Der bewusstlose Körper meines Bruders lag blutüberströmt neben mir. Das Pochen in meinem Bein wurde immer stärker. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich hatte einen metalligen Geschmack im Mund. "Nein!!!" Aiden. "Neiiiiinn, wach auf!!". Das Auto lag auf der Seite und mein Bruder regte sich keinen Zentimeter. "Aiiiidenn"
"Hey, Rosalind wach auf!", Liam rüttelte an meinem Arm.
Ich schlug schlagartig die Augen auf und saß kerzengerade im Bett.
Aidens Geburtstag yayy.
Zusammen mit ein paar anderen Tagen der beschissenste Tag im Jahr...war ja klar, dass er so beginnen musste. Traditionell kommen immer meine Freunde vorbei um mir zu helfen durch den Tag zu kommen, auch wenn ich ihnen nie erzählt habe, dass ich einen Bruder hatte. Sie wissen, dass ich eine schwere Vergangenheit habe und dass ich meine Mutter verloren habe aber mehr habe ich nie erzählt.
"Geht's dir gut? Das war nur ein Albtraum. Willst du drüber reden?"
"Nein", ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und zog mir die Bettdecke wieder über den Kopf.
"Sorry Liam, aber kannst du mich bitte alleine lassen?"
"Wie du willst", er verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich verbrachte zwei Stunden damit mir Bilder von uns beiden anzugucken und raffte mich auf ins Bad zu gehen. Als ich schließlich nach unten ging hörte ich die vertrauten Stimmen meiner Freunde.
"Es tut mir ehrlich so leid. War sie das mit deiner Nase? Hat sie sich wieder relativ beruhigt?", hörte ich Liams aufgeregte Stimme.
"Beruhig dich mal Großer, ja er hat eine von ihr auf die Schnauze bekommen aber damit sind wir echt gut davon gekommen, wenn man bedenkt, dass sie die Waffe auf Alec gerichtet hat. Wenn man einmal im Visier von ihr steht schaffen es nur die wenigsten das so unverletzt zu überleben.", japp das war meine Ellen.
"Okay egal jetzt, habt ihr die Snacks?"
"Klar, na dann auf in die Höhle des Löwen haha", sagte Dan und wollte schon nach oben gehen.
"Ihr wisst schon, dass sie heute mies drauf ist?", fragte Liam verwirrt.
"Bro jedes Jahr an diesem Tag machen wir das was auch immer es ist mit ihr durch. War schon immer so und wird auch immer so sein", erklärte Zack.
"Kennt ihr jemanden der Aiden heißt?", ich zuckte zusammen, woher weiß er von ihm.
"Nein, wieso?", fragte jetzt Alec.
"Naja, sie hat heute während eines Albtraumes mehrmals seinen Namen geschrien bis ich sie aufweckte und sie völlig fertig war."
"Hm nein, keine Ahnung."
"Was ist denn gestern noch alles passiert?", fragte Liam interessiert.
Okay, das interessiert mich jetzt so 0, ich ging also direkt nach ganz oben ins Musikzimmer. Meine Finger strichen über den weiß, glänzenden Lack des Flügels. Ich setzte mich davor und ließ langsam die ersten Töne erklingen. Nach kurzer Zeit war ich komplett in der Musik vertieft und sang mit, dabei erlaubte ich mir ein paar wenige Tränen. Mein Kopf spinnt sich meinen Bruder zusammen, der mit mir sang und auf seiner Gitarre spielte.
"Wow", Liams tiefe Stimme unterbrach die Stille, nachdem ich die letzten Töne verklingen ließ.
Ich drehte mich um und sah Liam sprachlos und total gerührt im Türrahmen und hinter ihm meine Crew.
"Wer ist Aiden?", fragte Dan, direkt wie er nun mal war, sobald es um Männer geht.
Die Frage traf mich komplett überraschend und sämtliche Emotionen wichen aus meinem Gesicht. Meistens habe ich das "Rose"- Gesicht unter Kontrolle aber jetzt konnte ich mir keine Schwäche erlauben. Ich kann ihnen nichts über meine Vergangenheit sagen und Aiden gehört nun einmal mit dazu. Wenn ich jetzt irgendeine Reaktion zeige, können sie direkt falsche oder auch wahre Schlüsse ziehen. In jedem Fall wäre es nicht gut. Also bleibt da nur noch...ignorieren. Klar, dass ist auch eine Reaktion aber immerhin eine, die ich oft mache.
Ich verließ das Musikzimmer und wollte in den Garten gehen, doch im selben Moment wurde ich grob gegen die Wand gedrückt.
Pass auf Dan! dachte ich mir nur, aber Li stand daneben, ich könnte mir jetzt keinen Ausrutscher leisten.
"Rosalind, hör zu. Wenn dieser Aiden dich in irgendeiner Weise fertig gemacht hat, dann werde ich mich persönlich darum kümmern aber sag uns wer das ist"
Wieso bin ich mir gerade so sicher, dass die denken es könnte mein Ex sein? Auch Liam scheint nicht begeistert von Aiden.
"Geht euch nichts an!", zischte ich wütend.
"Sorry Sis, aber wir müssen dich jedes Jahr an dem Tag so", er fuchtelte mit seiner Hand in meine Richtung "ertragen, ich finde wir haben langsam ein Recht darauf zu erfahren wieso."
Das ist jetzt nicht Alec's Ernst oder?
"Du weißt wir wollen dir helfen, aber diese Geheimniskrämerei geht mir mittlerweile auch ganz schön auf die Nerven", Ellen....
Mein Blick ging zu Zack und Lizzy. Er schüttelte nur leicht den Kopf und sie sah mich traurig an.
Dan ließ mich jetzt los. Offensichtlich war er sich sicher, dass ich jetzt reden würde und weil Liam ihm einen eifersüchtigen Blick zugeworfen hat.
Apropos Liam, er unternahm nichts dagegen. Er stand auch nur da, offensichtlich daran interessiert herauszufinden wer Aiden ist.
Ich wusste, dass meine Freunde mich jetzt so nicht gehen lassen würden. Heißt ich habe nur eine Wahl...flüchten.
"Verpisst euch", zischte ich sie wütend an und rannte los. Erst einmal Richtung Fenster, denn dass war der einzige Weg der frei war. Ich sprang heraus und landete auf dem Balkon von dem Gästezimmer unter mir. Von dort aus balancierte ich entlang der Fassade auf einer kleinen Anhöhe und sprang auf das Dach der "öffentlichen" Garage. Von dort aus konnte ich auf einen Baum der mich auf den Boden brachte. Währenddessen hörte ich wütende, verzweifelte und besorgte Rufe.
Ach die sollen mich alle mal in Ruhe lassen.
So wo kann ich hin wo die mich nicht gleich finden werden. Die Gang?
Ach shit, Liam ist ja dabei....Mum. Sie wissen nicht, wo meine Mutter liegt, bzw dass sie hier in dem Bundesstaat überhaupt begraben wurde. Ich rannte bis ich endlich am Friedhof ankam und meinen Tränen freien Lauf lassen konnte.
"Mummy, .", schluchzte ich und setzten mich vor ihr Grab. So wie es der Zufall nunmal will fing es auch noch an zu Regnen.
"Ach Hübsche, was machst du denn alleine bei dem Wetter hier draußen. Komm ich helfe dir."
Ich guckte hinter mich und sah einen ungefähr 50 jährigen Mann, der mich an grinste.
Bah, ich kenne den Typen. Er ist in der kriminellen Szene nicht gerade unbekannt und wenn er wüsste, dass ich Rose bin, dann wäre er bestimmt ganz schnell abgehauen.
"Schätzlein, ich lenke dich etwas ab, das wird dir gefallen".
Ich stand auf und sagte, dass er mich in Ruhe lassen soll.
"Ah also freche Mädchen find ich ja besonders geil, dann kann ich dich später schön an das Bett fesseln."
Ich schätze die Gefahr dummerweise etwas falsch ein und er schlug mir ins Gesicht, weil ich seine Hände von meinen lösen wollte.
Ich spürte das Blut. Okay das reicht. Ich kann zwar jetzt zwar nicht offenlegen wer ich wirklich bin aber dennoch muss ich nicht kampflos mich vergewaltigen lassen.
Obwohl...doch Rosalind Skylar Fey, du kannst. Ich zog mein verstecktes Messer und wollte ihn abstechen. Keine Zeugen das wäre perfekt.
Nein stopp! Sei schlau. Wir wissen nicht viele geheime Informationen über deren Truppe. Du könntest heimlich ein bisschen spionieren. Und ganz ehrlich eine sexuelle Misshandlung mehr oder weniger ist jetzt auch egal.
Unwirklich dachte ich an die Zeit früher, wo ich entführt und als Sklavin gehalten wurde. Ich war damals noch ein Kind, dass keine Chance hatte sich gegen die Männer zu wehren. Auch als ich es trotzdem versuchte brachte es mir nur unzählige Narben und Verletzungen. Die größten Komplexe aus dieser Zeit habe ich aber definitiv, wenn ich mal freiwillig mit jemandem intim werde. Immer wenn wir gerade kurz davor waren habe ich es abgebrochen. Nur mit Frauen konnte ich weiter gehen, denn mir gegenüber wurde noch nie eine Frau über griffig.
Der Typ zerrte mich in ein Auto und dumm wie ich ihn schon vorher eingeschätzt habe verband er mir weder die Augen noch war ich bewusstlos. Na dann ist das ganze ja noch leichter als erwartet.
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The Psycho Inside Me
Teen FictionRosalind Skylar Fey verbirgt viele Geheimnisse. In der Schule spielt sie den unschuldigen Nerd und in der Nacht wird sie zum gefürchteten Gangboss. Ihre Freunde versuchen ihr trotz einer schweren Vergangenheit wieder ein Lächeln in das kalte Gesicht...