#TheoFanClub

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Das Iris-Portal öffnete sich mit einem Zischen und eine Welle aus Applaus brandete Theodor und Gretchen entgegen. Theodors Augen fielen fast aus den Höhlen: Der Korridor quoll geradezu mit Menschen über und alle schrien seinen Namen.

„Theo! Theo! Theo!"

Viele hielten Schilder mit Liebesbekundungen und Herzen über ihren Köpfen. Da war sogar ein junges Mädchen, welches wie eine geflügelte Fee gekleidet war, die wild auf und ab sprang und dabei ein Banner über den Kopf streckte, das stolz verkündete: #TheoFanClub.

Sein Kinn sackte nach unten. Ich habe einen Fanclub?

Wer hätte gedacht, dass man ihn so vermissen würde? Überwältigt wie er war, wäre er vermutlich noch sehr lange dumpf an Ort und Stelle gestanden und hätte sich feiern lassen, doch Gretchen war nicht in der Stimmung zu warten. Vermutlich wollte sie ihn nicht teilen. Einzelkind. Ganz klar. Sie ergriff seine Hand und führte ihn schnurstracks durch die Menschenmassen.

Wahrlich, 120 Kilo amouröse Zwergin ergaben einen guten Eisbrecher.

Wohin Theodor auch blickte warteten Lächeln, Liebes- und Dankesbekundungen auf ihn. Einige der Frauen in der Menge sahen aus, als hätten sie auch gerne einen Kuss oder zwei gestohlen, überlegten es sich jedoch schnell, als sie einen Blick auf Gretchen warfen. Seine Holde hatte nämlich einen Blick, der zu schreien schien: „Meins!"

Gesichter aus seiner Vergangenheit tauchten auf und waren sogleich auch wieder verschwunden. Da waren Thomas und Karl, Mathias und Harald und weitere seiner ehemaligen Wartungstechnikerkollegen – alle mit Freudentränen in den Augen.

„Es ist so gut, dass du wieder da bist, Theodor!"

„Ohne dich hat hier nix geklappt."

„Du wirst also wirklich Meier ersetzen? Großartig, meiner Meinung nach brauchte der Mann schon seit langem einen ordentlichen Tritt in den Hintern!"

„Oder einen Penis!"

Allgemeines Gelächter brach aus und Theodor hatte ein seltsames Déjà-vu Gefühl, doch Gretchen zog ihn weiter und der Moment verstrich. Zu seiner endlosen Erleichterung warteten auch Anskar und Leonora in den Massen. Beide sahen gesund, munter und glücklicher denn je aus ihn zu sehen. Extrem glücklich. Anskar weinte sogar und dicke Freudentränen kullerten über seine vernarbten Wangen.

Huh. Harte Schale, weicher Kern.

Leonora sprang vor und umarmte ihn. „Woohoo! Finsternis, aber es tut gut dich wieder zu sehen. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, dass dein Fieber niemals brechen würde."

Theodor blinzelte überrascht. „Fieber?"

Anskar schnäuzte sich in ein Taschentuch, schluchzte und wischte sich mit seinen Pranken die Tränen aus den Augen. „Ja, wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht. Verdammte Axt, aber ohne dich wussten wir einfach nicht, was wir tun sollten. Du warst einfach der Kleber, der alles zusammengehalten hat. Dank dir haben sich alle unsere Sorgen in Rauch aufgelöst. Du hast uns gerettet, wärst fast für uns gestorben. Ich bin immer noch ... Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert—"

Eine erneute Heul-Welle überkam den Hünen. Er fiel auf die Knie und umklammerte Theodor wie ein Ertrinkender. Tränen kullerten über seine Wangen und Schnodder blubberte aus seiner Nase, als er seinen kahlen Kopf an Theodors Brust presste. Die großen Schultern erzitterten unter geradezu kataklysmischen Schluchzern.

Theodor sah zuerst Gretchen, dann Leonora hilfesuchend an – beide seufzten und verdrehten ihre Augen. Keine Hilfe von dieser Seite. Er starrte auf die Narbenlandschaft von Anskars Schädeldecke an und tätschelte den Rücken des Hünen. „Na, na, mein Großer, das wird schon wieder. Theodor ist ja wieder da."

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