unangenehme Neuigkeiten

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unangenehme Neuigkeiten
Ich schlenderte durch die Stadt Berlins und begutachtete die Umgebung. Durch einen kleinen Park hindurch und dann in Richtung Brandenburger Tor. Es war zwar immer voll hier, aber viel leerer als beim letzten Mal, als ich  hier in Berlin gewesen war, denn momentan waren keine Ferien. Dieser Gedanke entlockte mir eine Frage. Wo sollen ich und Mariko nun zur Schule gehen? Ich zerbrach mir eine ganze Weile lang den Kopf darüber, während ich auf das riesige Tor hinaufschaute. Die Sonne brach durch den Wolkenverhangenen Himmel durch und blendete mich kurz. Ich kniff die Augen zu und schaute weg. Dann gab ich seufzend auf, als ich feststellte, dass dadurch nur noch mehr Verwirrung in meinem Kopf gestiftet wurde. Stattdessen machte ich mich langsam wieder auf den Heimweg und schlenderte durch das riesige Tor hindurch. Mein Weg führte in den kleinen Park rechts von mir und eine Weile später, als ich wieder die Straße erreichte, war es nicht mehr weit bis zum Hotel. Es war sehr kalt. Ich verbarg mein Gesicht so gut es ging in meiner Jacke und meine Hände verschwanden in den Ärmeln der Jacke, wo ich sie zu Fäusten ballte. Dies verlieh mir ein wenig das Aussehen eines Eskimos, nur halt, dass ich keiner war, es nicht schneite und meine Klamotten auch nicht ganz die Richtigen dafür waren. Dort angekommen nahm ich mir die vielen Treppen vor, bis ich zu unserer gemieteten Wohnung kam. Oben angekommen holte ich den Schlüssel aus meiner kleinen Umhängetasche und drehte ihn im Schloss um. In unserer kleinen Wohnung waren nur meine Mutter und Marikos Eltern. Mariko selber schien ebenfalls einen kleinen Spaziergang zu machen. „Hallo.“ „Hallo, Shina!“, begrüßte mich meine Mutter und sah auf, doch sie schien irgendwie nicht glücklich zu sein. Ihr Blick war ernst und sie schien etwas zu beschäftigen. Auch Marikos Eltern schienen in Gedanken woanders zu sein und ihr Blick war mindestens genauso ernst, fast wie als hätte man bekanntgegeben, dass Aliens die Erde angriffen. Meine Mutter scharrte nervös mit dem Fuß auf dem Boden. „Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte ich und sah sie ein wenig besorgt an. Meine Mutter antwortete erst nicht, dann jedoch brachte sie endlich die Worte heraus, die die Lage erklärten. „Warte, bis Mariko eintrifft, dann zeigen wir es euch.“ Oder auch nicht… Sie wandte sich nach diesen Worten ab und ließ mich mindestens genauso ahnungslos wie vorher stehen. Noch eine ganze Weile lang versuchte ich etwas aus ihr herauszubekommen, bis sie irgendwann richtig genervt von mir war und mir laut mitteilte, dass wir erst noch auf Mariko warten würden und ich jetzt endlich die Klappe halten sollte. Fluchend war ich in das Zimmer von mir und Mariko gestampft und hatte mich wütend über sie beschwert, wenn auch gedanklich. Nach einer Weile hatte ich es jedoch geschafft, mich zu beruhigen und nun saß ich am Fenster, stützte meinen Ellenbogen auf die Fensterbank und mit meiner Hand meinen Kopf, der ans Fenster gelehnt war. Eins… Zwei… Drei… Schweigend starrte ich nach draußen und wartete sichtlich ungeduldig auf Marikos Ankunft, während ich aus Langeweile die Sekunden zählte. Wieso konnten meine Mutter und Marikos Eltern es mir nicht einfach schon vorher erzählen? Vier… Fünf… Sechs… Ich sah auf das herabgekommene Haus gegenüber, dessen Dach ein wenig schief aussah. Die alte Wand war zerkratzt und die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Sieben… Acht… Neun… Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und hörte Higher Grounds von Amy Diamond. Zehn… Elf… Zwölf… Ich vergaß vollkommen zu zählen und widmete mich ganz der Musik. Sometimes it feels like I am dreaming... Ich stellte ein wenig lauter und sang leise die Melodie mit. Berlin war noch nie eine schöne Stadt gewesen, meiner Meinung nach. Es war so grau und… laut. Viel zu laut. And I am somewhere else far far away… Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis Mariko erscheinen würde. Ich seufzte und starrte wieder nach draußen. Ich stellte mir die Akatsukis vor, wie sie dort auf der grauen, verlassenen Straße stehen würden und das Gefühl der Einsamkeit verschwand für kurze Zeit, auch wenn ich selbst nicht verstand, warum. Dennoch wusste ich, dass ich froh war, dass die Akatsukis hier waren, auch wenn sie meine ganze Stadt zerstört hatten. Aber wieso? Wieso freute ich mich denn darüber? It’s like I’m standing up on a mountain… and for a minute I’m gone for the day… Mein Kopf wippte im ruhigen Takt gegen die schmutzige Glasscheibe, während eine Gestalt die Straße unter mir entlangging. Ich sprang auf und sah hinab auf die Person. Nachdem ich sie kurz gemustert hatte, seufzte ich erneut und setzte mich wieder ans Fenster. Es war nicht Mariko gewesen… Leider. ‚Beeil dich, beeil dich, beeil dich‘, dachte ich in Gedanken und war wütend auf Mariko. Weil sie sich so viel Zeit ließ und ich auf sie warten musste. Weil sie nicht kam und die drei Erwachsenen mir nichts verraten wollten. Weil ich immer wütend auf sie war. Amy Diamond sang nun den Refrain. Come run away now… keep trying keep flying… to the mighty rainbow…keep hunting high and low…

Es war bereits später Nachmittag, als jemand die Wohnung aufschloss und Mariko in der Tür auftauchte. Ich sprang verärgert und freudig zugleich hoch und riss mir die Kopfhörer von den Ohren, ohne auf Pause zu drücken. „MARIKO!“, rief ich laut durch die Wohnung und hüpfte aufgeregt zur Tür, bereute es jedoch, als sie da drauf mit einem abfälligen Blick zu mir antwortete. Ich ignorierte diese Geste und war in Sekundenschnelle bei den drei Erwachsenen. „So, und nun sagt mir endlich, was los ist!“, befahl ich und meine Neugier war deutlich raus zuhören. Mariko sah verwirrt meine Mutter und ihre Eltern an. „Wie? Was soll los sein?“ Meine Mutter und Marikos Eltern hatten immer noch diesen ernsten Blick auf ihrem Gesicht und bedeuteten Mariko, sich zu ihnen auf das Sofa zu setzen. Marikos Vater stellte einen Tisch vor uns auf und platzierte den PC darauf. Dann suchte er ein Video aus YouTube und setzte sich zu uns, während er auf laut stellte. Dicht zusammengedrängt saßen wir gespannt auf dem Sofa – jedenfalls ich und Mariko – und starrten ohne zu blinzeln auf den Bildschirm, aus Angst, wir könnten auch nur eine Millisekunde verpassen. Dann stockte mir der Atem und mein Herz stand für eine Weile still, als das Video anfing…

Akatsuki - reale MassenmörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt