Kapitel 46

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»Was kochst du leckeres?«, fragte ich neugierig und versuchte einen Blick in die Töpfe zu erhaschen. Allerdings waren diese mit einem Deckel abgedeckt und das Kondenswasser, welches sich auf der Innenseite bildete, ließ keinen Raum für neugierige Blicke zu.
»Warum willst du immer alles wissen?«, fragte Tom amüsiert und festigte seine Umarmung von hinten. Ich legte sanft meine Hand auf seinen Unterarm und schmiegte mich mit meinem Kopf an seinen.
»Sind wir Frauen das nicht alle?«, bemerkte ich schmunzelnd, woraufhin er lachte und mir einen zaghaften Kuss auf die Schläfe drückte.
»Du bist besonders neugierig, Darling. Ich habe dir schon ein Mal gesagt, dass du anders bist als die Frauen, die ich bisher kennengelernt habe. Du bist einzigartig und die Quelle meiner Inspiration!« Nun lachte ich, denn eigentlich war er es, der mich inspirierte und mir den Stoff für mein Buch geliefert hat. Doch jetzt hatte ich eine zweite Chance verdient und war engagiert mein eigenes kleines Happy End zu schreiben. Genauso wie ich es mir wünschte. »Es muss jetzt alles nur noch bei schwacher Hitze köcheln und dann können wir gemeinsam essen. Möchtest du in der Zeit etwas Rotwein trinken?« Ich nickte Tom zu, woraufhin er von mir abließ und seine Aufmerksamkeit dem Hängeschrank schenkte, in dem sich die Rotweingläser befanden. Ich nutze den Moment seiner Abwesenheit und hob rasch die zwei Deckel hoch, um endlich in Erfahrung zu bringen, was es heute zu essen gibt. »Darling!«, hörte ich meinen Liebsten schimpfen, weshalb ich eilig wieder die Deckel auf die Töpfe legte. Mit einem beschämten Lächeln drehte ich mich zu ihm um und legte meinen Kopf schief.

»Was denn?«, fragte ich unschuldig. Tom kam auf mich zu und stellte die zwei Gläser auf die Arbeitsplatte ab, ehe er mir liebevoll in die Wange kniff.
»Anstatt dich überraschen zu lassen, blickst du heimlich in die Töpfe? Als wir damals nach Brighton gefahren sind, warst du auch so neugierig und hast mich mit Fragen durchbohrt. Wenn du immer so unausstehlich bist, dann kann ich dir keine Überraschungen machen!«, sagte er streng, weshalb ich meinen Mund verzog und ihn schmollend ansah.
»Ich mag es aber überrascht zu werden«, murmelte ich beleidigt. Tom hob belustigt seine rechte Augenbraue und beugte sich zu mir vor, bevor er seine Lippen zu meinem Ohr führte.
»Dann akzeptiere das Gefühl der Unwissenheit«, flüsterte er und sein Atem strich kaum merkbar meine Haut, weshalb sich ein angenehmer Schauer auf meinem Körper bildete. »Da du aber nicht unwissend bleiben wolltest und nachgesehen hast, zu welcher Erkenntnis bist du gekommen?« Ich drückte meine Wange gegen seine und schloss meine Augen, während sich das wohltuende Gefühl bis in meinen Unterleib zog.
»Es gibt Reis mit Gemüse«, hauchte ich. Tom gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und entfernte sich abrupt von mir. Ich beobachtete ihn dabei, wie er eine Flasche Rotwein aus dem Schrank holte sowie einen Korkenzieher. Anschließend klemmte er sich die Flasche zwischen seine Beine und drehte den Korkenzieher hinein. Mein Blick wanderte zum Tisch der schon eingedeckt war, weshalb es gerade für mich keine andere Aufgabe gab, als zu warten.
»Komm schon«, knirschte Tom, weshalb meine Augen schnell wieder ihn aufsuchten. Sein Kopf färbte sich rot, während er versuchte den Korken herauszuziehen. Tom sah bereits aus wie eine Tomate, weshalb ich schmunzeln musste. Nachdem ich meine Arme verschränkte, bewunderte ich seinen schönen Bizeps, der sich dank der Anstrengung unter seinem Hemd abzeichneten.

»Brauchst du Hilfe, Sweetheart?«, fragte ich spöttisch. »Scheinbar bist du nicht stark genug, um die Flasche zu öffnen.« Tom hob gekränkt seinen Kopf, der mittlerweile besorgniserregend rot war und schüttelte diesen. Mit einem lauten Plopp ließ sich der Korken endlich lösen, weshalb Tom erleichtert ausatmete. Als er die Flasche auf die Platte stellte, nahm er sich ein Tuch und wischte über seine verschwitzte Stirn. »Was ist in den Monaten mit dir passiert? Bist du gealtert?«, sprach ich belustigt und konnte mich nicht daran erinnern, dass er jemals so schnell geschwitzt war. Im Gegenteil, selbst unsere zahlreichen Treppen zur Wohnung hinauf, meisterte er besser, als das Öffnen einer einfachen Flasche Wein. Zum Glück erlangte sein Gesicht langsam wieder seine ursprüngliche Farbe zurück, weshalb ich schon einmal verschont blieb den Notarzt zu rufen.
»Natürlich bin ich in den Monaten älter geworden«, meckerte Tom gedemütigt. »Du doch auch. Immerhin sind wir nicht Benjamin Button. Und kann es sein, dass du noch frecher als zuvor bist?« Er wirkte ein wenig beleidigt, als er das leckere, rote Getränk in die Gläser füllte. Ich stellte mich direkt neben ihn und stupste ihn sanft mit meiner Schulter an, während er die Flasche Wein wieder abstellte.
»Kann es sein, Mr Hiddleston, dass Sie in der Midlife-Crisis stecken?«, bemerkte ich provokant. Tom hob seinen Kopf und sah mich brüskiert an, ehe er ruckartig um mich griff und mich auf seine Arme hob. Ich krisch wie ein kleines Mädchen auf, während ich meinen Arm um seinen Nacken legte, damit ich an Halt gewann.
»Dafür bin ich noch zu jung, oder?«, fragte er mich unsicher, woraufhin ich mit meiner Schulter zuckte. »Ich bin glücklich, weil du wieder bei mir bist. Es gibt kaum etwas das ich bereue, weshalb es eher unwahrscheinlich ist, dass ich in einer Krise stecke.« Tom lief mit mir aus der Küche hinaus und peilte den Esstisch an, bei dem er mich kurz vorher wieder auf den Boden zurück stellte. »Setzt dich, Darling. Ich hole das Essen und den Wein.«

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt