Zusammengerollt wie ein kleines Kind, lag ich auf dem Sofa, starrte auf den Couchtisch vor mir. Innerlich fühlte ich mich leer. Meine Augen brannten vom vielen Weinen und jedes Mal, wenn ich meinen Speichel hinunterschluckte, schmerzte mein Hals bitterlich. Dieser war überreizt von meinen Schreien, die ich vor einigen Minuten noch verzweifelt von mir gegeben hatte. Allerdings gab es ein empfindliches Organ, das am meisten litt und das war mein Herz. Dieses war in Milliarden von Teilen zerbrochen. Ich hatte schon viele schlimme Dinge erlebt, nicht nur die Vergewaltigung von Steve, sondern auch die ständigen Probleme mit Chris. Doch die traurige Wahrheit, dass Tom mich verlassen hat, übertraf alles, was ich je erlebt hatte. Ihm hatte ich mich anvertraut, meine Vergangenheit offengelegt und ihm bedingungslos vertraut. Das ausgerechnet er mir einen Dolch in mein Herz stieß, war für mich schwer zu realisieren. Ich verstand nicht, wieso er das getan hat, warum er so kühl zu mir sein konnte? Dabei hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass er ein aufrichtiger Mann war, der mich auf Händen trägt und mich bei all meinen Vorhaben unterstützt. Aber das, was er jetzt getan hat, war unterste Schublade. Sollte man sich als Paar nicht in schwierigen Zeiten gegenseitig den Rücken stärken? Zusammenhalten? Machte das eine Beziehung nicht aus? Oder war Tom derjenige, der zu schwach war, um all das zu ertragen? Aber das wäre mehr als egoistisch gewesen, weil ich es war, die alles über sich ergehen lassen musste. Jede Hiobsbotschaft betraf mich direkt, er hätte mir einfach nur Trost und Mut zusprechen müssen! War das so schwer?
Erwarte ich zu viel von meinem Freund? Vielleicht lag ich mit meiner Vermutung doch richtig und der Blauäugige konnte nicht damit umgehen, dass ich im Moment nicht bereit war, mit ihm intim zu werden. Hätte ich über meinen Schatten springen sollen und mich ihm hingeben müssen, auch wenn in diesem Moment alles in mir zusammengebrochen wäre? Jede Erinnerung an Steve wieder an die Oberfläche gekrochen kam, welche ich seit dem Vorfall versuchte zu verdrängen, außer ich saß bei Mrs Roberts, meiner Therapeutin, wo mir nichts anderes übrigblieb, als darüber zu sprechen. Hätte ich mich als Freundin wirklich dazu bereit erklären sollen, nur damit mein Partner weiterhin an meiner Seite bleibt? Ich schluchzte erbärmlich auf, während ich mein Gesicht in eins der zahlreichen Sofakissen drückte und erneut begann zu weinen. Jetzt hatte ich nichts mehr! Keinen Job, keine Privatsphäre und keinen Mann an meiner Seite, der mich auffängt. Ich war wieder allein und bereute es, mich auf das Abenteuer mit Tom eingelassen zu haben. Er hatte mich mit seiner Persönlichkeit und mit seiner Liebe, die er mir entgegengebrachte, in den Himmel katapultiert. Auf der schönsten und höchsten Wolke, die sich dort oben befand, habe ich gesessen und eine Sache vergessen. Der Fall, von der obersten Wolke, war der schmerzhafteste. Denn die Tiefe, die sich unter mir befand, war endlos, weshalb ich niemals aufhören werde, hinabzustürzen. Plötzlich hörte ich einen Schlüssel im Schlüsselloch und hatte im ersten Moment die Hoffnung, dass Tom zurückkommt und sich erklärt, ehe er sich bei mir entschuldigt. Doch mir wurde schnell klar, dass er keinen Schlüssel zu unserer Wohnung besaß, weshalb eine nächste Welle der Enttäuschung mich übermannte. Nachdem die Tür zuging, hörte ich Schritte und das Klimpern von Metall, bevor auf einmal alles still wurde.
»Rose?«, hörte ich die vertraute Stimme von Olivia sagen, die meine Emotionen zum Überlaufen brachte. »Wieso bist du schon zuhause, Liebes?« Ich schluchzte erneut auf, woraufhin meine Tränen wieder unentwegt über meine Wange liefen. Das ich nach all den vorherigen Tränen noch fähig war, Flüssigkeit aus meinen Augen laufen zulassen, war schon übermenschlich. Meine Tränendrüsen wollten mir keine Pause gönnen und produzierten so viel Flüssigkeit, dass aus meinen Augen ein Wasserfall hinablief.
»Was ist denn los?«, fragte mich meine Freundin und setzte sich neben mich auf die Couch, ehe sie mir sanft über den Rücken streichelte. Ich schüttelte bitterlich den Kopf, als ich mich auch schon vom Sofa hochdrückte und mich in ihre Arme schmiss.
»Rose«, flüsterte sie und schlang ihre Arme um mich, während ich mich gegen ihre Brust drückte, damit ich ihre Wärme in mir aufnehmen konnte. Behutsam glitt sie mit ihren Händen über meinen Rücken und schwieg. Über diese Stille war ich froh, denn ich war gerade nicht in der Lage, nur einen Ton von mir zugeben. Zu groß war der Schmerz, den mir Tom hinzugefügt hatte und noch immer hoffte ich darauf, aus diesem Alptraum aufzuwachen. Ich brauchte einen Augenblick, um ihr mitzuteilen, was mich belastet. In meinen Kopf suchte ich nach den richtigen Worten, die es dafür nicht gab, denn was passiert war, ließ sich ganz einfach erklären.
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between lies and truth
Fiksi PenggemarEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...