Kapitel 47

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, drehte ich mich müde auf meinen Rücken. Tom lag nicht neben mir und war scheinbar schon wach. Ich starrte an die Decke und dachte  über unser Gespräch von letzter Nacht sowie an sein Geschenk nach. Dass er mir einen Schlüssel zu seinem Haus schenken wollte, war süß, aber meine Reaktion mehr als unangebracht. Ich sollte mich dafür bei ihm entschuldigen, damit ich in ihm keine Zweifel auslöse. Das ist nämlich das letzte was ich wollte. Dennoch wollte ich nichts überstürzen und es in Ruhe angehen. Immerhin waren wir erst seit zwei Tagen wieder zusammen und auch wenn ich wirklich froh darüber war, benötigte ich Zeit. Unser Gespräch von gestern Nacht hat mir gezeigt, dass ich noch so einige Probleme mit mir herumtrug. Dass ich nicht vergessen kann, dass er mich aus besagten Gründen verlassen und mich mit dem Interview verletzt hat. Ich war bereit an mir zu arbeiten und diese Gedanken beiseite zu schieben, aber ich kannte mich und wusste, dass sobald wir streiten ich ihm das immer wieder an den Kopf werfen werde. Immerhin war ich eine Frau und unfähig zu vergessen. Doch ich wollte, dass unsere Beziehung funktioniert, weshalb ich gewillt war und alles zur Sprache bringen möchte, was mich bedrückt. Ich quälte mich aus dem warmen Bett und zog mir schnell mein T-Shirt über, ehe ich ins Bad lief. Nachdem ich mir meine Zähne putzte und meine Haare zu einem Messy Dutt band, ging ich die zahlreichen Stufen hinab ins Erdgeschoss. Ich vernahm Geräusche die aus der Küche kamen, weshalb ich darauf zusteuerte. »Guten Morgen!«, murmelte ich verschlafen und sah Tom hinter der Kücheninsel stehen. Er bereitete gerade Rührei vor und ich schrak kurz auf, als der Toaster das Toastbrot aus seinem Fach katapultierte.

»Guten Morgen! Möchtest du einen Kaffee?« Tom legte den Pfannenwender an die Seite und säuberte sich seine Hände mit dem Geschirrhandtuch, das bis eben noch auf seine Schulter lag.
»Ja, bitte!« Ich setzte mich auf den Barhocker und stützte meine Ellenbogen auf dem Tresen ab. Tom holte eine Tasse hervor und füllte den warmen Kaffee hinein, bevor er mir diese reichte. Als er sich wieder dem Frühstück widmete, überlegte ich, wie ich das kommende Gespräch beginnen könnte. »Tom, können wir noch ein Mal über gestern sprechen?«, fragte ich nervös, woraufhin er seinen Kopf hob und mich anlächelte. Er lief um die Küchenzeile herum und stellte sich direkt vor mich. Sanft strich er über meine Wange, ehe er sich zu mir vorbeugte und mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn gab.
»Worüber möchtest du sprechen? Gibt es noch Zweifel über das Interview oder über meine Gründe zur Trennung? Sag es mir, Darling, damit es nichts gibt, was dich skeptisch macht.« Seine blauen Augen sahen mich glücklich an, dennoch wollte ich eigentlich über etwas anders reden.
»Nein, das meinte ich nicht. Ich wollte über gestern Abend reden und deine Überraschung.« Toms Mundwinkel senkten sich augenblicklich, woraufhin ich ihn unruhig ansah. Er schluckte schwer und entfernte sich von mir, um sich wieder dem Rührei zu widmen. »Tom«, stammelte ich unbehaglich und konnte spüren, dass er nicht zufrieden mit der Situation ist.
»Ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte er streng und rührte das Ei um. Ich stellte meine Tasse auf dem Tresen ab und stieg von dem Hocker hinunter, bevor ich um die Zeile lief. Behutsam ging ich auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter.

»Warum?«, fragte ich vorsichtig. Tom machte den Herd aus und wandte sich von mir ab, ehe er sich dem dreckigen Geschirr in der Spüle widmete. »Nun gut, wenn du nicht darüber sprechen möchtest, dann ist das in Ordnung. In erster Linie ging es mir darum, mich bei dir zu entschuldigen. Es tut mir leid, dass meine Reaktion so übertrieben war. Das ändert zwar nichts an meiner Meinung, aber dennoch war das überfällig.«
»Deine Reaktion hat mich äußerst verletzt, Rose«, murmelte er. »Du warst so panisch und bist aufgesprungen, als hättest du einen Geist gesehen. Das war wirklich schmerzhaft und tatsächlich war ich darüber sehr enttäuscht, aber am meisten bin ich auf mich sauer!«
»Warum?« fragte ich vorsichtig.
»Ich liebe dich, Rose, mehr als alles andere auf der Welt, aber es ist nicht mehr wie vor der Trennung.« Erschrocken schluckte ich und hatte Angst, dass er unsere Beziehung bereits bereute. »Daran bin ich schuld! Ich bin mir sicher, wenn ich mich nicht getrennt hätte und wir die Monate zusammen geblieben wären, dass deine Reaktion gestern eine andere gewesen wär. Das zeigt mir, wie viel ich zwischen uns kaputt gemacht habe. Ich bin also am überlegen, wie ich deine Zweifel verschwinden und das Vertrauen wieder aufbauen kann. Tatsächlich ist es mein Wunsch, dass du irgendwann meine Frau wirst, aber nun muss ich Angst haben, dass deine Antwort nicht zum positiven ausfällt. Was kann ich tun, damit wir wieder zu dem unbeschwerten Moment zurückgelangen können?« Traurig schmiegte ich mich an seinen Rücken und legte meine Arme um ihn herum, bevor ich meine Hände auf seinem Bauch ablegte.

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt