Kapitel 15

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Nachdem Bobby und Tom ihre kleine Schmusestunde beendet hatten, legte sich der Vierbeiner auf die Fußmatte, die sich vor der Terrassentür befand. Der Blauäugige lächelte das braune Fellknäuel an und klopfte sich einige Hundehaare vom Oberschenkel, ehe er sich wieder zurück in seinen Stuhl setzte und mich liebevoll ansah. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, wäre ich eher davon ausgegangen, dass Tom ein Katzenmensch war.
»Hast du noch Hunger, Rose? Das Sushi musste ich leider wegschmeißen, weil wir es auf den kompletten Boden verteilt haben. Bobby wollte sich gerade schon draufstürzen. Allerdings hat es mir gefallen, wie wir den Tisch eingeweiht haben«, teilte er mir amüsiert mit.
»Sprich das nicht so aus!«, schimpfte ich. »Ist ja peinlich«, fügte ich hinzu und hielt mir die Hände vor die Augen. Ja, Olivia hatte recht, ich war definitiv nicht Mutter Theresa, aber ich besaß trotzdem Schamgefühl. Ich hörte mein Gegenüber laut lachen, woraufhin ich meine Finger ein wenig spreizte und den Arzt beschämt ansah. »Was ist denn so witzig?«, wollte ich schmollend wissen.

»Ich hätte niemals gedacht, dass du wegen solchen Bemerkungen rot anläufst. Immerhin warst du diejenige, die auf mich zugekommen ist.« Er zwinkerte mir zu, weshalb ich verdutzt meine Hände runternahm.
»Jetzt tu nicht so, als wäre die Initiative nur von mir ausgegangen«, schimpfte ich. Tom beugte sich leicht zu mir vor und legte seine Hand auf meinem Knie ab. Belustigt hob er seine rechte Augenbraue und sah grinsend in mein Gesicht.
»Naja, Rose«, murmelte er und sah nachdenklich von mir weg. »Ich wollte mich zusammenreißen, da ich dachte, dass wir nichts überstürzen sollten. Da du mich aber so heftig verführt hast, konnte ich nicht nein sagen«, fügte er hinzu und mir fiel die Kinnlade hinunter. Der Dunkelblonde wollte ein Gentleman sein und heute noch nicht mit mir schlafen, doch was mache ich? Ich werfe mich in der erst besten Sekunde an seinen Hals. Peinlich berührt drehte ich mich von ihm weg, er muss denken, ich bin eine sexbesessene Bestie.
Ein Sukkubus, ein weiblicher lüsterner Dämon, der ihn verführt hat.
Der Blauäugige klatschte laut in seine Hände, weshalb ich aufschrak und aus meinen Gedanken gerissen wurde.
»Ich kann uns etwas Neues zu Essen bestellen. Nach meiner langen Abwesenheit muss ich erst noch einkaufen und kann dir außer dem Lieferdienst nichts anbieten«, meinte er gelassen und schien mein Unwohlsein nicht bemerkt zu haben.

Ich hatte ehrlich gesagt Hunger, aber ich wollte nicht, dass er ein zweites Mal Essen bestellt und das auf seine Kosten.
»Nur, wenn ich bezahlen darf?«, forderte ich. Mein Gegenüber beugte sich zurück in seinen Stuhl, sah mich verwirrt an.
»Rose, nein...« Rasch unterbrach ich ihn.
»Ich zahle das Essen, Tom. Keine Diskussionen. Und um deine Frage zu beantworten, ja, ich habe Hunger.« Ich lasse mich gerne einladen, aber nicht ständig. Es ist absolut kein Problem, wenn ich auch Mal zahle. Vor einigen Wochen hatte er mich in dieses abgelegene Restaurant eingeladen, dann ins Planetarium, heute hatte er das Sushi schon bezahlt und deshalb war ich an der Reihe.
»Kein Wunder, dass du Hunger hast, immerhin haben wir gerade ein wenig Energie verbraucht«, kicherte er. Es erinnerte mich ein wenig an meine Schulzeit, wenn die Lehrer über Sex redeten und die ganzen Jungs auf der hinteren Bank lachten.

»Tom!«, schimpfte ich beschämt. Er stand auf und legte seine Hände auf meiner Stuhllehne ab, beugte sich leicht zu mir vor.
»Du bist so leicht zu provozieren. Ich hol die Speisekarten, die sich in meiner Küche tummeln und dann suchen wir uns etwas leckeres aus.« Der Arzt küsste zärtlich meine Wange, ehe er von mir abließ und ins Haus hineinging. Da er nicht weiter darauf einging, wer von uns beiden das Essen bezahlt, dachte ich, es wäre okay für ihn, wenn ich dies übernehme. Bobby hob seinen Kopf und sah seinem Herrchen nach, bevor er es sich wieder bequem macht.
»Ist dein Herrchen immer so peinlich?«, fragte ich den hübschen Vierbeiner. Erneut rechnete ich mit keiner Antwort, doch Bobby bellte zwei Mal und ich sah ihn überrascht an. Vielleicht habe ich ungeahnte Talente und kann mit Hunden kommunizieren.
»Das vernehme ich als ein Ja.« Oder ich führe hier nichts weiter, als Selbstgespräche und Bobby denkt, ich sei verrückt.

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt