Die verschiedenen Gerüche der Gerichte füllten den Raum, woraufhin sofort mein Magen reagierte und knurrte. Ich setzte mich auf einen der Stühle und sah hungrig auf das Essen. Wir hatten uns für viele unterschiedliche Gerichte entschieden und somit unser eigenes kleines Buffet hier stehen. Kein Wunsch blieb offen und da wir uns noch nicht so gut kannten, wussten wir auch nicht, was der andere für Vorlieben hatte. Tom setzte sich direkt neben mich und auch Bobby leistete uns Gesellschaft, indem er sich unter den Tisch legte. Ich beobachtete ihn einen kurzen Moment und war neidisch über sein Talent, welches bedeutete, augenblicklich einzuschlafen.
»Magst du etwas hiervon haben?«, fragte mich der Arzt und zeigte auf die gebratene Hühnerbrust.
»Ja, sehr gerne«, antwortete ich ihm, nahm mir auch noch etwas von dem gebratenen Gemüse und dem Reis. Ein wenig hilflos sah ich mir die drei kleinen Dosen an, in denen sich Soße befand, denn ich aß nicht gerne scharf.
»Was ist?«, wollte der Dunkelblonde wissen und folgte meinem verunsicherten Blick.
»Du weißt nicht zufällig, welche Soße scharf ist und welche nicht?« Mein Gegenüber verzog unwissend sein Gesicht und nahm sich eine der Dosen, um anschließend an dem Inhalt zu riechen.Unsicher wankte er mit seinem Kopf hin und her, roch an den anderen Beiden.
»Ich denke, das ist die Süß-Sauer Soße«, bemerkte er. Gehemmt nahm ich meinen Löffel und tunkte ihn in die Soße, die ich im Anschluss probierte. Ich riss meine Augen auf, legte den Löffel zügig auf dem Tisch ab, ehe ich nach meinem Glas Wasser griff und einen kräftigen Schluck trank. Meine Kehle brannte trotz der klaren Flüssigkeit und eine kleine Träne bildete sich in meinem Auge.
»Das war definitiv nicht Süß-Sauer«, bemerkte ich hechelnd. Der Blauäugige fing an zu lachen und legte sich krümmend seine Hände auf den Bauch.
»Das stimmt! Das war die Chilisauce.« Gekränkt sah ich ihn an, während er sich vor Lachen nicht mehr ein bekam.
»Hast du mich reingelegt, Tom?«, fragte ich ihn angesäuert, verschränkte meine Arme. Das Brennen in meinem Mund ließ langsam nach, doch meine Zungenspitze fühlte sich leicht taub an.
»Ja, Rose. Aber hätte ich gewusst, wie empfindlich du bist, dann hätte ich es nicht getan. Es tut mir leid.« Der Arzt wischte sich eine Träne weg und griff nach einer anderen Dose.
»Das ist Süß-Sauer, versprochen!«, fügte er hinzu. Skeptisch sah ich zwischen ihm und der Soße hin und her. Ein zweites Mal würde er mich jawohl kaum hinters Licht führen, oder? Ich vertraute ihm, eine letzte Chance, die er von mir bekam, und tunkte den Löffel in die Soße, um diese zu probieren. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, dass es sich hierbei wirklich um die Süß-Sauer-Soße handelte.Ohne weitere Zwischenfälle aßen wir beide das köstliche asiatische Essen. Auch wenn Sushi nicht zu meinen Lieblingsspeisen gehört, bot die asiatische Küche viele leckere Alternativen.
Zufrieden biss in eine Frühlingsrolle und stöhnte glücklich auf, denn sie schmeckte unglaublich gut. Ich hatte heute noch nicht viel gegessen und langte ordentlich zu. Vielleicht wirkte es ein wenig unattraktiv, das Essen regelrecht zu verschlingen, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Wenn das zwischen Tom und mir funktionieren soll, dann lernt er auch Seiten an mir kennen, die nicht immer positiv waren. Der Blauäugige öffnete zwischendurch eine Flasche Wein und wir unterhielten uns angeregt. Ich fühlte mich in seiner Nähe geborgen und hatte nicht das Gefühl, mich verstecken zu müssen. Er lernte von Anfang an die Rose kennen, die ich war, ohne jeglichen Versuch, etwas zu verheimlichen. Auch der Arzt wirkte anders und ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass er vor mir etwas verbarg. Vielleicht lag es daran, dass wir uns bei ihm zu Hause aufhielten. In seiner Umgebung, seinen gewohnten Raum. Wenn man sich keine seltsamen Gedanken um den anderen machen muss, fühlt man sich gleich viel leichter.
»Wolltest du schon immer in einer Buchhandlung arbeiten?«, fragte mich mein Gegenüber interessiert. Nachdem ich den köstlichen und teuren Wein in meinem Mund hinuntergeschluckt hatte, schüttelte ich leicht meinen Kopf.
»Nein, eigentlich nicht«, murmelte ich leise. »Mein Traum ist es Schriftstellerin zu werden. Ich habe zwar hier und da eine Idee, was ich schreiben könnte, aber nicht wie ich es zu Ende bringen kann. Solange ich kein fertiges Buch zu Stande gebracht habe, werde ich auch keinen Verlag finden, der es für mich publiziert. Aber ich schaue positiv in die Zukunft.«
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between lies and truth
FanfictionEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...