Kapitel 59

256 23 2
                                    

Verzweifelt und unter Tränen sah ich Tom an, der zwischen mir und meinem Entführer in regelmäßigen Abständen hin sowie her schaute. Noch immer war das dumpfe Bellen von Bobby zuhören, der sich in diesem Moment sicherlich nichts sehnlicher wünschte, als den Angreifer zu vertreiben. Die Schmerzen in meiner Schulter und in meinen Armen war unerträglich. Meine Beine zitterten vor Angst, weil ich nicht wusste was als Nächstes geschieht. Zwar war ich froh, dass Tom nur einige Meter von mir weg stand, aber nun musste ich auch um ihn bangen. Was tue ich, wenn Chris ihm ernsthaft verletzt? Wie soll ich damit umgehen?
»Chris, ich denke, dass du da etwas missverstehst. Rose möchte nicht mit dir zusammen sein. Es ist nicht leicht, aber du musst das akzeptieren.« Tom hob seine Hände in die Luft, um Chris zu signalisieren, dass er nichts Böses vorhat. Anschließend lief er langsam und in kleinen Schritten auf uns zu.
»Bleib stehen!«, schrie mein Ex, »sonst werde ich ihr wehtun.« Hilflos krümmte ich meine Augenbrauen und sah zu meinem liebsten, der nicht auf ihn hörte, sondern weiter auf uns zuging. Plötzlich zog mich Chris kräftig zu sich, weshalb ich gegen ihn stolperte. Kurz darauf spürte ich etwas kaltes an meinem Hals und auch wenn ich es nicht sehen konnte, ahnte ich schlimmes, als ich in die verängstigten Augen von Tom sah. Dieser blieb abrupt stehen und obwohl er die ganze Zeit versucht hatte, ruhig zu bleiben, begannen seine Hände nun zu zittern. »Sie liebt mich noch immer!«, fügte Chris hinzu, woraufhin ich mit meinen Kopf energisch schüttelte. Das Letzte, was ich tat, war ihn zu lieben. Im Gegenteil, mich von ihm zu trennen war die beste Entscheidung meines Lebens. »Doch, du liebst mich«, flüsterte der Geisteskranke in mein Ohr und ehe ich mich versah, spürte ich ein leichtes Brennen an meinem Hals. Daraufhin kniff ich meine Augen zusammen und stieß ein unterdrücktes Stöhnen von mir.
»Lass sie ihn Ruhe«, stammelte Tom so ängstlich und verzweifelt, das mein Herz in tausend Teile zerbrach. Langsam öffnete ich wieder meine Augen und sah zu meinem
Verlobten, der kreidebleich war.
»Rose will der Wahrheit nur nicht ins Auge sehen! Was soll sie schon von dir wollen? Was kannst du ihr, außer dein Vermögen, schon bieten? Es wird nicht hat lange dauern dann wird sie einsehen, dass sie zu mir gehört.«

Während mir die Tränen unentwegt über die Wange rollten, versuchte ich mit meinem Kopfschütteln zu signalisieren, dass seine Worte nicht der Wahrheit entsprachen. Tom war das Beste, was mir je passiert ist. Ich war dankbar für jede Minute, die ich mit ihm verbringen konnte und sogar für jedes Tief das wir durchgemacht haben. Zu gerne, hätte ich jetzt zu ihm gesagt, dass ich ihn liebe, aber das Tuch in meinem Mund verhinderte jeden möglichen Weg der Kommunikation. Chris öffnete auf einmal die Haustür hinter uns und wandte Tom den Rücken zu, während ich meinen Liebsten noch einen traurigen Blick zuwarf. Der Psychopath schupste mich plötzlich aus dem Haus und da die Situation so unvorhergesehen war, schaffte ich es nicht mein Gleichgewicht zu halten, weshalb ich die Treppen von unserem Eingang hinunterfiel. Als ich mit meinem Rücken auf die Kante der letzten Stufe fiel, schrie ich auf und verzog schmerzvoll mein Gesicht. Das Atmen fiel mir schwer, als ich auf dem Bauch lag und entkräftet auf den Kies vor mir sah. Mein körperlicher und seelischer Schmerz waren zu viel für mich, weshalb ich nicht den Willen hatte mich zu bewegen.
»Rose!«, schrie Tom und seine Stimme gab mir neue Kraft. Ich brummte dumpf und versuchte trotz verbundener Hände mich auf meine Knie aufzusetzen. Anschließend schaute ich zur Haustür, in dessen Rahmen noch immer Chris stand.
»Du bist ein hübscher Mann. Du findest schnell eine neue Frau.« Nach diesen Worten rannte Chris in den Flur, weshalb ich ihn nicht mehr sehen konnte. Als ich ein lautes scheppern hörte, ehe Tom kurz darauf aufschrie und alles ganz ruhig wurde, erstarrte ich vor Angst. Was war geschehen? Ging es Tom gut? Ich hatte Angst um ihn. Langsam und mit viel Aufwand, versuchte ich mich aufrecht hinzustellen, um nach meinem Liebsten zu sehen. Doch das war aufgrund der Schmerzen und meiner Beeinträchtigung nicht ganz so einfach. Bevor ich etwas erreichen konnte, rannte Chris aus dem Haus und lief eilig die Stufen hinunter. Ich sah panisch und mit geweitete Augen an ihm vorbei. Tom lief ihm nicht nach, weshalb sich meine Augen mit Tränen füllten. Der verzweifelt Schrei, denn ich gerade von mir stieß war nicht lauter, als das piepsen einer Maus. Ich hatte das Gefühl zu sterben, als ich annahm, dass Tom etwas geschehen ist. Nachdem ich zurück zu Boden sackte, rollte ich mich wie ein Embryo zusammen und ließ meine Tränen weiter über meine Wange rollen.

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt