Ohne Licht

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Ohne Licht

Dann löste sich das Genjutsu auf und wir standen wieder im realen Raum und vor uns ein unbeeindruckter Tobi mit verschränkten Armen. 
„Also habt ihr es irgendwie geschafft, das Genjutsu zu lösen, was?“, stellte er kühl, gelassen und gleichgültig fest. 
„Nun, das heißt dann wohl eher nicht Sieg für euch, sondern Verrottung hier unten.
Ich habe keine Lust, mich länger mit euch herumzuschlagen. Wenn ihr nichts wisst oder sagen wollt, tragt ihr nun mal die Verantwortung.“
Aus unseren erleichterten Gesichtern wurden ernste, nervöse Mienen und ich versuchte so gut wie möglich meine Furcht vor ihm zu verbergen.
Er hatte einen so einschüchternden Blick, dass mir das sehr schwer fiel und ich nervös auf die Wand hinter ihm sah, die mit ihrer grauen, kalten Farbe viel wärmer und einladender wirkte als Tobi. 
„Ach ja“, fing Tobi noch einmal kühl an, als er sich gerade zum gehen wenden wollte. 
„Doton!“, rief er laut und eine dicke Erdschicht schoss aus dem Boden her vor das Fenster und verfestigte sich. 
So waren wir nun gefangen und uns war der letzte Fluchtweg verwehrt worden. Und mit ihm das Licht und die Freiheit.
Und ich fühlte mich schrecklich, wie in einem Käfig eingesperrt und es würde nicht einmal mehr tagsüber Licht geben, da die Lampe über uns bereits schlapp gemacht hatte. 
Dann ging Tobi wortlos und die Tür knallte hinter ihm ins Schloss und vibrierte. 
Es war stockdunkel. Vorsichtig tastete ich mich voran. Ich konnte rein gar nichts erkennen und hatte auch ein wenig Angst alleine im Dunkeln. 
„Mariko?“, rief ich zaghaft und leise, als gäbe es hier drin einen Geist, der uns suchte. 
„Ich bin hier!“, antwortete sie etwas lauter und ich tastete mich in die Richtung vor, aus der ich meinte ihre Stimme gehört zu haben. 
Nach ein paar Minuten fanden wir uns dann auch endlich und waren heilfroh. 
Eng aneinandergedrängt drangen wir bis zur nächsten Wand vor und pressten uns dagegen. 
„Jetzt, da es dunkler ist, kommt es mir auch irgendwie noch kälter vor als es vorher ohnehin schon war“, bemerkte ich zitternd und ich spürte einen leichten Windhauch, den ich als Kopfnicken deutete. 
Und was wird jetzt aus uns?“, flüsterte Mariko ängstlich und ich war nicht minderängstlich. 
Bei der Vorstellung, hier im Dunkeln zu verrotten bekam ich Panik. 
Ich wollte nicht sterben! Ich wollte Leben! Ich wollte die Sonne sehen, frische Luft einatmen und endlich hier raus ins Freie. 
Ich wollte ins Warme, in die Sonne, wo ich nicht wie hier erfrieren konnte. Aber dies würde wohl nicht mehr wahr werden.
Schade eigentlich… Gerade jetzt, wo ich eine neue, wunderschöne Seite des Lebens aufgedeckt hatte. 
Und dafür, dass ich die Akatsukis in echt gesehen hatte, hatte sich all das doch gelohnt. 
Zu wissen, dass diese zehn Leute wirklich existierten, machte mich sehr glücklich und ich und Mariko hatten ein unvergessliches Erlebnis hinter uns. Was würde bloß von nun an passieren? 
Ich hoffte inständig, dass sie nicht doch noch die ganze Welt ausrotten würden. 
Auf Marikos Frage hin schwieg ich und es war eine ganze Weile lang totenstill. Dann seufzte ich. 
„Wenn wir doch wenigstens eine Taschenlampe oder eine Uhr hätten!“, beklagte ich mich. 
Ich mochte es nicht so sehr im Dunkeln. 

Wir vertrieben uns die nächste Zeit hauptsächlich mit reden, anschweigen und spielen, zumindest die, die man in unserer Situation spielen konnte, denn ich-seh-etwas-das-du-nicht-siehst zählte wohl eher nicht zu diesen. 
Es vergingen Stunden und wir schliefen sehr viel. 
Noch hatten wir unsere Getränke und zwei Butterbrote in unseren Taschen als Proviant, aber ich fragte mich bereits, wie lange sie wohl noch reichen würden. 
Ich hatte schrecklichen Durst, wollte das kostbare Wasser aber nicht leichtsinnig verschwenden. 
Geweckt wurden wir durch ein polterndes Geräusch, ganz so als käme jemand hier runter, aber wer um Himmels Willen sollte das tun? 
Für kurze Zeit war ich hellwach. Was, wenn jemand kam um uns zu befreien? 
Aber ich verwarf den Gedanken bald wieder. In dieser Welt war es unmöglich, Akatsuki zu besiegen. 
Sie waren sogar schon in der Ninjawelt unglaublich stark, aber hier waren sie einfach unbesiegbar. 
Vorsichtshalber weckte ich Mariko neben mir auf. „Pst! Ich glaube, da kommt jemand!“ 
Mariko gab einen schläfrigen, schrägen Ton von sich. „W-was?“, fragte sie, als hätte sie Alkohol getrunken. 
„Ich sagte, da kommt jemand!“, zischte ich und endlich schien sie zu begreifen, was Sache war. 
„Mach keinen Ton!“, mahnte sich sie noch und ab da war es mucksmäuschenstill hier. 
Nach einer halben Ewigkeit, so kam es uns vor, wurde die Tür quietschend geöffnet und jemand blieb in der Tür stehen. 
Ich hielt den Atem an. Langsam drehte ich mich zum Licht um und kniff zuerst die Augen zu, die beim Anblick schmerzten. 
Meine Augen waren an so helles Licht im Moment nicht gewöhnt. 
Nach einer Weile konnte ich sie wieder öffnen und sah auf die Umrisse eines ziemlich großen Mannes mit einem schwarzen Mantel. 
Kisame! Na toll… Nicht, dass es schon gereicht hätte, dass wir den Rest unseres zusammengeschrumpften Lebens im Dunkeln verbringen können, nein, natürlich musste jetzt auch noch dieser brutale, mordlustige Hai hier herunterfinden. 
Was ist das Leben doch ungerecht… Nicht einmal am Ende darf man noch ein bisschen Glück haben. 
Kisame grinste wie üblich sein Haifischgrinsen und trat aus der Tür in den Raum hinein. Aus dem Flur schien grelles Licht herein. 
„Sieht so aus als streikten die Glühbirnen heute, was?“, spottete er über uns. 
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, der ihn nicht zu interessieren schien. Auf seine Feststellung reagierten wir erst gar nicht. 
Zum einen, weil wir uns nicht provozieren lassen wollten und zum anderen, weil wir Kisame nicht provozieren wollten, was uns das Leben kosten könnte. 
„Was willst du hier unten?“, fragte Mariko in sachlichem Ton. Sie hat mehr Kontrolle über sich selbst als ich. 
Ich war ja auch nicht wütend auf Kisame oder hasste ihn, ich mochte Akatsuki ja eigentlich sehr, aber die Art und Weise, wie er uns hämisch verspottete, war einfach nur provozierend. 
Er spielte mit uns wie mit einer Beute, immerhin waren wir ihre ‚Gefangenen‘. 
„Pain ist sich schon seit einiger Zeit so ziemlich sicher, dass ihr wisst, wie wir wieder zurückkommen können und er denkt, ihr könntet uns helfen.“ 
„Nein, können wir nicht! Egal, was ihr noch mit uns anstellt, wir wissen nichts, okay? 
Wenn dein toller Leader immernoch so denkt, dann kann er uns auch gleich umbringen. 
Das erspart ihm und uns Zeit“, unterbrach ich ihn wütend, doch er ignorierte meine Worte nur wieder und redete weiter, als ob wir nur noch Ohren zum Zuhören hätten, sonst nichts. 
Keine Hände, kein Mund, kein Garnichts. 
„Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, was Pain von solchen kleinen Schulmädchen wie euch will. 
Ich hätte nie gedacht, dass so jemand wie unser Leader von irgendwelchen wildfremden Knirpsen wie euch beeindruckt werden könne.“ 
An meiner Schläfe begann eine Ader zu pulsieren. „Was hast du gesagt, du Fischstäbchen?“, knurrte ich, aber Kisame ließ sich nicht so leicht nicht provozieren. 
„U-und wieso bist du nun zu uns gekommen?“, fragte Mariko hastig und recht höflich, in der Hoffnung, er hatte meine Beleidigung einfach überhört. 
„Von euch?“ Er gab einen spöttischen Laut von sich und das Fischgrinsen, das er so gut wie immer aufgesetzt hatte wollte einfach nicht verschwinden. 
„Nichts, im Hauptquartier oben ist es bloß momentan so langweilig und es gibt nichts zu tun. 
Und ihr wollt wirklich lieber hier unten verhungern als es ihm zu sagen?“ 
Mit diesem Typen konnte man kein vernünftiges Gespräch führen. 
Zumindest, wenn man entweder: einer dieser Leute war, die sich leicht provozieren ließen, Angst vor ihm hatte oder ihn zu sehr provozierte, was einen dann wohl das Leben kosten würde. 
Als ich mir das vor Augen führte, stellte ich fest, dass ich alle drei dieser Merkmale auf einmal besaß. 
Kein Wunder, dass daraus dann auch kein Gespräch wurde. 
„Ich habe doch schon gesagt, dass wir auch keine Ahnung haben!!! Hörst du mir eigentlich zu?“, schimpfte ich.

Akatsuki - reale MassenmörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt