Jahre alt und ein junge, ein Jahr älter als ich seien und dass beide sehr sympathisch sind.

Na, dann werden wir mal gucken, ob man der Einschätzung meines Vaters glauben schenken kann.

Wir gehen zum Tisch und Mary sitzt schon da. Neben ihr ein kleines, süßes Mädchen. Mein Dad begrüßte sie mit einem Kuss und ich umarmte Mary.

"Hey, Kleine. Ich bin Rosalind und du?"

"Ich bin Klara." antwortete sie aufgeweckt.

"Wo ist dein Sohn honey, wollte er nicht auch kommen?", fragte mein Vater Mary.

"Ach der, müsste jeden Moment ankommen, er meinte, dass er noch irgendetwas wichtiges mit Nate und Alec absprechen müsste."

Oh shit, wer ist denn ihr Sohn, dass der Typ zufällig Nate und Alec kennt, denn für einen Zufall halte ich das für zu unwahrscheinlich. Ich spiele ein wenig mit Klara und wir verstehen uns echt gut.

Ich weiß nicht wie die kleine es schafft so schnell in mein Herz zu kommen aber nach dem Satz "Wie cool, ich habe mir schon immer eine große Schwester gewünscht und jetzt habe ich nicht nur eine, sondern die perfekte" war es um mich geschehen. Wenn sie nur wüsste, was für ein Mensch ich in Wirklichkeit bin.

Auf einmal spüre ich eine Anwesenheit neben mir. Eine tiefe Stimme ertönt

"Na Klärchen, willst du mir deine neue Freundin nicht einmal vorstellen?"

Mein Kopf rattert, ich kenne diese Stimme, ich gucke ihn an. Er guckt mich an.

"Rosalind"

"Liam"

"Mum, wir ziehen ernsthaft zu dem Nerd? Chris, das ist deine Tochter?" fragte Liam ungläubig, während er anklagend mit dem Finger auf mich zeigte.

"Untersteh dich, so redet man nicht. Entschuldige dich sofort bei Rosalind!"

Ach herrje. Bitte nicht. Liam war mir seit dem Club gestern nicht mehr wirklich aus dem Kopf gegangen und er durfte auf gar keinen Fall erfahren wer ich bin. Ahh Panikkkk. Was soll ich tun?

"Sorry Mum, aber darauf kannst du lange warten", giftete Liam zurück.

"Dad, können wir kurz unter vier Augen reden?" fragte ich.

"Klar, Schätzchen..."

Dring....Dring....Dring....

"Tut mir leid, Dad, ich muss da kurz rangehen" Es war ein Anruf von Dan, könnte sein, dass es dringend ist und nicht warten kann, da er mir sonst auch einfach eine Nachricht schreiben könnte. Zum Glück versteht mein Vater das.

"Chris, findest du es in Ordnung, dass sie sich jetzt vor einer so wichtigen Unterhaltung drückt?", fragte Mary vorwurfsvoll.

"Mary, chill mal. Probiere hier bitte nicht dich in meine Erziehung einzumischen, sonst könnte unser Zusammenleben nicht ganz so reibungslos verlaufen."

Uh mist, das klang nicht so ganz nerdig. Aber ist eh zu spät, ich muss jetzt mal kurz mit Dan reden. Ich verließ das kleine Restaurant.

"Hey Dannie, was gibt's?"

"Ich wurde eben informiert, dass ich wenn möglich mit zu dem Waffendeal, der vor dem Rennen stattfindet kommen soll, da die Risk Manager meinten, dass ein guter Kämpfer praktisch wäre und sie mit Problemen rechnen. Ich wollte fragen, was du darüber weißt und seit wann wir Deals eingehen, wo man vorher schon vermutet, dass etwas schief laufen könnte?"

"Achso ja der Deal. Es geht um ein paar hundert tausend, die wir gegen ein paar Waffen bekommen. Die Gruppe wurde von uns geprüft und das Problem ist, dass wir uns fragen, wo die das Geld dafür hernehmen wollen, weshalb ich eine gewisse Absicherung will. Ach weißt du was, ich komme gleich vorbei und komme mit. Muss euch nachher eh noch was erzählen. Ihr werdet es mir nicht glauben."

"Mach mich nicht so neugierig, Spätzchen"

"Willst du nen Tritt in die Eier?"

"Was?!"

"Nenn mich noch einmal Spätzchen oder sowas und es knallt!"

"Klar Boss, Honigbärchen"

"Halt die Klappe du Spinner, haha"

Ich gehe wieder nach drinnen. Wir haben unser Essen gegessen. Liam hat auch kein Wort mehr gesagt, sieht so aus, als hätte Mary ihm nochmal eine richtige Standpauke gehalten, haha verdient.

"Es gibt da noch eine Neuigkeit...." fing mein Dad an zu erzählen.

Klara ruft fröhlich: "Auja ich liebe Neuigkeiten"

"Also?", fragt Liam, der scheinbar genauso gerne wissen will, was jetzt noch kommt.

"Wir....Wir sind verlobt!", rückte Mary mit der Sprache raus.

Okay, komm ich damit klar, dass mein Dad jetzt eine Frau heiratet, die übermorgen mit ihren beiden Kindern bei uns einzieht? Ich weiß nicht.

An sich ändert das nichts an der Situation, aber ich frage mich was Mummy von da oben wohl gerade denkt. Die Bilder von ihr, während sie mit mir Kuchen für Dad's Geburtstag backt und wir beide uns lachend mit Mehl bewerfen, schießen ich meinen Kopf.

Tränen steigen mir langsam in die Augen, doch runterrollen werden sie nie. Ich habe seit dem Tag, an dem meine Mutter starb nicht eine Träne vergossen und ich habe es auch nicht vor demnächst zu tun. Tränen sind für mich ein Zeichen der Schwäche und der Stärke zugleich, doch ich bin zu schwach und gleichzeitig zu stark um dem nachzugeben.

"..osalind, Heyy? Hörst du mich? Erde an Rosalind.", sprach mein Vater und weckte mich aus meinen Gedanken.

"Nun dann herzlichen Glückwunsch, ich muss los, ich bin zum lernen verabredet.", versuchte ich dem Gespräch zu entkommen.

"Typisch Nerd, willst du meine Hausaufgaben gleich mit erledigen?", fragte Liam spöttisch.

Mein Dad schenkte mir ein trauriges Lächeln. Er wusste, dass ich log.

Ob er jetzt vermutet, dass ich jetzt tatsächlich irgendeinen Gang Kram mache oder, ob er einfach nur denkt, dass ich mit dieser Verlobung nicht klar komme, keine Ahnung, aber interessiert mich auch herzlich wenig.

Damit haute ich schnell ab und fuhr nach Hause. Ich freue mich nachher auf das Rennen, da kann ich meinen Kopf noch einmal komplett abschalten. Die nächste Zeit könnte sich echt als schwierig erweisen aber ich gönne meinem Vater, dass er wieder glücklich wird.

Ich überlege gerade, ob ich noch einen Besuch bei Mum's Grab schaffe, als mir die Uhr das eindeutige Gegenteil erweist. Schade. Oft hilft es einfach meiner Mutter meine Sorgen und Gedanken zu erzählen. Aber dann fahre ich halt morgen hin.

The Psycho Inside Me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt