Kapitel 48 - Wincent

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Müde aber glücklich kam ich von den The Voice Kids Aufzeichnungen nach Hause. Ich schloss die Tür auf, schmiss meine Schuhe und meine Jacke in die Ecke, wusch mir die Hände und ging dann ins Wohnzimmer. Dort erschrecke ich mich zu Tode, denn da saß Phillis auf meinem Sofa. „Oh mein Gott Phillis, was machst du hier", ging ich zu ihr und da sah sie mich an. Mir stockte der Atem und ich bekam kein Wort mehr raus. Sie... ich konnte es nicht beschreiben. Vorsichtig ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie. „Komm her", flüsterte ich und nahm sie in den Arm, doch sie entzog sich mir sofort wieder. „Hast du Schmerzen?", fragte ich und sie nickte. „Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig. „Richard", murmelte Phillis. „Ja, dass Richard passiert ist, ist mir klar, aber der hat dich ja richtig zusammengeschlagen", sagte ich. Ich war so sauer auf diesen Kerl und am liebsten wäre ich selbst ausgerastet, aber ich wusste, dass Phillis damit nicht umgehen könnte und so versuchte ich ruhig zu bleiben. „Ich weiß gar nicht, was das Problem war", meinte Phillis leise und zu meinem Erstaunen weinte sie nicht. „Du musst ins Krankenhaus", sagte ich dann einfach und ich wusste, dass sie sich wehren würde. „Nein Wincent, ich geh nicht ins Krankenhaus", kam postwendend zurück. „Phillis, bitte", seufzte ich. „Ich möchte nicht", begann sie nun doch zu weinen. „Okay, dann zeig mir bitte wenigstens alles, damit ich schauen kann", seufzte ich. Phillis nickte unsicher und stand auf. „Wir gehen ins Bad", sagte ich leise und griff nach ihrer Hand. Ich schnappte mir noch schnell warme Sachen von mir und ging dann mit Phillis ins Bad. Ohne weiterte Widerworte zog sie sich aus und mein Atem stockte ein weiteres Mal an diesem Abend. Neben ihrem Gesicht war auch ihr gesamter Oberkörper von roten Stellen übersehen und ihre Arme sahen nicht besser aus. Phillis drehte mir dann den Rücken zu, um ihr Oberteil weg zu legen und ich sog einfach nur noch Luft ein.

Ihr Rücken war ein Schlachtfeld aus Schnitten und ich bildetet mir ein, dass da auch noch Scherben drin steckten. „Alter, der Kerl gehört hinter Gitter", schrie ich nun doch und Phillis begann sofort zu Weinen und trat einen Schritt von mir zurück. „Es tut mir leid", schob ich sofort leise hinterher und sah sie weiter an. „Du hast heftige Schmerzen oder?", fragte ich und Phillis nickte. „Ich weiß du willst das nicht, aber ich werde jetzt einen Krankenwagen anrufen", sagte ich und holte mein Handy raus. Phillis setzte sich einfach nur auf den Toilettendeckel und schwieg. Ich rief also einen Krankenwagen und wenig später klingelte es an meiner Tür. Ich öffnete und eine junge Dame und ein Herr standen vor mir. „Kommen Sie rein", sagte ich und schloss die Tür zum Bad, wo Phillis war. „Sie haben uns gerufen?", fragte der Mann. „Ja... also... im Bad ist eine Freundin von mir. Ihr Freund... er ist mal wieder ausgerastet, sie werden es vermutlich sehen und ich kann mir auch vorstellen, dass sie denken ich war es, aber bitte helfen sie ihr einfach", sagte ich. Die beiden sahen sich kurz an und die Frau ging dann zu Phillis ins Bad, während der Kerl bei mir blieb. „Herr?", fragte er. „Weiß", antwortete ich. „Herr Weiß, meine Kollegin wird ihre Freundin jetzt befragen und untersuchen. Sollte sich der Verdacht ergeben, dass sie die Dame verletzt haben, werden wir zu ihrem Schutz die Polizei rufen", erklärte er. „Das verstehe ich, aber ich kam eben von einem Dreh nach Hause und sie hat sich aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu mir gerettet", erklärte ich. „Ich glaube Ihnen, aber ich werde das von der Meinung meiner Kollegin abhängig machen", erklärte er. „Sind sie Wincent?", sag die Frau dann aus dem Bad. Ich nickte. „Kommen sie bitte?", fragte sie und ich folgte ihr ins Bad. Phillis saß in der Ecke und schien Niemanden an sich ran lassen zu wollen. „Hey, lass dir bitte helfen, ich bin auch hier", sagte ich und sie sah die Sanitäterin an. Phillis nickte dann und die Sanitäterin holte ihren Kollegen dazu.

Beide berieten sich kurz und entschieden dann zum Glück, dass sie Phillis hier helfen konnten. Sie säuberten die Wunden am Rücken und empfahlen mir ein Schmerzmittel, bevor sie sich von Phillis nochmal bestätigen ließen, dass sie weder ins Krankenhaus wollte, noch die Polizei brauchte. Ich brachte die beiden dann raus, bevor ich Phillis half sich was über zu ziehen und sie in mein Bett brachte. Phillis rollte sich sofort Zusammen und ich legte mich neben sie. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?", fragte ich sanft. „Ich weiß es nicht. Er war sauer, weil ich länger gearbeitet habe und als mir dann was runter gefallen ist, ist es vollkommen eskaliert", weinte Phillis und kuschelte mich an seine Brust. „Das kann so nicht weiter gehen", murmelte ich. „Ich weiß", sagte Phillis und schwieg dann wieder. Ich stand nochmal auf, um mir was zu Essen zu machen und als ich das nächste Mal nach Phillis sah, war sie eingeschlafen. Würde ich diesen Typen irgendwann in meinem Leben mal treffen, er wäre danach Brei. Mindestens.

Am nächsten Morgen musste ich ziemlich früh wieder ins Studio. Bevor ich los ging, weckte ich Phillis vorsichtig. Sie sah super scheiße aus, aber als sie mich sah lächelte sie minimal. „Ich muss jetzt zum Dreh und komme erst heute Abend wieder. Ruh dich bitte auch und BITTE, bleib hier", sagte ich leise. „Ich kann mich eh kaum bewegen", murmelte Phillis und sah mich an. „Wenn was ist, ruf mich an. Ich lasse mein Handy heute an", sagte ich und strich ihr durch die Haare. „Mach ich", erwiderte Phillis und sah mich an. Ich legte meine Lippen dann einfach ohne weiter nachzudenken auf ihre und gab ihr einen sanften Kuss.

Der Tag war für mich pure Folter, ich wollte einfach nur bei Phillis sein und auf sie aufpassen, aber ich musste mich auf meine Arbeit mit den Kids konzentrieren. In jeder freien Minute schrieb ich Phillis, ob es ihr gut ging und irgendwann bekam ich nur noch einen Daumen hoch zurück. Man mag meinen, ich bin überfürsorglich, aber ich machte mir einfach scheiß Sorgen um sie. 

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt