Kapitel 55

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Nur in einem Morgenmantel bekleidet, lief ich hinaus auf unsere Terrasse. Dabei hielt ich meine Tasse Kaffee in meiner Hand und schloss meine Augen, als ich die Dielen der Veranda betrat. Augenblicklich wehte mir die frische Seeluft um die Nase, während ich den Möwen lauschte. »Ist das nicht herrlich?«, murmelte ich überglücklich zu Bobby, der mit mir zusammen nach draußen gegangen war. Vorsichtig setzte ich mich auf den alten Holzstuhl, der vom Vorbesitzer übrig geblieben war und nahm einen Schluck, des brauen Wachmachers zu mir. »Diese Ruhe und diese Luft sind einfach nur perfekt.« Es war unbeschreiblich, wie es jeder Morgen auf dieser Terrasse schaffte, meinen inneren Frieden wiederzufinden. Wir wohnten nun schon seit drei Wochen hier und ich hatte das Gefühl, als würde ich mich im Urlaub befinden. Diese Gegend sorgten nicht nur dafür, dass ich mich entspannen konnte, sondern auch, dass ich so ausgeglichen war, dass es mir noch leichter von der Hand fiel, etwas zu schreiben. Mit meiner Aufgabe bei the london magazin kam ich sehr gut voran und auch bei meinem nächsten Buch gab es keinerlei Unterbrechungen. Ich hatte das Gefühl, als würde mich im Moment nichts aufhalten können. Naja, zumindest ab dem Punkt, an dem der Kaffee wirkt und das tat er gerade noch nicht. Deshalb war ich zu diesem Zeitpunkt noch unbrauchbar, aber da es keinen gab, der mich unter Druck setzte, musste ich mich auch nicht hetzen. Bobby lief in unserem unansehnlichen Garten auf und ab. Hier mussten wir noch etwas tun, das stand fest, aber immerhin war im Haus soweit alles ausgeräumt. Es gab noch einige Bilder aufzuhängen, einige Regale mussten noch zusammengebaut werden und noch weitere Dinge waren zu erledigen, die Tom und ich noch gemeinsam vollenden müssen.

Doch dafür muss er erst einmal wieder zu mir zurückfinden. Ich war ungern von ihm getrennt, aber er schrieb mir  in jeder freien Sekunde und rief mich jeden Abend an. Diese Momente erfreuten mich und ich konnte es kaum erwarten ihn endlich wieder in meine Arme zu schließen. Allerdings schweifte mein Blick über die dürftige Terrasse und bis jetzt gab es noch keine Pflanze oder sonst etwas Hübsches hier drauf. Das musste geändert werden, oder? Ich lächelte und holte das Handy aus der Tasche von meinem Morgenmantel hervor, da ich meinen Freund über eine Erkenntnis aufklären wollte.

Rose
Sweetheart, ich sitze gerade auf unserer Terrasse und genieße in meinem Morgenmantel meinen Kaffee. Deinem liebsten Vierbeiner geht es gut. Er hat gerade einen Vogel entdeckt und beobachtet diesen skeptisch. Allerdings gibt es noch eine Sache, die ich bemerkt habe und zwar ist die Terrasse öde. Hier steht keine Blume, keine Laterne oder sonst etwas herum, das     gemütlich wirkt. Das gefällt mir nicht. Heute kommt Olivia zu Besuch und vielleicht fahre ich mit ihr in den örtlichen Baumarkt. Du wirst überrascht sein, zu was Frauen fähig sind, wenn sie zusammen einkaufen sind. Ich liebe dich

Gehässig legte ich mein Handy zur Seite und lehnte mich entspannt gegen die Rückenlehne vom Stuhl. Wenn er diese Nachricht sieht, dann wird er wahnsinnig werden. Schade, dass ich sein Gesicht nicht sehen kann, denn das schaut dann sicher genial aus. Aber auch wenn mir dieser Moment verwehrt bleibt, freute ich mich auf meine beste Freundin, die ich seit unserem Auszug nicht mehr gesehen hatte. Schon viel zu lange, waren wir voneinander getrennt gewesen. Ich war gespannt, was sie mir vom hektischen London erzählt und wie das Zusammenleben mit Kai läuft. Doch bis sie mich mit ihrem Besuch bereichert, musste ich noch in mein Büro und etwas für die Arbeit tun. Dennoch war ich mir sicher, dass meine Vorfreude dazu beiträgt, dass der Vormittag wie im Flug an mir vorbeizieht.
»Das wird ein toller Tag!« Fröhlich schloss ich meine Augen und trank meinen Kaffee, während es nichts gab, was mich aus der Ruhe brachte. Jedenfalls bis ich ein plumpsendes Geräusch hörte, woraufhin einige feuchte und warme Spritzer meine Hand berührten. Verwirrt öffnete ich meine Augen und schaute mich um, ehe ich in meine Kaffeetasse hineinsah. »Ich habe definitiv keine Sahne hineingetan«, murmelte ich und bemerkte im Blickwinkel eine Möwe, die über mich hinwegflog. »Nein!«, schrie ich und sprang von meinem Stuhl auf. »Bobby, schnapp dir dieses Vieh! Sie hat in meinen Kaffee geschissen!« Der Vierbeiner sah mich verwirrt an, während mich ein Ekel übermannte und ich doch schneller nach drinnen ging, als zuerst geplant.

between lies and truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt