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Am nächsten Morgen werde ich davon wach, dass mir mein Frühstück gebracht wird. Ich sollte wirklich versuchen, Nachts nicht mehr raus zu gehen... Ich schlafe in letzter Zeit viel zu lange...

Ich nehme mein Frühstück entgegen und beginne genüssliich zu essen. Nachdem ich fertig bin, rufe ich eine der Schwestern und frage nach Kohle. „Leider haben wir nur die Stifte, die du in deinem Schrank gefunden hast." Ich nicke enttäuscht und die Schwester geht wieder. Kurz darauf geht die Tür aber auch schon wieder auf und Tarik kommt herein spaziert. „Hey! Bist du bereit, mich zu malen?" fragt er vollkommen motiviert. Ich schaue ihn traurig an und beichte ihm das miiit der Kohle. „Oh... Warum gehen wir dann nicht einfach in die Stadt und kaufen welche? Hast du Geld da?" Ich nicke. „Ja, schon aber ich weiß nicht ob ich mit dir gehen darf... Mit Benny darf ich gehen, aber auch nur, weil er mich hier her gebracht hat..." Er seufzt. „Benny ist dein Freund, oder? Aber wir können es doch trotzdem mal versuchen. So schnell gebe ich nicht auf und ich bringe dich ja auch heile wieder zurück! Komm! Ziehe dir was Schickes an und dann gehen wir." Ich stehe auf und gehe zu einem der Schränke. Da Tarik nicht den Anschein macht, hinaus gehen zu wollen und ich mich nicht traue ihn darum zu bitten, lasse ich die Schranktür offen und stelle mich dahinter. Ich streife mir mein Nachthemd über den Kopf und schaue dann, was ich anziehen könnte. Plötzlich spüre ich, wie jemand von hinten die Hände um mich schlingt du mich an sich zieht. Ich atme Tariks Duft ein und für einen kurzen Moment bin ich wie gelähmt und lasse mich sogar in seine Umarmung fallen. Geht es dir eigentlich noch gut?! Hier umarmt dich gerade ein Typ von hinte,  den du gerade mal drei Tage lang kennst, während du halb nackt vor deinem Kleiderschrank stehst. HALLO? Erde an Aimee! Bewege dich jetzt endlich mal! Tue was! Schreit meine innere Stimme und als Tarik beginnt vorsichtig meinen Hals zu küssen, schaffe ich es mich zu räuspern. „Tarik..." flüstere ich. Wow! Was für eine Abfuhr! Sagt meine innere Stimme sarkastisch.Tarik scheint es genau so zu sehen, wie sie, denn er macht weiter und murmelt nur: „Hmmm..." Ich nehme seine Hände jetzt vorsichtig von meinem Bauch und drehe mich um. „Ich muss mich anziehen!"  sage ich, ohne auch nur ein klitze kleines bisschen Nachdruck in der Stimme. Er grinst und nickt. Dann nimmt er meine Hände in seine und küsst wieder meinen Hals und ich muss mich zusammen reißen, nicht den Kopf nach hinten zu legen oder aufzustöhnen. „Tarik, bitte!" Keuche ich und schiebe ihn sanft weg. Er seufzt, geht dann aber doch wieder auf die andere Seite der Schranktür. Jap. Ich denke jetzt hat er es auf jeden Fall kapiert! Warum hast du ihn nicht weg geschubst? So langsam nervt mich diese blöde Stimme in meinem Kopf. Ich wollte ihn nicht verletzen und außerdem... Ich will den Gedanken gar nicht erst zu Ende denken. Aber meine reizende innere Stimme ist da anderer Meinung. ... hat es dir gefallen! Ich ziehe mir ein T-Shirt über und schlüpfe in eine Hose. Ich muss mich wirklich beherschen, die Schranktür nicht zu zuknallen. Aber scheinbar ist sie dann doch etwas lauter zu gefallen, als beabsichtigt, denn Tarik schaut mich erschrocken an. „Was ist los?" fragt er mich auch sofort und ich antworte ihm, ohne nachzudenken: „Ich  hatte nur gerade eine ausführliche Diskussion mit meiner inneren Stimme." Kurz nach dem ich es ausgesprochen habe, schlage ich mir die Hand vor den Mund, weil mir schlagartig klar wird, was ich da gerade gesagt habe. Er schaut mich ein paar Sekunden verwirrt an, dann sagt er: „Hast du ernsthaft eine innere Stimme? Ich dachte erst, dass wäre ein Spaß..." Jaja... So kommt alles ans Licht. Ich nicke nur und schaue auf den Boden. „Weißt du, Aimee... Ich frage mich schon eine ganze Zeit lang, warum du hier bist." Ich atme zischend die Luft ein. Ich wusste, dass er mich dass irgendwann fragen würde und ich hatte die ganze Zeit schreckliche Angst vor dieser Frage. Ich seufze einmal und hole dann Luft, um diese Frage zu beantworten. „Du weißt ja, dass mein Vater mich misshandelt hat und meine Mutter tot ist." Ich schlucke, damit ich nicht in Tränen ausbreche. „An einem seiner guten Tage hat mir mein Vater eine Katze gekauft. Socke. Ich war total glücklich darüber, weil ich mir schon immer eine Katze gewünscht habe. Am nächsten Tag hat mir mein Vater morgens einen Brief von Benny gezeigt, in dem Benny mich fragt, ob wir uns treffen können. Mein Vater hatte den Brief natürlich schon gelesen und es mir verboten. Ich wollte aber unbedingt wissen, was Benny mir sagen wollte. Ich habe mich dann heraus geschlichen, als mein Vater zum Sport gefahren ist. Benny wollte gerade wieder gehen, als ich gekommen bin. Er hat mir diese Kette geschenkt." Ich halte ihm meine Kette hin und drehe sie um, damit er die Inschrift lesen kann. „Ich habe Benny alles über meinen Vater erzählt und wollte dann wieder nach Hause, damit ich vor meinem Vater zu Hause bin, aber Benny hat mich nicht gehen lassen. Er hat mich dann zu sich getragen und da habe ich dann übernachtet. Am nächsten Morgen bin  ich schnell nach Hause gelaufen, aber ich kam zu spät. Mein Vater hat Socke bereits umgebracht. Ich habe Sockes Leiche genommen und bin aus dem Haus gerannt. Mein Vater ist mir schon aufgelauert und mir gefolgt. Dann kam Benny angefahren und ich bin eingestiegen. Er ist schnell weg gefahren. Von dem Zeitpunkt an, kann ich mich nur noch an wenig erinnern, aber Benny hat mir erzählt, was passiert ist. Ich fasse mich mal kurz. Wir sind zu einem Haus in einem Wald gefahren und ich bin völlig durchgedreht. Ich habe geschrien und mich selbst im Fenster angestarrt. Irgendwann bin ich zusammen gebrochen und Benny hat mich hier her gebracht. Die Katze hat er im Wald vergraben. Die Ärzte hier haben festgestellt, dass ich eine Persöhnlichkeitsstörung habe und eventuell eine Schizophrenie bei mir vorliegt. Also kurz gesagt: Diagnose Psychose." Er schmunzelt kurz, wird dann aber wieder ernst. Statt irgendetwas zu sagen, kommt er nur ein paar Schritte auf mich zu und umarmt mich. Ich lasse mich in diese Umarmung fallen und atme seufzend aus. „Danke, dass du mir zugehört hast!" flüstere ich. „Danke, dass du es mir erzählt hast!" flüstert er zurück. Wir stehen noch lange Zeit so. Doch plötzlich verkrampft sich Tarik. Ich schaue auf und sehe, dass sein Blick fest auf die Tür gerichtet ist. „Was ist los?" frage ich noch, während ich mich umdrehe und schaue direkt in Bennys wütendes Gesicht.

Hey :)

Auf dem Bild seht ihr Benny.

LG PeerlessMystery

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