Kapitel 11 - Phillis

552 30 1
                                    

Bei Wincent angekommen gingen wir hoch und Wincent wollte kurz duschen und sich was anderes anziehen. Er war schon im Bad verschwunden, als Shayenne mich ansah. „Willst du vielleicht auch andere Klamotten haben? Du bist echt nass. Ich weiß mein Bruder ist ein schlechter Gastgeber", schmunzelte sie. „Wäre vielleicht nicht so doof", murmelte ich. „Du kannst was von mir haben, du musst nichts von ihm anziehen. Willst du auch warm duschen?", fragte sie und humpelte ins Schlafzimmer. Sie legte mir eine Leggings, Socken und einen Hoodie hin und sah mich an. „Brauchst du Unterwäsche?", fragte sie. „Nein, das geht schon", schmunzelte ich und Shayenne verschwand wieder. Ich zog erstmal meine nassen Sachen aus und schüttelte meine Haare auf, bevor ich mir die Leggings anzog und dann nach dem Hoodie griff. Genau in dem Moment flog die Tür auf und Wincent stürmte in den Raum. Er hatte ein Shirt und eine Boxershorts an und blieb wie angewurzelt stehen, als er mich bemerkte. Ich stand ebenfalls einfach da und starrte ihn an. Ich stand hier nur in BH und Leggings, so durfte mich kein Mann außer Richard sehen. Trotzdem konnte ich mich nicht bewegen, um meinen Körper zu verdecken oder etwas zu sagen. Wincents Blick wanderte über meinen Oberkörper und er kam dichter zu mir. Sein Blick klebte an meinen Rippen und als ich seinen Augen folgte war mir auch klar warum. Meine Rippen waren immer noch von einem abheilenden Bluterguss gefärbt und über diesen strich Wincent gerade mit seinen Fingerspitzen. Er hatte mein Geheimnis entdeckt, aber ich hatte auch gar nicht versucht es vor ihm zu verstecken.

Stumm liefen mir Tränen über die Wangen, während Wincents Blick immer noch auf mir lag. „War er das?", hörte ich dann seine Worte und sah zu ihm. Stumm löste ich mich von Wincent und zog mir Shayennes Hoodie über. „Ja", sagte ich dann leise. „Warum bleibst du bei ihm?", fragte Wincent und ich war in diesem Moment so dankbar, dass er mir keine Vorwürfe machte oder sonst was. „Weil er mich liebt, das passiert selten", erklärte ich. „Man sollte eine Frau nie verletzten", sagte Wincent. „Ich weiß", murmelte ich und ging zum Fenster. Wincent zog sich eine Hose an und verließ dann den Raum. Ich atmete noch ein paar Mal tief durch und folgte ihm dann. Shayenne saß auf dem Sofa und Wincent stand auf dem Balkon. „Alles gut bei euch?", fragte sie. „Klar", nickte ich und folgte Wincent. „Wenn du drüber reden willst, dann bin ich da, aber ich wollte dir auf keinen Fall zu nah treten", sagte er und sah mich vorsichtig an. „Alles gut, aber gerade möchte ich nicht reden", erwiderte ich und sah genau wie Wincent über die Stadt. „Das verstehe ich, aber du weißt wo ich wohne und wie du mich erreichst, ja", lächelte er sanft. „Danke", nickte ich und sah zu Wincent rüber. „Essen?", fragte er. „Gerne, was ist mit Shayenne?", fragte ich. „Die hat immer Hunger", lachte Wincent und wir gingen rein. „Shay, essen?", sagte er und ihre Augen leuchteten sofort. „Was gibts denn?", fragte Shayenne und setzte sich auf. „Das ist eine gute Frage", kratzte Wincent sich am Hinterkopf. „Ich kann sonst gerne was kochen", meinte ich unsicher. „Das musst du nicht, wir können auch einfach eine Pizza bestellen", sagte Wincent und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Du und deine Pizza", verdrehte Shayenne die Augen. „Ich kann nichts anderes", lachte Wincent. „Dann lass Phillis und mich halt kochen", sagte Wincents Schwester und stand nun auf. „Du musst ja wohl eher deinen Fuß schonen", meinte ich sofort. „Nen bisschen was schneiden kann ich schon", schmunzelte Shayenne und wir gingen gemeinsam in die Küche.

Ziemlich schnell hatten wir eine Idee, was wir aus dem Inhalt des Kühlschranks kochen konnten und während Shayenne den Salat vorbereitete, stand ich am Herd und kochte. Wincent saß irgendwie nur da und war am Ende einfach für die Musik zuständig. Ich fühlte mich mal wieder richtig gut, ausgelassen und konnte einfach für einen Moment alles einfach nur genießen. Lächelnd stellte ich das Essen auf den Tisch und sah Wincent an, welcher auch nur zufrieden lächelte. Wir kannten uns erst so kurz und ich wusste jetzt schon, dass er mir einfach nur gut tun würde. Wir redeten beim Essen eine ganze Weile, bis wir alles restlos verputzt hatten. Ich sah auf die Uhr und erschreckte kurz, warum es schon so spät war. „Ich muss dann jetzt auch Heim", sagte ich leise und Wincent sah mich an. „Ich fahr dich noch", lächelte er und stand auf. „Ich zieh mich noch schnell wieder um, danke für die Sachen", sagte ich zu Shayenne und ging kurz ins Bad, bevor ich mir meine Schuhe anzog und mit Wincent zum Fahrstuhl ging. „Alles gut?", fragte er leise. „Naja, zu Hause ists nicht so entspannt und schön wie mit euch", seufzte ich. „Aber du willst ihn um keinen Preis verlassen?", fragte Wincent nochmal. Ich schüttelte den Kopf und sah zu Boden. „Ich liebe ihn, sehr sogar. Und er mich auch, wenn er sich im Griff hat", meinte ich und erkannte ihm Augenwinkel, wie Wincent den Kopf schüttelte. Aber diese mentale Abhängigkeit von einer Person, die einem nicht unbedingt immer gut tat, konnte eben nicht jeder verstehen, vor allem nicht, wenn man immer nur in gesunden Beziehungen gelebt hatte. Wir gingen zum Auto und fuhren durch die Abenddämmerung. „Willst du mir vielleicht deine Nummer geben? Dann seh ich besser, wenn du dich meldest", sagte Wincent kurz bevor wir bei mir waren. „Ich würde gerne, aber Richard kontrolliert meine Nachrichten", gestand ich. „Ich mag ihn nicht", brummte Wincent. „Ich weiß, aber das gehört zu mir, wenn du das nicht kannst...", begann ich, doch Wincent unterbrach mich sofort.

„Doch, ich kann mein Unverständnis nur nicht immer zurückhalten", seufzte er. „Ich weiß. Aber ich kann mir die Tage ne zweite Nummer besorgen und dir die dann schicken, von dem Handy weiß Richard ja eh nichts", schlug ich vor und Wincent nickte. „Mach das. Ich werd morgen mit Shayenne erstmal nach Eutin fahren, aber du kannst dich ja einfach melden", sagte er. „Das mache ich", schmunzelte ich, als Wincent vor meiner Tür parkte. Wir stiegen aus und ich checkte erstmal erleichtert, dass Richard noch nicht da war. Wincent zog mich einfach in seine Arme und hielt mich fest. „Pass auf dich auf", flüsterte er dann, bevor er mich losließ und wieder einstieg. 

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt