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Ich sitze den ganzen Tag schon hier in diesem weißen Zimmer rum und langweile mich. Plötzlich klopft es an der Tür. Ich stehe schnell auf und öffne dann langsam die schwere Tür. Es ist Benny. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll… Denn einerseits bin ich echt wütend auf ihn, weil er mich hier her gebracht hat, aber andererseits hat er mich gerettet… Und du hast ihn geküsst. Gibt meine innere Stimme ihren Senf dazu. Sie ist in letzter Zeit viel dominanter geworden… „Aimee!“ reißt mich Benny aus meinen Gedanken. Oh… Den habe ich ja schon ganz vergessen… Er nimmt mich in Arm. Zögernd hebe ich meine Hände und lege sie ihm auf den Rücken. „Geht es dir besser?“ murmelt er in mein Haar. „Ja.“ Jetzt lass ihn rein! Ich befolge den Rat meiner inneren Stimme und trete zur Seite. Er betritt zögernd den Raum. Ich gehe zu meinem Bett und setze mich. Er macht Anstalten sich einen Stuhl zu holen, also packe ich ihn am Arm und ziehe ihn zu mir aufs Bett. Er lächelt schüchter und legt seine Hand auf mein Knie. „Aimee… Ich…“ Er bricht ab und schaut betreten zu Boden. Ich stoße ihn sanft mit der Schulter an, als Aufforderung, das er weiter sprechen soll. „Ich weiß nicht, was du gestern alles mit bekommen hast… Desswegen sage ich es dir einfach nochmal… Es tut mir leid, dass ich dich hier her gebracht habe und dich dann allein gelassen habe…“ Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Verzeihst du mir?“ Ich schaue ihn an. Verzeihe ich ihm? Diese Frage war jetzt an meine komische innere Stimme gewendet, denn die wusste meißtens besser, was zu tun ist. Natürlich verzeihst du ihm! Du hast im doch längst schon verziehen… Lass ihn nicht so lange zappeln! Kommt auch sofort die Antwort. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und er schaut überrascht zu mir runter. Dann nimmt er mich in Arm und lässt mich ganz lang nicht los. So sitzen wir da und ich merke, wie es mir langsam wirklich besser geht. Dann lege ich den Kopf nach hinten, um ihm in die Augen zu schauen. „Ich habe gestern tatsächlich nicht alles mitbekommen… Kannst du es mir erzählen?“ Er schaut auf die Wand gegenüber. „Was weißt du denn noch?“ Ich versuche mich zu erinnern. „Ich weiß noch, dass ich aus dem Haus raus komme, mit… Socke auf dem Arm… Ab dann wird alles etwas schwammig…“ Er atmet tief ein und dann beginnt er. „Ich hatte dich bei mir zu Hause noch zur Tür gebracht, aber kaum warst du weg, hatte ich ein ungutes Gefühl bekommen. Ich fuhr zu deinem Haus und sah dich, mit einer blutenden Katze auf dem Arm die Straße runter rennen. Ich wunderte mich, denn so etwas habe ich natürlich nicht erwartet. Dann sehe ich, das du vor jemandem wegläufst. Ich habe eins und eins zusammen gezählt und mir wurde klar, dass das dein Vater sein muss… Ich bin schnell zu dir gefahren und habe dich einsteigen lassen. Kaum war die Autotür zu gefallen, wirktest du wie weggetreten…“ Er erzählt mir die ganze Geschichte und nach und nach kommen die Erinnerungen wieder. Als er an der Stelle angekommen ist, an der ich vor dem Fenster stand, musste ich plötzlich ohne Grund anfangen zu weinen. Benny aber war so in die Geschichte vertieft, dass er es nicht bemerkt. „Nachdem ich dich hier abgeliefert habe, bin ich mit der Katze in den Wald gefahren und habe sie dort beerdigt. Wenn du möchtest, können wir dort hingehen.“ Beendet er seine Geschichte. Ich nicke. Er streift mir die Tränen weg, steht auf und geht. Ich bleibe allein im Raum zurück und weine einfach weiter. Nach einer halben Ewigkeit steht Benny wieder in der Tür. „Wir dürfen eine halbe Stunde in den Wald.“ Sagt er und nimmt mich an die Hand. Ich stehe auf und er reicht mir einen Koffer. Huch, wo kommt der denn plötzlich her? Wundere ich mich. Der war die ganze Zeit schon da, du Volltrottel! Ich nehme ihn entgegen und öffne ihn. Da sind Kleidungsstücke drin, ein Zettel und ein Teddybär. Ich nehme den Zettel und falte ihn aus einander. In Bennys Schönschrift stand da: Ich war ein bisschen für dich einkaufen, Aimee. Hoffentlich gefallen dir die Sachen… Der Teddy ist als Ersatz da, falls ich mal nicht da sein sollte… Ich liebe dich!  Wie automatisch greife ich nach meiner Kette. Bei dem Brief war auch noch ein Foto. Es ist ein Foto von Benny, auf dem er einfach mega süß aussieht. Ich blicke zu Benny und lächle ihn an. Dann wende ich mich den Klamotten zu. Da war alles, was ich brauchen werde… T-Shirts, Hosen, Schlafanzüge,… Und… Ich werde etwas rot, als ich das sehe… BHs und Unterhosen… Ich schaue Benny an und sehe, wie er mich amüsiert anschaut. Ich werfe ich ein Kissen gegen den Kopf. „Glaub nicht, das ich die tragen werde!“ lache ich. Dann greife ich nach einem T-Shirt, einer Bluse und einer Hose und schaue ihn auffordernd an. Er guckt mit Hundeblick zurück, aber ich schüttel nur streng den Kopf. Dann dreht er sich seufzend um. Ich nehme mir vorsichtig auch noch einen der BHs und eine passende Unterhose. Dann ziehe ich mich schnell um und teile Benny mit, dass ich fertig bin. „Wow! Die Sachen stehen dir einfach super!" Sagt er mit einem Blick auf meinen etwas weiteren Ausschnitt. Ich werde wieder rot und bewerfe ihn mit einem Schuh, weil ich gerade nichts anderes zur Verfügung hatte. Er fängt diesen geschickt auf, nimmt ihn in beide Hände, kommt auf mich zu und geht auf ein Knie. Ich grinse wahrscheinlich gerade wie ein Pferd, aber das ist mir gerade herlich egal. Ich reiche ihm meinen Fuß und er zieht mir den Schuh vorsichtig an. „Er passt!“ ruft er, springt auf und küsst mich. Oh auch schon mal? Fragt meine nervige innere Stimme. Ich ignoriere sie einfach und erwiedere den Kuss. Als wir uns wieder voneinander lösen, ziehe ich mir lächelnd noch den anderen Schuh an und Benny reicht mir meine neue Jacke. „Vielen Dank, Prinz Benny.“ Scherze ich. „Aber doch mit vergnügen meine Schönste!“ Er reicht mir mit einer leichten Verbeugung seine Hand. Ich lege meine in seine und schreite mit ihm zur Tür hinaus. Dann nimmt Benny mich lachend auf den Arm und beginnt zu rennen. Ich lache du kreische und wir werden von allen komisch angesehen. Am Empfangstresen lässt er mich runter und ich denke darüber nach, wie durchtrainiert er sei muss, wenn es ihm so leicht fällt, mich zu tragen. „Wir gehen dann jetzt.“ Sagt Benny zu der Frau, die uns schon ganz merkwüdig anschaut. „Tragt ihr euch bitte noch aus?“ sagt sie nur und verschwindet in einem Hinterzimmer. Ich greife nach dem Stift, aber Benny nimmt ihn mir einfach aus der Hand. Prinz Benny entführt die schöne Prinzessin Aimee für eine halbe Stunde in den Wald.(12 Uhr) Schreibt er. Ich kann mich vor lachen nicht mehr auf den Beinen halten und sacke zusammen. Nur durch Bennys starken Arme, werde ich noch einigermaßen aufrecht gehalten. Dann harke ich mich bei ihm unter und wir verlassen lachend das Gebäude.

Im Wald angekommen, ändert sich meine Stimmung schlagartig, denn mir wird bewusst, dass ich gleich von Socke für immer Abschied nehmen werde. Benny führt mich, den Arm um meine Taille gelegt, durch den Wald, bis wir an einen großen, alten Baum kommen. Es ist eine Buche und am Boden, neben dem Baum, steht ein kleines  aus Holz gebasteltets Kreuz, das Benny mit ein paar Sachen verziert hat.Neben dem Kreuz liegt ein Stein, der die Form eines Herzen hat. Wir werden dich nie vergessen!steht auf dem Herz. Um das ganze herum hat Benny Blumen gestreut. Das sieht alles so wunderschön aus, dass ich anfange zu weinen. Ich halte mir die Hand vor den Mund und unterdrcke einen Schluchzer. Dann sacke ich neben dem Grab auf den Boden und lehne mich gegen den Baum. Benny setzt sich neben mich und ich lehne mich gegen ihn. Es tut so gut, wie er für mich da ist! Bennys Arm liegt über meiner Schulter und er zieht mich zu sich in seine schützenden Arme. Ich weine einfach den ganzen Schmerz aus mir heraus, bis einfach alle Tränen aus mir raus sind und keine mehr nachkommen können. Ich bleibe noch eine Weile in Bennys Armen liegen. Doch plötzlich fängt es an wie aus Eimern zu schütten. „Komm, wir gehen langsam zum Auto zurück.“ Sanft hilft mir Benny aufzustehen. Dann sieht er auf meinen zitternden Körper und zieht seine Jacke aus. Ich will protestieren, aber Benny legt seinen Finger auf meine Lippen. „Shht…Keine Wiederrede!“ Er legt mir seine Jacke über die Schultern. Wir sind beide schon ziemlich durchnässt und seine Haare tropfen nur so von Wasser. Ich blicke noch ein letztes mal zu dem Grab und bleibe stehen. Ich presse die Lippen aufeinander und schüttel den Kopf. Benny fässt wieder meine Taille und zieht mich weiter. Ich weine auf dem ganzem Weg zum Auto. Benny öffnet mir die Tür und als ich nicht einsteige, nimmt er mich einfach hoch und setzt mich rein. Die gesamte Fahrt verläuft schweigend. Benny schein zu spüren, dass ich jetzt einfach nicht reden will. Als das Psychiatriegelände vor uns auftaucht, breche ich das Schweigen. „Benny?“ Er schaut kurz zu mir. „Danke.“

Benny hat mich noch auf mein Zimmer gebracht, ist dann aber bald gegangen. Seit dem sitze ich wieder alleine in meinem Zimmer rum und ich weiß nur eins: Ich will Socke zurück!

Hey :)

Das Kapitel war jetzt wieder ganz normal aus der Sicht von Aimee. Jedes Kapitel, in dem ich vorher nichts ankündige ist aus Aimees Sicht geschrieben (Nur um Verwirrung zu verhindern) ;)

Auf dem Bild seht ihr das Grab von Socke, das Benny liebevoll hergerichtet hat. Süß von ihm, oder?

Wie findet ihr Benny eigentlich so?

LG PeerlessMystery

Life goes on.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt