Kapitel 5 - Wincent

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Phillis ging mir in gewisser Weise nicht mehr aus dem Kopf. Klar war sie eine bomben Frau, aber tatsächlich lag das alles eher an meinem Helfersyndrom. Ich hatte von Anfang an irgendwie ein komisches Gefühl und ich war mir sicher bei ihr stimmte irgendwas nicht. Ich wollte sie wiedersehen, warum auch immer und ich durchforstete wirklich halb Instagram. Das Foto von ihr und den Mädels hatte ich ziemlich schnell gefunden und es waren auch alle markiert, nur sie nicht. Ich suchte und suchte tagelang, bis ich irgendwann durch Zufall unter irgendeinem Bild einen Kommentar entdeckte, in dem Jette, eine von den Mädels mit dem Phillis damals unterwegs war, eben eine Phillis erwähnt hatte. Sofort schaute ich mir das Profil genauer an. Es war ziemlich leer und auf dem Profilbild war nicht wirklich viel zu erkennen, aber so oft gab es diesen Namen nun wirklich nicht und so schrieb ich ihr einfach eine eindeutige Nachricht. Eine Antwort bekam ich allerdings nicht und so langsam zweifelte ich daran, ob das so eine gute Idee war. Diesen Gedanken musste ich allerdings jetzt erstmal vertagen, da meine Schwester mich für zwei Tage hier in Berlin besuchen wollte und ich sie jetzt erstmal vom Bahnhof abholen musste. Genau das tat ich auch und war einfach nur glücklich meine kleine, mittlerweile fast erwachsene, Schwester in die Arme schließen zu können. „Ich hab so Hunger", seufzte sie, als sie neben mir her ging. „Wo willst du hin?", fragte ich und sah zu ihr rüber. „Irgendwo, wo du nicht ständig angesprochen wirst", schoss es sofort aus Shayenne heraus. „Dann lass uns Heim gehen und was bestellen", schlug ich vor. „Das ist auch doof", seufzte sie. „Dann schlag was besseres vor", schmunzelte ich. Meine Schwester zückte ihr Handy und tippte kurz drauf herum, bis sie mich ansah. „Hier in der Nähe ist ein kleines Café, da sollen laut Google nur alte Leute rumhängen", sagte sie. „Das ist nicht so mein Klientel, lass uns das probieren und sonst gehen wir halt wieder", lächelte ich und bahnte mir zusammen mit meiner Schwester den Weg durch die Stadt.

Wir fanden das Café und es war so schön dort. Klein und idyllisch und wirklich viele alte Leute. Wir bekamen einen Tisch am Fenster und ließen uns dort nieder. Die Bedienung brachte uns die Karten und wir fanden ziemlich schnell etwas zu Essen. Es gab leckeren Kuchen, Waffeln und für meine Schwester auch was Herzhaftes. Wir bestellten und bekamen unseren Kaffee. „Ist Phillis immer noch krank?", hörte ich einen älteren Herren fragen und bei dem Namen Phillis wurde ich sofort hellhörig. „Hast du nen Geist gesehen?", fragte meine Schwester, doch ich brachte sie sofort zum Schweigen, um die Antwort der Bedienung zu hören. „... wieder da, hat gerade nur Pause", waren die einzigen Fetzen, die ich aufschnappen konnte. Ging es um die Phillis, die ich auch kannte? Die, die mir nicht auf meine Nachricht antwortete? Ein bisschen neben mir stehend konzentrierte ich mich dann wieder auf das Gespräch mit meiner Schwester und nachdem ich mich noch fünf mal umgesehen hatte, gab ich dann auch auf. Ich hatte vermutlich einfach den falschen Namen verstanden oder es ging gar nicht um die Person, an die ich gerade dachte. Aber ich fragte mich seit Tagen, ob es ihr gut ging, so wie sie drauf war beim Konzert. Phillis wirkte dort irgendwie verängstigt und nicht so, als ob es ihr gut ging. Unser Essen kam dann aber und ich beschäftigte mich endlich wieder mit meiner Schwester und versuchte nicht allzu oft mit meinen Gedanken abzuschweifen.

„Darf ich bei euch schon abräumen?", erklang dann auf einmal eine mir bekannte Stimme neben mir und ich hob meinen Blick. „Oh", machte Phillis dann. „Und da wurdest du doch wieder erkannt", verdrehte meine Schwester die Augen. „Nein, wir kennen uns", sagte ich zu Shayenne und stand auf. „Hey", lächelte ich Phillis an und zog sie einfach in eine kurze Umarmung, bevor ich mich wieder setzte. „Was machst du hier?", fragte Phillis irritiert. „Mit meiner Schwester in nem Café essen, wo vorzugsweise keine Fans sind", lachte ich. „Ich denke das passt zu unserem Ruf, ja", schmunzelte sie.

„Und du?", fragte ich. „Ich arbeite hier", schmunzelte Phillis und griff dann nach unseren Tellern. Dabei fiel mein Blick auf ihr Handgelenk, welches irgendwie nicht normal aussah. Da war so ein leicht dunkler Streifen, als hätte sie jemand festgehalten oder so. Als Phillis meinen Blick bemerkte, zog sie ihre Hand sofort weg und nahm die Teller an sich. „Darf es bei euch denn sonst noch was sein?", fragte sie und ich sah zu meiner Schwester. „Ich hab noch, danke", lächelte sie. „Ich würd sonst nachher schon die Rechnung nehmen", erwiderte ich und Phillis verschwand. „Woher kennt ihr euch?", fragte Shayenne und musterte mich. „Sie musste nach nem Konzert super lange warten, bis sie abgeholt wurde, da kamen wir irgendwie ins Gespräch. Sie hat was an sich, was echt besonders ist", erklärte ich. Meine Schwester sah zur Seite und beobachtete Phillis, wie sie sich mit einem älteren Pärchen unterhielt. „Das hat sie. Sie ist ein sehr charismatischer Mensch", nickte meine Schwester dann. „Kein negativer Spruch?", schmunzelte ich. „Naja du hast keine Herzchen in den Augen, sondern hast einfach mal erkannt, dass sie was an sich hat. Was willst du machen?", fragte Shayenne. „Keine Ahnung. Sie fragen, ob wir uns mal sehen. Aber sie hat einen Freund, das wäre eher auf ner freundschaftlichen Ebene", philosophierte ich. „Ach Wincent", seufzte meine Schwester. „Was?", schmunzelte ich. „Du stehst schon auf sie", grinste Shayenne. „Ich will sie kennenlernen, heißt das immer direkt, dass ich auf sie stehe?", fragte ich leise. Shayenne grinste nur und warf mir dann einen Luftkuss zu. „Ich würde sie glaube ich mögen", sagte sie dann und stand auf um auf Toilette zu gehen.

Dein Zauber der Dich umgibt // Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt