»Mensch, ich habe noch nie mit einem Arzt zu Abend gegessen«, sprach ich stolz und brüstete mich mit dieser Tatsache. Dabei entwich mir ein lautes Lachen. Ich stellte mir gerade vor, wie ich in Nöten bin und er kommt, in seinem weißen Kittel, und mir hilft. Der Dunkelblonde sich zu mir runterbeugt und vorsichtig meinen Kopf in seinen Schoß legt. Sich dann langsam zu diesem neigt und mir dann einen Kuss raubt. Freudig krisch ich auf, als ich an solch ein Szenario dachte.
»Ist alles gut bei dir?«, fragte Tom und ich schaute ihn einen Moment stumm an, als ich auch schon realisierte, wie ich mich eben benommen hatte. Ich nickte beschämt und schluckte schwer. Mensch Rose, blamier dich doch nicht noch weiter. Du kannst froh sein, dass er überhaupt hier mit dir sitzt, nachdem du so einen Blödsinn im Laden angestellt hast.
»Du hast eine wirklich mitreißende Persönlichkeit«, schmunzelte mein Gegenüber. Ich kniff mein rechtes Auge leicht zusammen und schaute ihn skeptisch an. In diesem Moment wusste ich nicht, ob es etwas Positives oder etwas Negatives war. Darf ich mir jetzt einbilden, dass er sich von meinem Charakter anstecken lässt? Aber ob er das wollte, war eine andere Frage.»Ich hoffe, das ist ein Kompliment?«, fragend sah ich ihn an. Der Blauäugige nahm sich langsam sein Glas in die Hand und trank einen Schluck. Nervös und angespannt wartete ich auf eine Antwort. Tom stellte das Glas zurück und betrachtete den Inhalt. Ich beugte meinen Kopf leicht nach vorn und weitete meine Augen. Das dauert zu lange! Das ist wie bei einem Heiratsantrag. Wenn man zu lange auf die Antwort warten muss, war das immer ein schlechtes Zeichen.
»Ja, es ist sehr erfrischend«, murmelte er und schaute in meine Augen. Erleichtert ließ ich mich in meinem Stuhl zurückfallen.Wir beide unterhielten uns lange und sprachen über alles Mögliche. Dabei hatten wir eine Menge Spaß und in meinen Augen lief es mehr als gut. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel gelacht hatte. Wann war ich mal so ausgeglichen? Auch wenn ich mich immer noch für meinen Taktik in der Buchhandlung schämte, bereute ich es keineswegs. Hätte ich ihm das Buch verkauft, dann hätten wir uns wahrscheinlich nie wiedergesehen und nicht diesen tollen Abend zusammen verbracht.
Wir beendeten unser Essen und der Ältere bezahlte, wie versprochen. Tom bat den Kellner, uns ein Taxi zu besorgen. Dieser nickte und verschwand hinter dem Tresen, wo er den Hörer in die Hand nahm und der Bitte des Dunkelblonden nachkam. Anschließend gingen wir nach draußen, es war leicht am Regnen. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke bis nach oben. Es war nicht sonderlich kalt, aber ein wenig frisch und ich wollte mich vor dem Regen schützen.
»Es scheint noch nicht da zu sein«, bemerkte mein ehemaliger Kunde und sah sich suchend nach dem Taxi um. Ich beugte mich mit meinem Körper leicht nach vorn und sah an Tom vorbei. Auch ich konnte kein Taxi erkennen, geschweige denn ein Auto. Ich glaube, dass hier an so einem späten Abend nicht mehr viel los war.
»Es wird bestimmt gleich kommen«, murmelte ich. Der Wind wurde ein wenig stärker und ich zog meine Schultern an meine Ohren. Nachdem ich mir meine Kapuze über den Kopf zog, vergrub ich meine Hände in meinen Jackentaschen. Das leichte Fisseln des Regens wurde ein wenig stärker und die Straßen glitzerten unter dem Laternenlicht. Ich bemerkte den Blick vom Blauäugigen auf mir haften, schenkte ihm ein zartes Lächeln. Auf einmal zog er sich seine Jacke aus und irritiert sah ich ihm dabei zu. Dann hob er sie über unsere Köpfe und stellte sich direkt vor mich. Schützend vor dem Regen standen wir unter dem schwarzen Stoff.»Deine Jacke wird doch ganz nass«, flüsterte ich. Tom lächelte mich an und seine Augen wirkten pechschwarz in der Dunkelheit.
»Die wäre so oder so nass geworden«, wendete er ein und ich nickte ihm zu. Natürlich wäre sie auch so nass geworden. Vielleicht sollte ich erst einmal nachdenken, bevor ich meinen Mund aufmache. Ich entspannte meinen Körper ein wenig und blickte in seine Augen, die mich ebenfalls ansahen. Wir waren uns ziemlich nahe und mein Herz fing wie wild an zu schlagen. Das leichte Plätschern des Regens war keineswegs unangenehm. Ich hatte das Gefühl, dass es in diesen Moment etwas Romantisches versprühte. War das der Moment für einen Kuss? So würde es in Hollywoodfilmen bestimmt ablaufen. Ich biss mir unbewusst in meine Unterlippe, was meinem Gegenüber scheinbar nicht entging. Sein Blick wanderte auf meine Lippen und verharrte dort einen Moment. Doch! Das war jetzt der richtige Moment für einen Kuss! Ich legte meine Hand zaghaft auf seiner Brust und schaute ebenfalls auf seine Lippen. Langsam näherte ich mich diesen und auch der Dunkelblonde kam mir entgegen. Ich schloss meine Augen und stellte mich auf Zehenspitzen, dabei bemerkte ich seinen Atem auf meiner Haut, weshalb sich in meinem Bauch vor Aufregung alles zusammenzog.
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between lies and truth
FanfictionEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...