Kapitel 12 - Phillis

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TW körperliche und psychische Gewalt

In unserer Wohnung angekommen zog ich mich aus und schmiss sofort all meine Klamotten in die Waschmaschine, damit Richard bloß nirgends den Geruch von Wincent ausmachen konnte, welcher mir noch in der Nase hing. Ich duschte mich ab, zog mir bequeme Klamotten an und wollte gerade meine Haare föhnen, als die Wohnungstür aufging. „Phillis?", rief Richard und ich trat aus dem Bad in den Flur. „Da bist du ja, ich hab dich so sehr vermisst", sagte er und zog mich in seine Arme, um mir einen sanften Kuss zu geben. Richard hatte einen richtig guten Tag, erzählte von der Arbeit und von allem, was sonst so passiert war, während wir auf dem Sofa kuschelten und einfach unseren Abend genossen. Es wirkte alles so herrlich normal und ich war mir endlich wieder sicher, dass es richtig war, bei ihm zu bleiben.

Und so liefen die nächsten Tage vor sich hin. Richard war ausgeglichen, kam pünktlich von der Arbeit heim und war mir gegenüber immer entspannt. Ich selbst war für meine Schichten im Café und wie immer zwei mal die Woche beim Sport und schrieb ab und an mit Wincent hin und her. Ich hatte es nun auch endlich mal geschafft mir eine Sim-Karte zu besorgen, aber das Einrichten bekam ich einfach nicht hin, ohne dass Richard es mitbekam. Und diese Gelegenheit bot sich kaum. So nutzte ich heute meine Mittagspause im Café dazu das Handy einzurichten und Wincent dann endlich die Nummer zu schicken. „Wann sehen wir uns denn endlich mal wieder?", war die erste Nachricht die ich darauf hin bekam. „Ich weiß es nicht, Richard ist momentan ständig zu Hause", tippte ich. „Der nervt🙄", kam es nur zurück und ich musste schmunzeln. „Bist du denn in Berlin?", fragte ich. „Ja, ich hab nur immer bis 17 Uhr Termine, danach bin ich zu Hause", kam es postwendend. „Ich melde mich", schrieb ich nur und musste dann auch wieder an die Arbeit.

Der Tag flog nur so an mir vorbei und ich fuhr heim. Richard wartete schon auf mich und sah mich böse an. „Hey", sagte ich leise. „Ich fahre morgen auf Dienstreise", klatschte er mir nur entgegen. Ich nickte und setzte mich neben ihn. „Ich bin drei Tage weg, ich kann mich auf dich verlassen, oder?", fragte er und fixierte mich mit seinem Blick. „Natürlich", nickte ich. „Schau mich dabei an", wurde Richard laut. Vorsichtig sah ich ihn an und nickte. „Du kannst dich auf mich verlassen", wiederholte ich mit schwacher Stimme. „Gut, dann kannst du jetzt kochen", sagte er und ich ging in die Küche. Ich machte mich an die Arbeit und summte vor mich hin. Irgendwann wurde aus meinem Summen ein Singen und ich merkte gar nicht, wie Richard im Türrahmen erschien. „Sollst du Singen?", fragte er laut und packte mich im gleichen Moment. „Nein", sagte ich sofort und senkte meinen Blick. „Warum machst du es denn?", schrie er und hielt mich an der Hüfte fest. „Es tut mir leid", murmelte ich und spürte wie Richards Griff fester wurde. „Du tust mir weh", murmelte ich. „Dann merkst du es dir vielleicht mal ein für alle mal", schrie er und schubste mich gegen die Arbeitsfläche, bevor er die Küche wieder verließ. „Sieh zu, dass das Essen fertig wird", brüllte er noch. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Rücken, während ich mich wieder zum Herd drehte und mich aufs Kochen konzentrierte, während ich wahnsinnige Schmerzen hatte.

Der restliche Abend verlief relativ ruhig. Richard redetet nicht mit mir, sondern machte seinen Kram und als er zum Duschen im Bad verschwand nutzte ich die Möglichkeit Wincent zu schreiben. „Richard fährt morgen wieder, kann ich zu dir kommen?", tippte ich schnell und packte mein Handy wieder weg. Wir gingen dann schlafen, zumindest versuchte ich es. Mein Rücken schmerzte total und ich konnte kaum liegen, aber wenn ich aufstehen würde, wäre Richard nur wieder sauer auf mich. Somit lag ich in der Nacht einfach nur rum und starrte an die Wand, in der Hoffnung, dass ich morgen zu Wincent gehen konnte. Am Morgen hatte Richard es eilig, sein Zug fuhr und so war ich ab sieben Uhr alleine und sah endlich wieder auf mein zweites Handy. Ich hatte viele Nachrichten von Wincent.

*klar kannst du vorbei kommen😀*

*Wann kannst du denn? Ich hab erst noch Termine bis um fünf*

*Phillis?*

*Alles gut?*

*Hey, melde dich! Hat er dir was getan?*

*Phillis!*

*Wenn du mir bis um acht morgen nicht schreibst komm ich vorbei und schau nach den Rechten*

Ich drückte einfach schnell auf das Anruf-Symbol und wenig später hatte ich Wincent am Telefon. „Oh Gott gehts dir gut?", fragte er sofort. „Ja, es tut mir leid, aber du weißt doch, dass das nicht mein richtiges Handy ist. Wenn Richard da ist muss ich das verstecken, da kann ich dir nicht ständig schreiben", erklärte ich. „Ich hatte trotzdem kein gutes Gefühl", seufzte Wincent. „Mir gehts gut. Ich hab frei heute, kann ich zu dir kommen, wenn du mit den Terminen fertig bist?", fragte ich. „Ich würde mich freuen, ich kann sonst auch zu dir kommen", schlug Wincent vor. „Da wäre mir nicht so wohl bei", murmelte ich. „Versteh ich. Soll ich dich abholen?", fragte Wincent. „Ich wollte noch kurz in die Stadt, ich würde dann einfach zu dir kommen", sagte ich und Wincent stimmte zu. Der Plan für den Tag stand also, in der Hoffnung, dass mein Rücken mitmachen würde. 

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt