Kapitel 25

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Mein Magen drehte sich und ich schaute alle paar Minuten auf die Uhr. Wir hatten schon nach zwei und von Tom war noch keine Spur zu sehen. Die zweite Flasche Hugo hatte ich fast geleert und nervös lief ich in der Wohnung auf und ab. Mein Handy vibrierte, weshalb ich panisch darauf zu stürzte und es angespannt in meine Hand nahm.

Tom
Ich bin gleich da, Darling.

»Sein Darling kann er sich sonst wo hinstecken!«, knurrte ich wütend und griff nach der Flasche. Dann trank ich den letzte Schluck Hugo, bis auf den letzten Tropfen aus. Mir war speiübel und mein Bauch schmerzte, da ich wusste, dass er gleich auftaucht. Dann muss ich in sein verlogenes Gesicht blicken und mir dämliche Ausreden anhören. Ich stellte mich ans Fenster und verschränkte die Arme, ehe ich hinuntersah und hoffte, ihn bereits auf der Straße zu sehen. Aber dafür war es bereits zu dunkel und ich konnte nichts mehr erkennen. Es klingelte an der Tür und ich erschrak so sehr, dass ich mein Handy, welches sich in meiner Hand befand, fallen ließ, es aufhob und schnell in meine Hosentasche steckte. Ich rannte zum Couchtisch und versteckte die Hülle der DVD unter einem Kissen. Dann lief ich langsam zur Tür und betätigte den Öffner. Es waren Schritte im Flur zuhören, die um diese Uhrzeit laut widerhallten, da sonst keine anderen Geräusche wahrzunehmen waren. Meine Atmung wurde immer schwerer und meine Bauchkrämpfe steigerten sich ins Unermessliche. Als ich Tom endlich sah, schmerzte mein Herz und alles zog sich in mir zusammen. Die Wut, die sich in mir ansammelte, war so enorm, dass ich ihm am liebten um den Hals gefallen wäre, aber nicht, um den verlogenen Arzt liebevoll zu begrüßen, sondern um ihm die Augen auszukratzen. Reiß dich zusammen Rose! Du kannst ihn nicht schon im Flur erwürgen.

»Hey Darling«, flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich war so überrumpelt von dieser Geste, dass ich es einfach zuließ. Der Dunkelblonde lief zielstrebig in meine Wohnung hinein und ich schloss die Tür hinter ihm. Ich drückte meine Stirn gegen das Holz und atmete einmal tief durch, bevor ich ihm folgte. Er hatte sich bereits auf die Couch gesetzt und lächelte mich liebevoll an, als ich auf ihn zulief.
»Wolltest du mich unbedingt sehen, dass du so lange wach geblieben bist?«, fragte er und zwinkerte mir dabei zu. Ich quälte mich zu einem Lächeln und spielte nervös an meinen Fingern herum.
»Also eigentlich müssen wir etwas bereden.« Ich setzte mich auf die Couch, nahm ein wenig Abstand zu ihm auf.
»Was ist los? Bist du sauer auf mich?« Er sah mich besorgt an, beugte sich zu mir vor, um nach meiner Hand zu greifen. Diese zog ich rasch weg und legte sie auf meinem Schoß ab. Der Blauäugige sah mich daraufhin verwirrt an und setzte sich wieder aufrecht hin.
»Rose?«
»Gäbe es denn einen Grund, weshalb ich sauer sein könnte?«, wollte ich schmunzelnd wissen, was aber nicht auf Glück zurückzuführen war, sondern auf dem unfassbaren Verrat seinerseits. »Mr Servaes, ich habe da heute etwas Interessantes entdeckt, das ich mit Ihnen besprechen möchte.« Es war vielleicht ein bisschen albern, ihn zu siezten, aber ich wollte seinen unechten Nachnamen unbedingt aussprechen.

Der angebliche Arzt verengte leicht seine Augen und sah mich angespannt an. Ich holte die DVD unter dem Kissen hervor, legte sie auf den Tisch, ehe ich sie direkt vor ihn schob. Sein Blick schweifte nach unten und er nahm die Hülle in die Hand, nach einem kurzen Blick darauf, legte er sie wieder auf den Tisch. Angespannt sah ich ihn an, aber er rührte sich keinen Millimeter. Mein verlogener Freund sagte nichts, aber ich bemerkte, wie er seinen Körper anspannte und angestrengt nachdachte.
»Du hast mich angelogen!«, schrie ich und hielt die Stille zwischen uns nicht mehr aus. Meine Stimme klang dünn, brüchig und den Tränen nahe.
»Rose«, murmelte er verzweifelt, versuchte erneut nach meiner Hand zu greifen, doch ich sprang schnell von der Couch auf.
»Warum hast du das getan, Tom?«, erkundigte ich mich hysterisch.
»Rose, bitte...«, sprach er traurig. Ich hielt es nicht aus, von seinen blauen Augen angesehen zu werden, weshalb ich ihm den Rücken zuwandte, zum Fenster lief. Aus dieser Perspektive konnte ich dem verlogenen Kerl im Spiegelbild betrachten. Das war zwar nicht besser, als ihm direkt ins Gesicht sehen zu müssen, aber ich hatte nicht viele Optionen. Kurzweilig schloss ich meine Augen, fing wütend an zu lachen.
»Arzt? Ich bin so dämlich.«
»Du bist nicht dämlich!« Der Schauspieler stand auf, stellte sich an die Kante vom Esstisch, der nicht weit von mir weg war und den ich im Fenster sehen konnte.
»Als wir uns das erste Mal getroffen haben, hattest du keine Ahnung, wer ich bin. Ich habe es genossen, dass kein hysterischer Fan vor mir stand, sondern eine bildhübsche Frau, die mich wie einen normalen Mann behandelt. Weshalb ich nicht wollte, dass sich etwas zwischen uns ändert. Rose, ich wollte von dir genauso wahrgenommen werden, wie du es getan hast und hättest du davon gewusst, dann hättest du mich definitiv anders behandelt. Vielleicht wären wir uns auch nie so nahegekommen und das wäre falsch gewesen. Darling, wir gehören zusammen, oder?« Ich hörte ihm zu und schaute dabei stur aus dem Fenster.

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt