Es war bereits Freitagnachmittag und aufgeregt stand ich unten vor meiner Wohnung. Nachdem ich meinen Koffer hochhob, lief ich in eine abgelegene Seitengasse hinein, wollte mich hier mit Tom treffen, der jeden Moment mit dem Auto ankommen müsste. In der schummrigen Seitengasse gab es, bis auf ein paar streunende Katzen, keine neugierigen Blicke. Es war hier ruhig und wir brauchten keine Angst haben, dass man uns sieht. Auf solche Dinge musste ich jetzt ebenfalls achten, denn vorher war es nur der Blauäugige, der mit Bedacht die Plätze ausgewählt hat. Mittlerweile konnte ich mich gut in ihn hineinversetzen, abgesehen davon, dass es auch wahnsinnig anstrengend war, hatte man das Gefühl, man befände sich in einem Agentenfilm. Ich blieb stehen, stellte meinen Koffer ab und wartete gespannt auf meinen Freund, der mir noch nicht verraten hat, wohin er mit mir hinfahren will, weshalb ich aufgeregt war. Ich weiß nur, dass wir in England bleiben und bis Sonntag nur Zeit für uns haben werden. Schon lange hatten wir nicht mehr so viel Zeit zusammen verbracht, wie an dem kommenden Wochenende. Ich freute mich darauf, jeden Morgen neben ihm aufzuwachen und abends wieder einzuschlafen. Alltägliche Dinge, wie kochen, Ideen für Tagesplanungen und andere Sachen waren bei uns selten. Von daher blickte ich glücklich in das kommende Wochenende, hoffte, noch so einiges über ihn zu erfahren. Vielleicht hat der Dunkelblonde seltsamen Macken, die sich nur um Alltag zeigten und genau auf so etwas freute ich mich am meisten.
Nach einigen Minuten sichtete ich sein Auto, welches gerade in die Seitenstraße bog. Ich nahm meinen Koffer hoch, lief auf ihn zu, als sich der Kofferraum wie durch Zauberhand öffnete, mein Freund ausstieg. Dieser lächelte mich liebevoll an und nahm mir mein Gepäck ab. Nachdem er meinen Koffer ein wenig hin und her schaukelte, pustete er ungläubig Luft aus seinem Mund.
»Darling, was hast du denn alles mitgenommen? Dein Koffer ist unglaublich schwer! Dir ist bewusst, dass wir nur über das Wochenende wegfahren und wir keine Backsteine benötigen.« Der Schauspieler legte den Koffer in den Kofferraum, betätigte einen kleinen Kopf, ehe der Kofferraum sich wieder schloss. Ich lachte und nahm zögerlich seine Hand in meine, während ich mit meinem Daumen über seine Hand streichelte, sagte ich: »Tom, ich habe nur das Nötigste eingepackt. Da du aus dem Reiseziel ein Geheimnis machst und mir noch immer nicht verrätst, wo wir hinfahren, habe ich unterschiedliche Dinge eingepackt. Was für wärmere und kältere Tage. Außerdem etwas Wasserbeständiges, falls es regnet. Ich bin eine Frau, natürlich bereite ich mich auf alle Möglichkeiten vor.« Mein Gegenüber lachte, schüttelte dezent den Kopf, bevor er mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab. Ich hatte allein schon vier Paar Schuhe eingepackt. Denn ich wusste nicht, ob wir uns schick machen und essen gehen oder spazieren, wofür ich eher bequemes Schuhwerk benötigte.
»Vielleicht lasse ich dich gar nicht aus dem Bett und deine ganze Mühe war umsonst«, hauchte er leidenschaftlich. Ich grinste und stellte mich auf Zehenspitzen, ehe ich mich zu seinem Ohr vorbeugte und flüsterte: »Darauf bin ich auch vorbereitet.«Nachdem ich wieder ein wenig Abstand zu ihm aufgenommen hatte, sah ich seine Begierde im Gesicht, weswegen ich schmunzeln musste.
»Wie viel hast du mitgenommen?«, fragte ich ihn, um auf ein anderes Thema zu lenken.
»Nur eine kleine Sporttasche«, bemerkte er. Typisch Mann, dachte ich mir, aber zu meiner Verteidigung musste man sagen, dass er wusste, wohin es geht und er sich deshalb besser darauf vorbereiten konnte als ich. Tom lief zur Beifahrertür und hielt sie mir wie ein Gentleman auf.
»Darf ich bitten, my Lady«, sagte er und beugte sich leicht vor, wirkte wie ein Bediensteter. Ich lächelte meinen bezaubernden Freund an und stieg ins Auto. Nachdem er die Tür schloss, lief er um das dieses herum und setzte sich hinter das Steuer. Ich sah ihn neugierig an und rutschte mit meinem Hintern auf dem Ledersitz herum. »Was ist los?«, fragte er belustigt und startete den Motor.
»Jetzt sag mir bitte, wohin es geht! Ich platzte vor Neugier und halte es keine Sekunde länger mehr aus!« Tom grinste und sah mich überheblich an, als er auch schon die Handbremse löste. Er wollte mich zappeln lassen, das machte mich verrückt.
»Bitte!«, flehte ich. Der Autofahrer reagierte nicht und wendete sein Gefährt, ehe er auf die Straße fuhr. Nervös tippte ich mit meinem Finger auf dem Bein herum und ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen. »Tom, du machst mich gerade zu deinem größten Feind. Glaub mir, dass willst du nicht!« Er lachte laut und schüttelte den Kopf, während er über seine Schulter schaute und abbog.
»Ist deine Neugierde so groß, dass du dich nicht überraschen lassen möchtest, Darling?«, fragte er belustigt.
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between lies and truth
FanfictionEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...