Kapitel 18 - Wincent

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Wenig später hörte ich Nadine die Wohnung betreten und ging in den Flur. „Was habt ihr zwei wieder angestellt", schmunzelte sie. „Nichts, aber eine Bekannte von mir braucht dringend deine Hilfe. Kannst du mir versprechen, dass du ihr keine Fragen über die Hintergründe stellst?", fragte ich. „Was zur Hölle hast du getan?", fragte Nadine schockiert. „Nichts, aber wer anders. Nadine, bitte", flehte ich. „Ja, alles gut", nickte sie und folgte mir ins Wohnzimmer. „Ich geh in die Küche nen Tee machen", meinte Marco und verschwand. Ich setzte mich wieder neben Phillis und sie sah unsicher zu Nadine. „Hey, ich bin Nadine. Ich hab gehört, ich soll mir dich mal anschauen", lächelte Nadine und Phillis nickte unsicher. „Sie will dir wirklich nur helfen", flüsterte ich und Phillis griff nach meiner Hand. „Ich schau mir erstmal deine Lippe hier an", sagte Nadine und drückte ganz vorsichtig auf Phillis Gesicht rum. Sie holte sich dann eine Schüssel mit warmen Wasser und säuberte vorsichtig ihr Gesicht. „Also das ist nichts Schlimmes. Da machen wir nachher ein bisschen Wundsalbe drauf und dann ist das übermorgen wieder weg", lächelte Nadine und Phillis entspannte sich langsam. „Hast du noch mehr?", fragte Nadine ruhig und Phillis schüttelte den Kopf. „Phillis", seufzte ich. „Wincent magst du sonst mal rausgehen?", fragte Nadine mich und ich stand auf. „Nein, er muss hier bleiben", platzte es aus Phillis heraus. „Dann lass dir aber bitte helfen", sagte ich ruhig und strich über ihre Hand. „Ich hab noch mehr", murmelte Phillis dann. „Ich schau mir das mal vorsichtig an", sagte Nadine und Phillis löste sich von mir, um ihren Hoodie auszuziehen. Sie hatte noch ein Shirt an, aber allein ihre Arme ließen meinen Atmen stocken. Auf ihrem rechten Arm war eine riesige Verbrennung zu sehen. „Was hat er gemacht", gab ich schockiert von mir. „Frag einfach nicht", murmelte Phillis und ich hoffte einfach, dass sie mit mir reden würde, wenn wir alleine waren.

Nadine sah sich ihren Arm an und säuberte die Wunde. „Damit ich das vernünftig verbinden kann, solltest du das Shirt ausziehen und gegen ein sauberes tauschen", erklärte Nadine und Phillis nickte. Zögerlich zog sie ihr Shirt aus und dabei stockte mir echt der Atem. Ihr gesamter Oberkörper war von verschiedensten Flecken in den krassesten Farben überseht. Es gab ein paar Bereiche, die nicht unterlegt waren, aber das war einfach zu krass. Und das stammte nicht nur von heute, da waren ältere blaue Flecken dabei. Ich starrte noch einen Moment schockiert auf ihren Oberkörper, bevor ich aufsprang und in die Küche stürmte. „Ich bring den Kerl um", murmelte ich immer wieder und lief dort auf und ab. „Damit ist Niemandem geholfen", mischte Marco sich irgendwann ein. „Geh rüber und schau dir das an. Wie kann er es wagen sie überhaupt anzufassen", wurde ich laut. „Wincent, komm runter", sagte Marco und ging tatsächlich kurz rüber. Wenig später stand er wieder neben mir. „Ihr Freund?", fragte er nur und ich nickte. „Ich hoffe sie geht nicht wieder zu ihm zurück", seufzte ich und ließ mich an dem Tisch sinken. „Darüber sollten wir uns nicht heute Abend Gedanken machen. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber sie braucht dich gerade und zwar in Ruhe. Das ist ein großer Vertrauensbeweis, dass sie hier her gekommen ist", sagte Marco und ich wusste, dass er Recht hatte. Ich nickte nur und ging langsam wieder rüber. Phillis hatte mittlerweile ein Langarmshirt an und kauerte auf dem Sofa, während Nadine auf dem Weg in die Küche war. „Hat sie was Schlimmes? Innere Verletzungen?", fragte ich sofort. „Nein, es ist alles gut Wincent", lächelte Nadine leicht. Ich ging dann zu Phillis und setzte mich neben sie. „Ich bin froh, dass du hier bist", flüsterte ich und da kuschelte sie sich an mich.

„Ich wusste nicht, wo ich hinfahren sollte", murmelte Phillis. „Ich hätte früher an mein Handy gehen müssen", meinte ich und sah Phillis an. „Ich hätte genau so lange hier her gebraucht, du hast keine Schuld Wincent", erwiderte sie. „Aber ich hätte vielleicht auch einfach früher wieder nach Berlin kommen müssen, ich dachte dir ging es gut", meinte ich und ließ mich langsam zurück sinken. „Ich wollte nicht, dass du dich sorgst", flüsterte Phillis. „Das ist nicht dein Ernst", seufzte ich und sah sie an. „Können wir wann anders darüber reden", bat Phillis mich und ich nickte. Marco und Nadine sahen dann vorsichtig um die Ecke. „Wollt ihr auch noch Tee?", fragte er. „Gerne", nickte ich und nahm ihm zwei Tassen ab. Eine drückte ich Phillis vorsichtig in die Hand und die andere behielt ich. „Danke für eure Hilfe", murmelte Phillis. „Das ist selbstverständlich", sagte Nadine und auch Marco stimmte ihr sofort zu. Ich drückte Phillis weiter sanft an mich und ich merkte, wie langsam die Anspannung von ihr abfiel. Marco und Nadine verabschiedeten sich dann relativ bald ins Bett und auch ich ging kurz ins Bad. Phillis saß immer noch auf dem Sofa und starrte an die Wand. „Hey, geh kurz ins Bad und dann gehen wir schlafen", flüsterte ich. Phillis stand auf und ich schmiss kurz die Bettdecken und so aufs Sofa, bis sie wiederkam. „Ist das okay für dich, wenn wir hier zusammen schlafen, ich schlaf sonst auf dem Boden", sagte ich, doch Phillis schüttelte den Kopf. „Ich will nicht alleine sein", murmelte sie. „Ich bin da", erwiderte ich ruhig und legte mich hin. Phillis legte sich neben mich und suchte vorsichtig den Körperkontakt zu mir. „Komm her", flüsterte ich und zog sie in meinen Arm. Damit begann eine sehr unruhige Nacht, denn Phillis hatte Schmerzen und fand kaum eine Position in der sie liegen konnte. Es dauerte ewig, bis sie irgendwann schlief. 

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt