Es waren nun schon zwei Wochen vergangen, seitdem Tom mich verlassen hat und ich dieses demütigende Interview mitansehen musste. Auch wenn ich kaum noch meine Wohnung verließ, außer ich musste mich um Erledigungen kümmern, bemerkte ich, dass die Menschen mich auf der Straße nicht mehr so oft anstarrten. Tatsächlich hatte Tom mit seinem Auftritt bei MTV das erreicht, was er wollte. Die neugierigen Einwohner von London haben mich und meine Verbindung zu ihm beinahe vergessen. Natürlich gab es noch die eine oder andere Person, die mich auf der Straße ansah. Dennoch konnte ich mir nicht sicher sein, ob es einfach nur Zufall war oder ob sie mich wirklich erkannten. Bei den sozialen Netzwerken war es dasselbe. In den letzten Tagen bekam ich dort immer weniger Nachrichten. Sogar die nervigen Menschen, mit den riesigen Kameras in der Hand, zeigten kaum noch Interesse an mir. Es war angenehm, im Anbetracht der Tatsache, dass mich diese Menschen immer wieder an die Beziehung zu Tom erinnerten. Dadurch, dass ihre Präsenz langsam nachließ, hoffte ich darauf, dass auch er aus meinem Kopf verschwindet. Allerdings verging aktuell noch kein Tag, an dem ich nicht an den Blauäugigen dachte. Ich war mir bewusst, mein Herzschmerz wird nicht von heute auf morgen vergehen. Dennoch hatte ich mir gewünscht, es würde mir nach den zwei Wochen besser gehen, als die Realität es mir gerade zeigte. Immer, wenn ich ihn vor meinem inneren Auge sah, spürte ich ein Ziehen in meinem Herzen, woraufhin ich ihn arg vermisste. Doch dann kamen mir seine Worte vom Interview wieder in den Sinn, weshalb mein Gefühl sich schnell wieder in Wut verwandelt. Noch immer suchte ich meine Therapeutin Mrs Roberts auf, die jetzt nicht nur mein Erlebtes von Steve und Chris aufarbeitet, sondern auch das Geschehene mit Tom. Mein Gefühlschaos empfindet sie als positiv, denn dass ich überhaupt noch Emotionen spüren konnte, war ein gutes Zeichen. Deshalb hatte ich auch einen Entschluss gefasst, der mir ebenfalls dabei half, die Trennung mit Tom zu verarbeiten. Etwas, dass ich schon lange tun wollte und längst überfällig war.
Endlich verwirklichte ich meinen größten Traum und schrieb mein eigenes Buch. Meins. So, wie ich es schon immer wollte und aktuell fehlte es mir nicht an Zeit. Die Beziehung zum Dunkelblonden hatte mich inspiriert, wie auch immer das möglich war, und ich schrieb ein romantisches Drama über ein einfaches, sowie unbedeutendes Mädchen und einen berühmten Schauspieler. Es war eine zusätzliche Art der Therapie für mich und ich konnte alles noch intensiver verarbeiten. Zumindest erhoffte ich mir das, ob dies nun wirklich klappen wird, steht in den Sternen. Dadurch, dass ich genau solch eine Geschichte am eigenen Leib erfahren hatte, fiel es mir unglaublich leicht, mit den Fingern über die Tastatur zu gleiten. Rasch füllte sich Seite für Seite und in meinen Gedanken war ich schon zehn Kapitel voraus. Olivia war wahnsinnig stolz auf mich. Mit ihrer positiven und packenden Art ermutigte sie mich jeden Tag aufs Neue nicht aufzugeben und weiterzumachen. Ich glaube, ohne meine Freundin würde ich jetzt nicht hier sitzen. Eher würde ich noch immer zusammengerollt auf der Couch liegen und die kahle Wand anstarren. Gerade beendete ich mein achtes Kapitel und wollte schnell weiterschreiben, da es in meinem Kopf nur so vor Ideen sprudelte, als mein Handy plötzlich klingelte. Dieses lag direkt neben mir auf dem Schreibtisch und als ich sah, dass es sich hierbei um eine unbekannte Nummer handelt, verengte ich meine Augen. Zögerlich lauschte ich dem lauten Brummen, welches das Handy auf dem Holz hinterließ, ehe ich vorsichtig danach griff und den Anruf entgegennahm.
»Hallo?«, meinte ich nervös.
»Hallo, spreche ich mit Rose Morgan?« Eine überaus höfliche Frauenstimme war am anderen Ende des Hörers dran. Skeptisch hielt ich das Handy von meinem Ohr weg und betrachtete die unbekannte Nummer, bevor ich mir das elektronische Gerät zwischen Schulter und Ohr klemmte. Anschließend öffnete ich am Laptop eine weltweite Suchmaschine.»Ja, Sie sprechen mit Rose Morgan«, nuschelte ich abgelenkt und gab die Nummer in der Suchleiste ein. Nachdem ich auf Enter drückte, erhielt ich allerdings keinen Treffer, weshalb ich mich frustriert gegen meine Stuhllehne drückte.
»Sehr schön, dann habe ich die richtige Person am Telefon. Mein Name ist Isabell Rodriguez und ich bin die Redaktionsleiterin von the london magazin. Ich rufe an, weil ich Ihnen einige Fragen stellen möchte.« Noch immer skeptisch verengte ich meine Augen und drehte mich einmal um 90 Grad in meinem Schreibtischstuhl, bevor ich meinen Kiefer anspannte. Wieso ruft eine Redaktionsleiterin bei mir an? Rose, warum sie anruft, liegt doch auf der Hand, aber eine andere Frage, die ich mir stellen sollte, war, woher sie meine Nummer hatte?
»Wie sind Sie an meine Nummer gekommen und was wollen Sie?«, fragte ich die fremde Frau am Telefon äußerst bissig. Eben noch gedacht, das Thema mit Tom hat endlich ein Ende gefunden, da meldet sich ein Magazin bei mir. Zufall? Keine Ahnung. Der liebe Gott dort oben war wohl der Ansicht, ich hatte noch nicht genug gelitten.
DU LIEST GERADE
between lies and truth
FanfictionEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...