»Nein! Das auch nicht. Auf gar keinen Fall! Ne, dafür habe ich nicht die passenden Schuhe. Du schaust ganz gut aus, aber... ne lieber nicht.« Nun durchstöberte ich seit einer halben Stunde in Unterwäsche meinen Kleiderschrank und fand nichts passendes zum anziehen. Dabei besaß ich genug Klamotten, wie der Berg auf dem Boden mir unweigerlich zeigte. »Das kann doch nicht so schwer sein!«, meckerte ich und schob einen Kleiderbügel nach dem anderen über die Metallstange. Meine Haare sowie mein Make-up sahen perfekt aus nur wusste ich nicht, was ich anziehen soll. Heute war mein Junggesellenabschied und da ich keine Ahnung hatte, was Olivia geplant hat, erschwerte es die Auswahl der passenden Kleidung. Ziehe ich etwas schickes an oder eher etwas bequemes? Wenn sie mich durch London schickt, damit ich Inhalte aus einem Bauchladen verkaufe, dann wäre was bequemes vom Vorteil. In einem schicken Cocktailkleid und Pumps würde ich ziemlich schnell miese Laune bekommen. Allein bei den Gedanken daran, spürte ich, wie meine Füße anfingen zu schmerzen. Obwohl ich diese Art von Veranstaltung nicht gut heißen würde, denn immerhin würde ich auf mich aufmerksam machen. Wollte ich, dass ich morgen in der Zeitung abgelichtet werde, während ich seltsame Dinge für wenig Geld verkaufe? Wer weiß, was für eine dämliche Schlagzeile sich die Sensationslüsternen Menschen einfallen lassen. Falls sie mich aber in eine zwielichtige Bar bringt, wäre ich gerne Sexy gekleidet. Zwar hatte ich keinerlei Interesse an neuen Männerbekanntschaften, aber als einzige in bequemer und weiter Kleidung mit Turnschuhen wollte ich auch nicht aus der Masse hervorstechen. Da mein ständiges Grübeln mir nicht weiterhalf, nahm ich mir mein Handy zur Hand und schrieb meiner besten Freundin eine Nachricht. Wenn mir eine Person weiterhelfen konnte, dann war sie es! Außer sie würde mir, trotz meiner verzwickten Lage, keine Informationen zuspielen.
Rose
Olivia?Rose
Olivia?Rose
Olivia?Olivia
Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn man mich so zuspamt! Was ist los? Warum so hektisch? Heute wird ein toller Tag!!!Rose
Es tut mir leid, aber ich brauche dringend deine Hilfe. Ich stehe verzweifelt vor meinem Kleiderschrank und weiß nicht, was ich anziehen soll. Du musst mir unbedingt helfen. Was hast du heute vor und welche Kleidung wäre angebracht? BitteOlivia
Schade das mir dieser Anblick verwehrt bleibt. Das würde ich nämlich jetzt zu gerne sehen. Zieh dich hübsch, an aber nicht zu overdressed. Außerdem verbringen wir die meiste Zeit draußen, weshalb du wetterfest angezogen sein solltest. Beeil dich. Ich bin bald bei dir.Ein wenig frustriert ließ ich mich auf einen der Samthocker fallen, die sich im Ankleidezimmer befanden. Ihre Aussage war schwammig und half mir nicht wirklich weiter. Wir verbringen viel Zeit draußen? Also doch ein Rundgang durch London mit einem Bauchladen? Es ist sicherlich keine zwielichtige Bar. So viel steht fest. Bevor ich mir die Mühe mache und mich erneut vor meinen Kleiderschrank stelle, um sinnlos Zeit zu verbringen, schaute ich auf meinem Handy nach dem Wetterbericht für London. Es war zwar Sommer, aber das bedeutet zwangsläufig nicht, dass wir schönes oder warmes Wetter haben. Nachdem ich mich auf den aktuellen Stand gebracht hatte, stand fest, dass es angenehm wird. Kein Regen in Sicht, weshalb ich mich nicht weiter mit langer oder warmer Kleidung beschäftigen musste. »Rose?« Ich schaute über meine Schulter nach hinten und entdeckte Tom, der mich und den Raum verwundert ansah. »Was machst du? Warum bist du noch nicht angezogen? Wieso liegt hier alles herum?« Mein Blick wanderte auf die Kleidung, die ich nach und nach auf den Boden geworfen hatte.
»Ich weiß nicht was ich anziehen soll. Das alles gefällt mir nicht«, gab ich zu und drehte mein Handy angespannt in meiner Hand hin sowie her. Im Blickwinkel bemerkte ich, wie mein Verlobter den Raum betrat.
»Okay, aber warum hängst du die Kleidung nicht wieder in den Schrank, anstatt sie so zerknüllt auf den Boden liegen zu lassen? Was denkst du, wie sie jetzt aussieht?« Belustigt sah ich ihn an, als er sich zu den gefühlt hundert Kleidungsstücken vorbeugte. Da er derjenige von uns war, der die Wäsche bügelte, war das sicherlich ein harter Schlag für ihn.
»Somit komme ich nicht durcheinander und weiß, was ich bereits schon in der Hand gehabt habe!«, bemerkte ich und kicherte, als er mich entgeistert ansah.
»Rose«, meckerte er und griff nach einer Bluse, die er mir anschließend entgegen warf.
»Hey!«, krisch ich und fing sie auf.
»Vielleicht solltest du ab sofort bügeln, damit du weißt, wie viel Arbeit das ist.« Amüsiert stand ich auf und lief langsam auf ihn zu. Dabei schweifte sein Blick über meinen Körper, der nur von meiner roten Unterwäsche bedeckt war. Als ich vor ihm zum Stehen kam, mit dem Berg Kleidung zwischen uns, kam ich auf den glorreichen Einfall und fuhr mit meinem Fuß kräftig dadurch, weshalb sich die zahlreichen Kleidungsstücke wild und weitläufig verteilten. Tom sah mich verwirrt an und dachte sich sicherlich, wieso er mich quere Person heiraten möchte.
»Sehr gerne. Ich Bügel ab sofort! Doch dann übernimmst du die Aufgaben, die ich täglich meistere. Das wären staubsaugen, die Schränke feucht auswischen sowie den Boden putzen, Wäsche waschen und...«
»Stop!«, rief er und hob resigniert seine Hände in die Luft. »Es bleibt alles so wie es ist. Ich kümmere mich um das Bügeln und sehe über dieses Chaos hinweg.« Siegessicher lächelte ich ihn an. So schnell kann er also seine Meinung ändern?
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between lies and truth
Fiksi PenggemarEine Lüge bringt sie zusammen und eine Lüge ist es, die sie wieder entzweien kann. Das Erste, an das Rose sich erinnern kann, sind seine blauen Augen. Bei ihrer ersten Begegnung ist ihr bereits klar, dass sie diesen Mann unbedingt wiedersehen muss...