Kapitel 16

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Es herrschte eine unaushaltbare Stille bis Klara Mary und meinen Vater davon überzeugte in den Tierpark zu gehen.

"Wollt ihr nicht auch mitkommen?", fragte sie uns. Ich überlegte kurz aber alles schien mir besser als mit Liam alleine zu Hause zu sein, also sagte ich zu. Mein Vater schien sehr überrascht, da sowas wie ein Familienausflug nun wirklich nicht mein Ding ist, aber er lächelte erfreut.

Liam kam dann auch mit. Wir gingen gerade zu den Giraffen, als Liam zu den anderen sagte, dass wir beide nur mal kurz bei den Panthern wären, wegen der Fütterung. Klara hatte zuvor gesagt, dass sie nicht sehen will, wie ein Tier zerfleischt wird. Also war das die perfekte Lösung für Liam uns von den anderen zu trennen. Mary und mein Vater sahen uns an bis sie nur grinsend zustimmen.

Aber was will der von mir, ich will nicht. Giraffen sind doch auch toll, warum muss der gerade mit mir alleine sein. Ich will hier weg.

Ich sehe Liam fragend an. Wir gingen schweigend an verschieden Gehegen vorbei bis wir bei einer größeren Wiese mit ein paar Bäumen waren. Auf der Wiese waren ein paar Vögel, wie Schwäne und so weiter.

"Also was willst du von mir?", fragte ich ihn leicht vorwurfsvoll.

Wir standen uns gegenüber. Er nahm meine Hände. Eine wohlwollende Wärme breitet sich von diesen aus. Ich guckte nach unten und sah, dass seine Hand eine leichte bläuliche Färbung und Druckstellen von Fingernägeln hatte. Als er sah, wie ich seine Hand anstarrte nahm er mein Kinn und zwang mich ihn anzugucken.

"Was war das gestern?"

Mir stiegen Tränen in die Augen, warum war ich bei ihm so emotional, bin ich doch sonst auch nie.

War ich das? War es seine Hand gewesen, die ich gestern fast zerquetscht hätte.

"War ich das?", ich antwortete mit einer Gegenfrage und deutet nach unten auf seine Hände, die immer noch meine hielten.

"Ist nicht so schlimm, wie es aussieht.", wank er ab.

"Tut mir leid."

"Ist wirklich nicht so schlimm, aber bitte sag mir, was war gestern mit dir los? Es war furchtbar anzusehen wie du leidest aber nicht helfen zu können."

"Durch das Hand halten, hast du mir schon sehr viel geholfen, danke", ich wollte weitergehen, doch er zog mich wieder zurück.

"Bitte?"

"Hör zu Liam, ich habe ab und zu einfach mal Panik Attacken, lassen wir es dabei okay?"

"Okay, wenn du mal bereit bist zu reden, ich werde da sein."

"Danke"

Wir gingen weiter, doch er ließ meine Hände nie los. Aber mich störte es nicht, im Gegenteil es machte mich glücklich.

Wir lachten gerade über einen Mann, der seine Sonnenbrille in das Schimpansen Gehege fallen lassen hat und dieser sich die gerade aufsetzt. Er wirbelte mich herum und wir lachten uns an.

Plötzlich waren wir uns gefährlich nah. Mein Gesicht war seinem extrem nah. Die Sonne schien in sein atemberaubend schönes Gesicht. Sein Lachen strahlte mir entgegen bis es mit einem tiefen Atemzug erlosch. Ich sollte das nicht tun, er ist bestimmt einer der einmal eine fickt und dann die nächste. Oder vielleicht hat er eine Wette mit Nate am laufen, wie in den ganzen Filmen und Büchern. Schaffst du es den Nerd und deine Stiefschwester ins Bett zu kriegen?

Es wäre ein Fehler ihn jetzt an mich ranzulassen. Aber seine Augen und dieser Geruch.

Wir waren uns jetzt sehr nah, es passte kaum noch ein Blatt zwischen uns. Aus dem nichts, tippte er mir auf die Nase. Ich brauchte einen Moment, um zu bemerken, dass er mir Eis auf die Nase geschmiert hatte, welches wir uns vorher gekauft hatten und nun in der Sonne langsam vor sich hin schmolz.

Ganz schnell war wieder Abstand zwischen uns und Liam lachte mich schief grinsend an.

"Na warte du! Das gibt Rache!", wollte ich Ernst sagen, doch ein leichtes Lächeln schlich sich dennoch auf meine Lippen.

Ich schnellte zu ihm und wir kämpften ein bisschen darum, dem anderen Eis ins Gesicht zu schmieren. Da er schon deutlich größer ist als ich kann man sich ja vorstellen, dass das gar nicht mal so einfach war. Mit einer schnellen Bewegung sprang ich auf seinen Rücken. Ich klammerte mich Huckepack an ihm fest und endlich, schaffte ich es meine Rache auszuüben. Ein Strich meines Himbeereis zierte seine Stirn. Ich rutsche von seinem Rücken und wir standen uns wieder gegenüber.

"Weißt du eigentlich wie süß du bist?", sagte Liam, strich mir mit seinem Finger das Eis von der Nase.

Ich lächelte nur, was soll ich denn auch sagen?

"Na komm lass und wieder zu den anderen gehen, sonst kommen die noch auf dumme Gedanken", schlug er vor. Und wir machten uns auf den Weg. Mary hatte uns geschrieben, dass sie mittlerweile bei den Pinguinen waren.

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Als wir wieder zu Hause waren und ich mir gerade einen Rucksack für die Reise packte, wo aber eigentlich nur Kleinigkeiten drin waren, da ich Kleidung etc im Jet und bei den jeweiligen Standorten habe, dachte ich über den Tag nach.

Es war ein wunderschöner Tag. Und dass Liam mich nicht geküsst hat, hat mich in dem Moment schon verwundert, aber das heißt nur, dass er mich nicht nur ins Bett kriegen will, denn ich glaube ich hätte nicht die Selbstbeherrschung gehabt ihn wegzustoßen.

Gerade klopft es an der Tür und kurz darauf schaut der besagte Herr in mein Zimmer.

"Oh hey, fährst du weg?", fragte er komplett überrascht.

"Äh ja."

"Wir haben aber doch Schule? Weiß Chris davon?"

"Ja weiß er, ich besuche meine Tante in Seattle. Sie ist nur diese Woche in Amerika, da sie viel reist und ich habe sie lange nicht mehr gesehen."

"Ah klar, verstehe. Viel Spaß.", wünschte er mir und wollte das Zimmer verlassen, doch ich hielt ihn auf.

"Was wolltest du denn?", fragte ich ihn, da er nicht ohne Grund kommen würde.

"I...ich ach ne ist egal. War nicht so wichtig. Wann geht denn dein Flug morgen?"

"Woher weißt du, dass ich fliege?"

"Naja, willst du wirklich mit dem Bus nach Seattle, weil du meintest ja, dass du Auto fahren nicht mögen würdest."

Oh wie süß, er hat es sich gemerkt.

"Ich fliege direkt morgen früh, also gute Nacht."

"Schlaf gut"

Damit ließ er mich alleine und ich arbeite noch etwas am Computer, bis ich ins Bett ging.

The Psycho Inside Me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt