Kapitel 24 - Phillis

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Ich schloss die Tür zu unserer Wohnung auf und sah mich um. Es sah aus wie immer, gut ich war ja auch gestern erst hier. Mein erster Gang führte zur Waschmaschine. Ich schmiss meine Kleidung der letzten Tage dort rein und zog mir direkt etwas Frisches an. Dann ging ich ins Wohnzimmer, wo ich fast zu Tode erschrak. Richard saß auf dem Sofa und starrte mich an. „Phillis, ich dachte du kommst nie mehr wieder", sagte er und seine Stimme klang traurig. „Ich habe doch gesagt, dass ich Zeit brauche", murmelte ich und in dem Moment zog er mich schon in seine Arme. „Es tut mir so leid, ich werde mich ändern. Ich will dir nie wieder weh tun, ich war ein schlechter Mensch", redete er auf mich ein und ich war mir sicher, er würde weinen. Ich traute mich gar nicht etwas zu sagen, ich kannte Richard so nicht und ich war wirklich noch etwas skeptisch. Würde er sich wirklich für mich ändern?

Die nächsten zwei Wochen waren anders. Richard hatte sich wirklich geändert. Er behandelte mich anders, wir führten nahezu eine normale Beziehung. Und das erzählte ich Wincent neulich in einem Telefonat sehr glücklich. Er hingegen wirkte eher bedrückt, worauf ich ihn auch ansprach. „Ich freu mich für dich, wirklich. Aber das bedeutet nunmal auch, dass unsere Treffen in Zukunft wohl anders verlaufen würden", sagte er darauf. Ich war hin und her gerissen, Wincent war mir nicht egal, aber meine Chance auf eine normale Zukunft mit Richard wollte ich zu diesem Zeitpunkt nun auch nicht verspielen.


Das sah aber weitere zwei Wochen später schon wieder ganz anders aus. Ich hatte in drei Tagen Geburtstag und Richard hatte mir gerade gebeichtet, dass er für zwei Wochen auf Dienstreise in die USA musste. Zwei Wochen. Zu meinem Geburtstag. Ja, die richtig schöne Zeit ging schneller vorbei als erwartet. Richard war immer noch nicht gewalttätig zu mir, aber sein Kontrollzwang hatte wieder zugenommen. Ich war genervt davon, aber ich traute mich nicht ihm das zu zeigen. Zu groß war mittlerweile wieder die Angst, dass er mich misshandeln würde. Meine letzten Verletzungen waren gerade alle abgeheilt und mein Körper sah so herrlich gesund aus. Gerade schrieb ich mit Wincent.

P: „Richard fährt ab morgen für zwei Wochen weg🙄"

W: „Warum so genervt, ich dachte es läuft gerade gut bei euch"

P: „Es geht, er tut mir nicht weh, das ist das Wichtigste. Aber ich hab in drei Tagen Geburtstag und werde hier alleine vergammeln"

W: „Ich hab noch nen Termin, sonst würde ich kommen"
P: „Scheiße😩"

W: „Du kannst doch zu mir kommen🤩"

P: „Nach München?"

W: „Ja 😀"

P: „Und wie soll ich Richard das erklären?"

W: „Keine Ahnung, versuch es. Er ist doch so entspannt😋"

P: „Du bist doof, aber ja ich versuche es"

Danach packte ich das Handy weg. Niemals würde Richard es mir erlauben zu Wincent zu fahren. Aber ich wollte es auf jeden Fall versuchen. Und so ging ich zum ihm und sah ihm kurz zu, wie er seine Sachen packte. „Na, was ist los?", fragte er ohne jegliche Emotion in der Stimme. „Weißt du, ich dachte wir machen an meinem Geburtstag was Schönes", seufzte ich. „Kannst du doch auch alleine", zuckte Richard mit den Schultern. „Du lässt mich eh nicht alleine wegfahren", sagte ich unsicher. „Wenn du mir deinen Standort teilst und mir jeden Tag schreibst, was du gemacht hast", sagte Richard und lächelte leicht. „Echt?", fragte ich schockiert. „Phillis, ich möchte, dass du glücklich bist", erklärte er und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er ins Bad ging.

P: „Ich darf alleine wegfahren. Gibt ein paar Regeln, aber ich würde morgen zu dir kommen, wenn ich darf 😍", schrieb ich Wincent sofort.

W: „Was hast du mit dem Kerl gemacht. Aber ich freu mich, wir machen dir einen schönen Geburtstag ❤️"

P: „Ich schick dir morgen unterwegs meinen Zug, er darf ja nicht wissen, dass ich wen besuche"

W: „Machen wir so"

Den Abend verbrachte ich noch mit Richard, welcher aber wollte, dass wir früh schlafen gingen. Gemeinsam mit Richard fuhr ich dann zum Bahnhof und während er in den Zug Richtung Flughafen stieg, ging es für mich nach München. Ich hatte Wincent meine Verbindung geschickt und hatte nun gut fünf Stunden Fahrt vor mir. „Ich komm dich am Bahnhof abholen😀", schrieb Wincent mir irgendwann kurz bevor ich da war. „Meinst du, dass das eine gute Idee ist", antwortete ich nachdenklich. „Ja und das lasse ich mir nicht nehmen🙃", schrieb er. Ich musste leicht lächeln und hörte noch einen Moment Musik, bis der Halt in München durchgesagt wurde. Ich packte meine Sachen zusammen und ging zur Tür. Ich konnte es kaum erwarten endlich eine Weile außerhalb von Berlin mit Wincent zu verbringen. Kaum hatte der Zug gehalten und die Türen gingen auf, stürmte ich auf den Bahngleis und sah mich nach Wincent um. Relativ Abseits stand er mit seinem schwarzen Hoodie und starrte in die andere Richtung. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und die Hände in den Hosentaschen. Ich ging auf ihn zu und wurde bei den letzten Schritten noch ein wenig schneller, bevor ich mich in seine Arme schmiss. „Vier Wochen sind viel zu lange ohne dich", murmelte ich und sog Wincents Duft ein. Er drückte mich an sich und wollte mich wohl kaum wieder los lassen. „Darf ich?", murmelte er irgendwann. Irritiert löste ich mich und sah ihn an. „Was?", fragte ich. Wincent beugte sich zu mir und legte seine Lippen kurz auf meine. „Das", flüstertet er und sah mich an. „Darfst du", lächelte ich und genoss den längeren Kuss, den ich danach bekam. Lächelnd lösten wir uns und Wincent sah mich an. 

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt